Betriebsgebäude dämmen? Energieeffiziente Technik kaufen? Betriebsabläufe verändern oder den Stromanbieter wechseln? Angesichts der hohen Energiepreise grübeln auch Handwerksbetriebe, an welchen Stellen sie Energiekosten einsparen können. Hier finden sie eine gezielte Anleitung.

Bäcker, Friseure, Tischler oder auch das Kfz-Handwerk – sie und viele andere Gewerke im Handwerk leiden besonders unter den hohen Energiepreisen. Sich aktiv darum zu kümmern, die eigene Technik umzurüsten, Arbeitsabläufe zu hinterfragen oder gar alles so zu verändern, damit die Belastung sinkt – dazu fehlt in vielen Betrieben die Zeit. Entsprechend sind Energieberatungen ein wichtiges Thema im Handwerk. Oft sind die Handwerker dabei allerdings primär die Akteure, die beraten und nicht die, die selbst Beratungen in Anspruch nehmen.
Der Bedarf dazu wäre vorhanden, denn hohe Energiekosten sind nicht nur eine finanzielle Belastung. Auf neue Maschinen umzurüsten oder in eine bessere Energieeffizienz der Betriebsgebäude zu investieren, lohnt sich immer dann besonders, wenn es dafür staatliche Unterstützung in Form von Förderkrediten und Zuschüssen gibt. Zum 1. November hat das Bundeswirtschaftsministerium dafür die "Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft" (EEW) angepasst (siehe unten).
Hohe Energiekosten: Handwerksbetriebe haben großes Einsparpotenzial
"Ja, es gibt einen großen Bedarf nach mehr Energieberatung und Energieeffizienzmaßnahmen im Handwerk", sagt dazu auch Michel Durieux vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Er kümmert sich dort unter anderem um Energiepolitik und leitet das Projekt der "Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz" (MIE). Die Initiative ist ein Förderprojekt des Bundeswirtschafts- und des Bundesumweltministeriums und wird vom Zentralverband des Deutschen Handwerks, sowie dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag begleitet.
Der eigentlich vorhandene hohe Bedarf spiegelt sich bislang jedoch nicht in einer entsprechend hohen Nachfrage nach Energieeffizienzberatungen wider. "Viele Betriebsinhaber sind zu stark eingebunden in die täglichen Abläufe. Bürokratie, Fachkräftemangel, Corona und mehr sorgen dafür, dass kaum Zeit bleibt, sich anzusehen, wo Energie eingespart werden kann", sagt Durieux.
Genau deshalb findet er es so wichtig zu betonen, dass die Betriebe sich Hilfe von außen holen sollten. Und dabei müssen sie nicht einmal zwingend mit Kosten rechnen. "Außer sie planen ein, das Einsparpotenzial komplett selbst zu ermitteln", sagt der ZDH-Mitarbeiter mit dem Hinweis, dass das natürlich Zeit kostet und "Zeit ist Geld im Handwerksbetrieb". Zwar gibt es Förderprogramme für professionelle Energieberatungen in den Betrieben. Der Bund übernimmt derzeit bis zu 80 Prozent der Kosten dafür. Doch lassen sich in einem ersten Schritt, die eigenen Verbräuche und auch die "Energieräuber" im Betrieb auch gemeinsam mit dem Kompetenznetzwerk der MIE finden.
Energieräuber im Betrieb finden
Gegründet von sieben Umweltzentren des Handwerks zählt das Netzwerk mittlerweile mehr als 55 Partner aus Handwerkskammern, -verbänden und Innungen. "Besonders wichtig ist uns bei diesem Projekt die Zusammenarbeit mit den Fachverbänden, damit Innungsbetrieben passgenaue Lösungen für ihr Gewerk angeboten werden können. Als ZDH haben wir uns erfolgreich für eine Förderung der MIE durch die Bundesregierung eingesetzt. So sind diese Angebote für Betriebe kostenlos", erläutert Michel Durieux.
Passende Ansprechpartner für die jeweilige Region finden interessierte Handwerksbetriebe über die Internetseite Leitfaden "Energieeffizienz im Handwerk", die im Rahmen der MIE erstellt wurde. Hier gibt es eine Deutschlandkarte, die alle beteiligten Kammern, die sogenannten Transferpartner, aufzeigt. Einige von ihnen decken mehrere Regionen ab. In der Zusammenarbeit mit den Handwerksbetrieben geht es für sie im ersten Schritt um eine Bestandsaufnahme und das systematische Erfassen. Wo wird wie viel Energie verbraucht?
Verbrauch ermitteln und Potenzial für Energieeffizienz erkennen
Michel Durieux beschreibt den Dialog mit den Betrieben als das "Sensibilisieren für all die Themen, die mit dem Energieverbrauch und möglichen Einsparungen zusammenhängen". Ob nach diesem Schritt eine tiefergehende Beratung von einem branchen- oder themenspezifischen Energieberater folgt, muss individuell entschieden werden. Auf jeden Fall könne der Handwerksbetrieb vom Netzwerk des Transferpartners profitieren – sei es in Sachen Energieberatung oder wenn es darum geht, in neue energieeffiziente Technik zu investieren.
Der online verfügbare "Leitfaden für Energieeffizienz im Handwerk", der Teil der MIE ist, bietet aber noch einiges mehr. Für verschiedene, besonders energieintensive Gewerke gibt es konkrete Anleitungen, wie man vorgehen kann, um den eigenen Verbrauch an Strom und Wärmeenergie zu ermitteln und die Stellen im Betrieb zu finden, bei denen das größte Einsparpotenzial besteht. Um das Ganze anhand konkreter Merkmale zu erklären, sind jeweils auch Best-Practice Beispielbetriebe dargestellt. Bäckereien, Kfz-Betriebe, Tischlereien und mehr zeigen hier, was sie in ihren Betrieben unternommen haben, um den eigenen Energieverbrauch zu senken.
Werkzeugkasten hilft beim Finden des Einsparpotenzials
"Wir haben alle Anleitungen, Checklisten und die Erläuterungen für den 'Werkzeugkoffer' und das E-Tool absichtlich niederschwellig angelegt, damit sie sich möglichst selbst erklären", sagt dazu Michel Durieux. Er spricht damit zwei entscheidende Hilfsmittel an, die den Handwerksbetrieben über das Portal kostenlos an die Hand gegeben werden, um die eigene Energieeffizienz im Betrieb zu steigern.
Für jedes dargestellte Gewerk gibt es einen "Werkzeugkoffer". Hier sind all die Geräte und Hilfsmittel benannt, mit denen man branchenrelevante Energieverbräuche messen und darstellen kann. Dazu gehören Thermographiekamera, Luxmeter und Ultraschallgeräte, genauso wie Checklisten, passende Literaturhinweise und die schon genannten Best-Practice-Beispiele. Sie sollen helfen, auf Schwachstellen im Betrieb aufmerksam zu machen. Wer sich hierbei Unterstützung von einem Experten der Mittelstandsinitiative holt, kann den "echten" Werkzeugkoffer dann bei der Vor-Ort-Begehung im Betrieb auch wirklich nutzen.
Energiekosten senken und CO2-Fußabdruck darstellen
Das zweite ebenso wichtige Instrument der MIE-Partner ist das E-Tool Webportal. Eine Grundvoraussetzung auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz ist es, die Energieverbräuche eines Betriebes zunächst zu erheben und dann zentral zusammenzuführen.
Für die Erfassung der Daten haben die Macher der Mittelstandsinitiative einst zum sogenannten Energiebuch geraten. "Das war ein einfacher analoger Ordner, in dem man einfach alles gesammelt hat", sagt Hans-Ulrich Thalhofer. Er ist Geschäftsführer des Saar-Lor-Lux Umweltzentrums, der die Initiative seit dem Start 2012 mit den bundesweiten Teams der Umweltzentren betreut. Das Energiebuch ging dann über in eine digitale Excel-Tabelle und besteht heute als "E-Tool". Das E-Tool als cloud-basierte Lösung, zu der man über ein Web-Portal Zugang erhält, ist viel mehr als nur eine Datensammlung. Denn die im E-Tool erfassten Energieverbrauchsdaten kann der Betrieb dem unterstützenden Berater der Handwerkskammer oder des Verbandes direkt zur Verfügung stellen.
So kann der Berater von seinem Arbeitsplatz aus bereits erste Berechnungen anstellen und einen Betriebsentwicklungsplan erstellen. Anhand diese schrittweisen Investitionsplans kann der Betriebsinhaber eine mögliche energetische Sanierung des Betriebsgebäudes oder auch nur den Austausch einzelner Maschinen aufeinander abstimmen. "Wer Schwachstellen erkannt hat und an verschiedenen Stellschrauben dreht, braucht einen Überblick, damit alles Hand in Hand gehen kann", sagt Thalhofer.
Dies könne das E-Tool leisten – vor allem dann, wenn man die Umstellung auf mehr Energieeffizienz schrittweise angeht und dafür auch mal mehrere Jahre braucht. Auch die Beantragung eines Ausgleichs bei der Stromsteuer sowie die Ermittlung des betrieblichen CO2-Fußabdrucks werden mit dem E-Tool massiv vereinfacht.
Bessere Förderbedingungen für Investitionen in mehr Energieeffizienz im Handwerksbetrieb
Wenn sich Unternehmen dafür entscheiden, in neue Anlagen oder neue Gebäudetechnik zu investieren, wenn sie Prozesse etablieren möchten, damit Abwärme von Maschinen genutzt werden kann oder auch für andere Investitionen, die Energie einsparen, können Zuschüsse oder ein Förderkredit des Bundes in Anspruch genommen werden. Zum 1. November dieses Jahres hat das Bundeswirtschaftsministerium die "Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft" (EEW) überarbeitet.
"Wie der Titel bereits erkennen lässt, wurde zum einen Ressourceneffizienz als neuer Fördergegenstand aufgenommen, zum anderen werden zukünftig auch Transformationskonzepte zur Klimaneutralität im Rahmen dieser Förderung unterstützt", teilt dazu Stephanie Wischner von der Deutschen Energie-Agentur (dena) auf Anfrage mit. Der neue Fördergegenstand "Ressourceneffizienz" zielt dabei auf Anlagen ab, die zu einem geringeren Materialverbrauch beitragen. Das BMWi verweist auf Studien, die gezeigt haben, dass in einem effizienteren Einsatz von Ressourcen ein enormes Potenzial zur Reduktion von Emissionen und Energieverbräuchen liegt. Vor allem für KMU könne die Novellierung des EEW interessant sein. Das liegt daran, da die Förderquoten der einzelnen Vorhaben erhöht werden, gibt Stephanie Wischner als Tipp. Ab jetzt gelte ein höherer Fördersatz für Vorhaben von KMU.
Die Bundesförderung ist aufgeteilt in ein Zuschussprogramm, das über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) läuft, und ein Kreditprogramm bei der KfW. Zusätzlich dazu gibt es auch einen Förderwettbewerb. Informationen dazu sind hier zusammengefasst.