Die steigenden Energiepreise verlangen dem Kfz-Handwerk viel ab. Sie bewirken aber auch, dass sich die energieintensive Branche mit einem Mehr an Energieeffizienz beschäftigt. Das ist nun dringender denn je. Wie Energie sparen in der Kfz-Werkstatt klappt.

Die größten Energiefresser im Kfz-Handwerk sind die Werksstatthallen und der Aufwand, der nötig ist, diese zu heizen. Sie besitzen meist große Tore, damit bei Bedarf auch große Fahrzeuge hineingefahren werden können. Allerdings geht jedes Mal, wenn diese Tore geöffnet werden, viel Wärmeenergie verloren.
Um Wärmeenergie nicht zu verschwenden, wollte Jörg Lydorf im Jahr 2008, als er in Schmelz im Saarland einen Kfz-Betrieb übernommen hat, zunächst ein passendes Dämmkonzept finden. "Der Betrieb war im Zustand seines Baujahres 1970“, berichtet er. Dazu gehörten: eine Einfachverglasung, eine undichte Druckluftanlage mit Kupferrohren und ein schlecht gedämmtes Dach. An diesen und noch einigen weiteren Stellschrauben musste er drehen.
Energie sparen in der Kfz-Werkstatt: Erster Schritt Verbräuche erfassen
Begleitet hat ihn dabei Marcel Quinten vom Saar-Lor-Lux Umweltzentrum in Saarbrücken. Dieses gehört zu Handwerkskammer und steht Betrieben beratend zur Seite. Quinten ist einer der Kammermitarbeiter, die bereits viel Erfahrung mit Betrieben des Kfz-Handwerks haben. Im ersten Schritt rät er dazu, die Verbräuche zu erfassen und einen Überblick über die Kosten zu bekommen. Dazu und sozusagen als Wegweiser zu den richtigen Energiesparmaßnahmen können Handwerksbetriebe die Instrumente der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE) nutzen. Die Initiative ist ein Förderprojekt des Bundeswirtschafts- und des Bundesumweltministeriums und wird vom Zentralverband des Deutschen Handwerks sowie dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag begleitet.
Die Initiative hilft Betrieben, gezielt Energieeinsparpotenziale zu ermitteln und bietet die passenden Werkzeuge dafür. Für den Start, wenn es darum geht, die eigenen Verbrauchsdaten zusammenzustellen, ist dies das sogenannte E-Tool. Dieses Tool bietet jeder Betriebsinhaberin und jedem Betriebsinhaber die kostenlose Möglichkeit der Dokumentation und Auswertung seiner Energieverbräuche. Dabei geht es nach Aussage von Marcel Quinten in erster Linie darum, die Verbräuche sichtbar zu machen und zu verstehen, wo diese genau anfallen. Damit schafft man dann die Grundlage, um das eigene Energieprofil zu analysieren. "Es geht darum, gezielt Ideen und Maßnahmen zu finden, die eigenen Verbräuche zu reduzieren", erklärt er. Mit dem E-Tool könne man über mehrere Jahre analysieren, wie sich der eigene Betrieb entwickelt und welche Maßnahmen einen Einfluss auf bestimmte Kenngrößen haben.
Mehr Energieeffizienz: Gebäudedämmung und die Frage der Heizungsart
Auch Jörg Lydorf ist schrittweise vorgegangen auf seinem Weg zu mehr Energieeffizienz. Eine Investition folgte der anderen – je nachdem, was finanziell möglich war. Die Reihenfolge der Maßnahmen folgte einem Ablauf, den das Umweltzentrum mit ihm erarbeitet hat.

Der Autohaus- und Werkstattinhaber hat in den vergangenen Jahren mehrere 100.000 Euro in die Energieeffizienz seines Betriebes gesteckt. Er hat Fenster mit einer Doppelverglasung eingebaut. Er hat die Heizungsleitungen und das Dach gedämmt und die Außentore ersetzt durch dichte Tore, die Tageslicht durchlassen. Im Ausstellungsraum hat er einen Holzofen installiert und auf dem Werkstattdach eine PV-Anlage, die eine Leistung von 71 kWp für den Eigenstromverbrauch erbringt. Mit diesem Strom werden in den Büros Infrarotheizungen betrieben. Insgesamt konnte Lydorf seinen Stromverbrauch so von 50.000 kWh auf heute 28.000 kWh senken. Und ein Großteil dieses Stroms ist selbst erzeugt.
"Als nächstes ist nun die Heizung der beiden Werkstatthallen dran, aber hierbei sind wir noch unsicher", berichtet Jörg Lydorf, dem es wichtig ist, Maßnahmen durchzuführen, die sich langfristig rechnen. Ein wichtiger Grund für die Investition seien auch die "Energiepreise, die gerade durch die Decke gehen." Lydorf heizt derzeit mit Öl.
Schlechte Erfahrung beim Einplanen von Fördergeldern
Auf Techniken, die gerade besonders gefördert werden, setzt er nicht. Denn der bürokratische Aufwand und eine eigene schlechte Erfahrung halten ihn davon ab. So hat er seine Dachdämmung extra dick gewählt. Für die Finanzierung hatte er Fördergelder eingeplant. Doch da er die alte Dachdämmung nicht entfernt hat, bekam er keine Förderung. Dass dies eine Voraussetzung für die Förderung gewesen ist, war ihm im Vorfeld nicht klar. "Das wieder zurückzubauen, hätte sich nicht gelohnt und wäre auch ökologisch falsch", sagt der Werkstattbetreiber, der nun lieber auf das technisch Sinnvolle setzt statt auf staatliche Zuschüsse.
Auf seinem Werkstattdach wären noch etwa 100 m2 Platz für noch mehr Solarmodule. Diese möchte er eventuell auch für das Betreiben einer neuen Heizung nutzen. Verbreitet sind in Werkstatthallen oft sogenannte Dunkelstrahler, die mit Erdgas laufen. Dabei entsteht eine Strahlung, die die Oberflächen in den Räumen erwärmt und nicht die Luft. Öffnet man dann die großen Werkstatttore, lüftet man nicht automatisch auch die warme Luft mit hinaus. Diesen Vorteil möchte Jörg Lydorf aber gerne mit einer anderen Wärmequelle erreichen. Auf einen fossilen Energieträger wie Gas möchte er verzichten.
Heizung in der Werkstatt: Wo ist der richtige Platz?
Ähnlich argumentiert auch Stefan Boudier von der Edmund Boudier GmbH aus Saarlouis, der hier eine Kfz-Werkstatt betreibt. "Die Zukunft liegt in der Wärmepumpe", sagt er und spricht damit allerdings eher von der ferneren Zukunft. Denn seine Ölheizung läuft noch gut und liefert gute Werte. Solange das so ist, will er sie laufen lassen. Die neuen Heizkörper, die er kürzlich eingebaut hat, sind mit einer entsprechend großen Fläche darauf ausgelegt, alternativ beheizt zu werden – über Strom. Darauf ausgerichtet sind auch schon alle Leitungen. Trotz alter Ölheizung hat der Kfz-Meister aber in den vergangenen Jahren bereits ordentlich eingespart. Denn auch er hat gezielt das Dach und die Wände seiner Werkstatt gedämmt. Seinen Verbrauch an Heizöl konnte er so halbieren. Während er zuvor über 10.000 Liter Heizöl pro Jahr tanken musste, braucht er für das Erwärmen der rund 660 m2 großen Werkstatthalle heute nur noch rund 5.000 Liter.

Wichtig war für ihn auch die Erkenntnis, dass Form und Lage der Heizkörper in einer großen Werkstatthalle nicht zu unterschätzen sind. So hatte er einst Röhrenheizungen, die dann die Wärme nur nach oben unters Dach gedrückt haben. "Meine Mitarbeiter hatten kalte Füße", berichtet er vom Resultat. Er hat dann versucht, mit Ventilatoren die Wärme nach unten zu drücken. Das hat allerdings sehr viel Strom verbraucht. „Dann habe ich neue Heizkörper wieder klassisch unter die Fenster setzen lassen und nun ist es so, dass es passt und keiner mehr friert“, berichtet Boudier.
Energie sparen: Jede Kfz-Werkstatt sollte am Gebäude ansetzen
Marcel Quinten begleitet auch seine Experimente mit der richtigen Heiztechnik und auch die geplante Investition in eine neue Heizung. Der Energieverbrauch der Werkstattgebäude und Maßnahmen, diesen zu senken, sind für Quinten entscheidende Faktoren für Kfz-Betriebe, um Energiekosten zu sparen. "Bei der Gebäudehülle liegt das Einsparpotenzial bei 30 Prozent und bei der zugehörigen Heizung nochmal bei 20 Prozent", rechnet er vor. Gleichzeitig stünde dieses Instrument aber immer nur denen zur Verfügung, die ein eigenes Betriebsgebäude besitzen, erklärt er und fügt hinzu: "Bei gemieteten Firmengebäuden ist in der Regel der Eigentümer für Modernisierungen verantwortlich, und die Praxis zeigt, dass es häufig schwer ist, diesen vom gegebenenfalls erforderlichen Invest zu überzeugen."
Darüber hinaus gibt Quinten folgende Verbrauchswerte und Angaben zum Einsparpotenzial im Kfz-Handwerk an. Dieser beruhen auf einer von Experten erstellten Übersicht der MIE:
- Beleuchtung: 20 Prozent und mehr,
- Druckluft: 20 Prozent,
- Lackieranlagen: 10 Prozent,
- Weitere Energieverbraucher im Kfz-Betrieb mit Einsparpotenzial: Waschanlage, Fuhrpark und die betriebliche Organisation generell.
"In der Übersicht finden Sie eine Beschreibung der Hauptverbraucher in den Kfz-Werkstätten, die typischen Einsparpotenziale und die relevanten Maßnahmen um diese Potentiale zu heben", erklärt der Energiefachmann des Umweltzentrums zu der Übersicht. Viele der dargestellten Aspekte würden dabei kleinere Maßnahmen betreffen, die darauf abzielen auch mit kleineren Investitionen erste gute Effekte zu liefern.
Leuchtenaustausch bringt mehr Energieeffizienz in Kfz-Werkstätten
Das beste Beispiel dafür sei wohl eine Beleuchtungsumstellung auf LED, die sich vergleichsweise schnell amortisiere. "Einsparungen zwischen 20 und 50 Prozent der Beleuchtungskosten sind nicht unrealistisch und so sind die entsprechenden Kosten häufig nach wenigen Jahren schon wieder drin", rechnet Marcel Quinten vor. Dabei erwähnt er die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), in deren Rahmen auch ein Beleuchtungsaustausch gefördert werden kann. Auch hier gilt aber die Einschränkung: Förderfähig ist ausschließlich ein kompletter Leuchtenaustausch.
Also darf die Betriebsinhaberin oder Betriebsinhaber nicht nur Einzelkomponenten austauschen, sondern muss alle Leuchten ersetzen. Dabei können schon mal Kosten in Höhe von 13.000 Euro zusammenkommen wie bei Jörg Lydorf, der rund 130 Neonröhren in Werkstatt und Büro ersetzt hat. Im Betrieb von Stefan Boudier waren es sogar 20.000 Euro an Kosten. Allerdings konnte er seinen Stromverbrauch durch die Umrüstung auch um ein Drittel senken. Neben den Einsparungen können beide Betriebsinhaber noch von weiteren Vorteilen berichten: Die eingesetzten LED-Lichtbänder blenden weniger, wenn die Mechatronikerinnen und Mechatroniker von unten in die Leuchten schauen, was bei den Arbeiten an Fahrzeugen ja durchaus vorkommt. Jörg Lydorf lobt außerdem, dass LED-Leuchtmittel heller und langlebiger seien. "Das spart auch Entsorgungskosten", sagt er.
Solarstrom vom Dach: Individuelle Beratung nötig
Ein weiterer starker "Energiefresser" im Kfz-Betrieb ist die Druckluft. Ein Großteil der eingesetzten Maschinen wird damit betrieben – leider meist wenig effizient. "Bis zu 95 Prozent des Energieinputs gehen praktisch als Abwärme verloren. Bei defekten Leitungsführungen oder Kupplungen arbeitet der Kompressor mehr als eigentlich erforderlich", erklärt Marcel Quinten, warum es sich lohnt, zischende Kupplungen und undichte Schläuche auszuwechseln sowie das Netz regelmäßig zu kontrollieren.
Als langfristige Investition rät er jeder Werkstatthallenbesitzerin und jedem Werkstatthallenbesitzer zu prüfen, ob gegebenenfalls eine PV-Anlage zur Eigenstromerzeugung aufs Firmendach gesetzt werden kann. "Jede eingekaufte kWh ist um ein Vielfaches teurer als eine selbst produzierte", betont er.

Doch auch dabei gilt der individuelle Blick bzw. die Notwendigkeit der individuellen Beratung. Diese Erfahrung hat auch der Kfz-Werkstattbetreiber Werner Wiaime aus Neuerburg in Rheinland-Pfalz gemacht. Auch er investiert seit Jahren schrittweise in die Energieeffizienz seines Betriebs. Solarstrom kann er dabei allerdings nicht nutzen. Seine Werkstatthalle befindet sich im Tal am Bergrücken. Den halben Tag ist das ganze Gebäude im Schatten. Große Teile des Dachs bleiben den ganzen Tag im Halbschatten. "Das lohnt sich einfach nicht", sagt Wiaime. Auch er startete bei seinen Investitionen mit einer ausgiebigen Wärmedämmung mit dem Fokus auf die Stahlträger seiner großen Werkstatthalle und dem Ersetzen des Werkstattdaches, der alten Heizung und der Fenster im Betrieb.
Check der gesamten Anlagentechnik fürs Energie sparen in der Kfz-Werkstatt
Um weniger Energie durch die Beleuchtung zu verbrauchen, achtete er darauf, dass viel Tageslicht in das Gebäude fällt – etwa mit Dachfenstern über den Arbeitsplätzen und bei den großen Werkstatttoren. Und er achtete auf die Automatisierung. So regelt eine genau austarierte Beleuchtungssteuerung, dass jeder Arbeitsplatz gut ausgeleuchtet ist – aber eben nur dann, wenn auch gearbeitet wird. "Früher brannte neun Stunden am Tag im Lager das Licht, weil ständig jemand hinein musste und dann nicht nach dem Lichtschalter suchen wollte", berichtet der Kfz-Meister. Nun regeln das die Bewegungsmelder.
Werner Wiaime hat seine komplette Anlagentechnik überprüfen lassen, um die Stellen zu finden, an denen möglicherweise Energie verloren geht. Außerdem hat er geprüft, an welchen Stellen Geräte gemeinsam genutzt werden können. "Ich habe alles im Betrieb durchforstet und nun gibt es zum Beispiel auch nicht mehr an jedem Schreibtisch einen Drucker, sondern nur noch einen für alle", sagt er. Sein Büro bzw. sein Datenmanagement hat er cloud- und webbasiert umstrukturiert und braucht nun keine stromfressenden Server mehr.
Alle drei erwähnten Kfz-Handwerksmeister sind gerade jetzt froh, schon etwas gegen die hohen Energieverbräuche getan zu haben. Doch alle drei berichten auch, dass sie weiter dranbleiben müssen.