Es sollte zur Allgemeinbildung von Lehrkräften gehören, dass die Berufsorientierung ein wichtiger Bestandteil ihres Bildungsauftrages ist, fordert Ausbildungsberater Peter Braune in seiner aktuellen Kolumne. Über die Notwendigkeit zum Umdenken und gute Ansätze.

Leider spielt die Berufsorientierung an Schulen nicht die erste Geige. Dabei müsste man das Thema bundeseinheitlich in den Bildungsstätten verankern – am besten bereits in der Ausbildung von Lehrkräften. Das gilt unabhängig vom Schulfach und der Schulform. Eine Literaturanalyse erarbeiten, möglichst in mehreren Sprachen – das mag wichtig sein. Neben den allgemeinbildenden Inhalten sollten Lehrer aber auch die persönliche Entwicklung fördern. In diesem Zusammenhang spielt die Qualifizierung für eine berufliche Tätigkeit eine ganz wichtige Rolle.
Es gibt viele gute Ansätze, Schüler mit dem Ernst des Lebens vertraut zu machen. Alle sind aufgefordert daran mitzuwirken, nicht nur im Fach Arbeitslehre. Die freiwilligen Angebote oder Arbeitsgemeinschaften sind nicht der Weisheit letzter Schluss. Die jungen Leute müssen flächendeckend und fächerübergreifend auf den Übergang in die Berufsausbildung vorbereitet werden. Am Ende der Schulzeit müssen sie in der Lage sein, ihre Fähigkeiten und Berufschancen zu erkennen, um ihre zukünftigen Möglichkeiten selbst zu gestalten.
Eine Zwischenbemerkung: Dazu gehört auch, wie man eine Steuererklärung macht, mit dem Geld umgeht oder produktiv arbeitet, wo wir wieder beim Thema wären. Die erworbenen Kenntnisse und möglichst auch praktischen Erfahrungen müssen sie in die Lage versetzen, den Einstieg in den berufsbildenden Lernbereich zu finden. Der Unterricht orientiert sich dabei an der regionalen Situation des Ausbildungsmarktes.
Kein flächendeckendes Gesamtkonzept
Es ist die Aufgabe der Lehrkräfte, unter Berücksichtigung aller Möglichkeiten der Jugendlichen, die entsprechenden pädagogischen Konzepte zu entwickeln und die geeigneten Fördermaßnahmen anzubieten. Leider wird hier oft der Bildungsauftrag weit verfehlt. Wer sich ein wenig mit dem Thema befasst, findet viele gute Ansätze, aber kein flächendeckendes Gesamtkonzept. Es ist ein Flickenteppich, die Kulturhoheit der Länder lässt hier ganz herzlich grüßen.
Ganz wichtig wäre, dass bei diesem Thema die Lehrkräfte, Ausbildenden und Erziehungsberechtigten eng zusammenarbeiten. Durch die Einbeziehung der Betriebe können die Schüler die Einblicke in die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Gesellschaft und Hilfen für den Übergang in die Berufs- und Arbeitswelt erhalten. Die Eltern sind eine wichtige Zielgruppe für die Aufklärung über Karrieremöglichkeiten.
An den Kosten könnten sich, unter vielen anderen, die Arbeitsagenturen und Jobcenter beteiligen. Die Vorbeugung ist sicher preiswerter als die Heilung. Hierfür müsste jedoch, überall im Deutschland, die Erkenntnis für einen Weg vom institutionellen Geldsackdenken zum Eintopfdenken reifen.
Praxistage als gutes Vorbild
Aber ich will nicht nur meckern, es gibt auch gute Ansätze, die Schüler in die Arbeitswelt zu führen. Die kontinuierlichen Praxistage sind so ein Beispiel, um den Unterricht arbeitswelt- und berufsbezogen zu gestalten. An diesem Angebot können sich auch problemlos die kleinen und mittleren Betriebe aus dem Handwerk beteiligen.
In einem ersten Schritt werden die Berufe vorgestellt und es gibt mehrtägige Blockpraktika. Es gibt ein erstes Kennenlernen von Tätigkeitsmerkmalen und Arbeitsabläufen. Hinzu kommt der Erwerb von Grundqualifikationen allgemeiner Art, wie zum Beispiel die Teamfähigkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Höflichkeit, Anpassungsfähigkeit, Kooperationsbereitschaft oder Einsatzbereitschaft, wie sie im späteren Berufsleben erwartet wird.
Es folgt eine fundierte Entscheidung für die Wahl der Praktikumsplätze. Die angestrebten Ziele werden durch den Unterricht in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch ergänzt. In einem weiteren Schritt geht es dann um das genauere Kennenlernen von mindestens drei Berufsfeldern und den darin möglichen Ausbildungsgängen. In den Betrieben richtet sich die Arbeitszeit der Schüler nach den für die jeweilige Branche geltenden Regelungen.
Ihr Ausbildungsberater Peter Braune
Peter Braune hat Farbenlithograph gelernt, war Ausbilder und bestand in dieser Zeit die Ausbildungsmeisterprüfung. Er wechselte als Ausbildungsberater zur Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Dort baute er dann den gewerblich-technischen Bereich im Bildungszentrum auf und leitete die Referate gewerblich-technischen Prüfungen sowie Ausbildungsberatung, zu der auch die Geschäftsführung vom Schlichtungsausschuss gehörte. Danach war er Referent für Sonderprojekte.