Forderungsverkauf Was ist Factoring und welche Vorteile bietet es für Unternehmen?

Factoring ist eine relativ einfache Art, finanziell flüssig zu bleiben – bleibt aber häufig ungenutzt. Dabei ist die Finanzierungsform auch für kleine Handwerksbetriebe interessant. Das müssen Unternehmen über den Forderungsverkauf wissen.

Factoring bietet die Möglichkeit schneller Liquidität im Betrieb. - © Jelena - stock.adobe.com

Das Factoring hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Für viele gerade kleinere Betriebe ist der Begriff aber immer noch ein Fremdwort. Leider – denn eigentlich bietet die Finanzierungsform eine gute Möglichkeit, schnell für Liquidität im Unternehmen zu sorgen, indem der Chef seine Forderungen an eine Factoringgesellschaft (Factor) verkauft.

Jürgen Herzig empfiehlt den Forderungsverkauf durchaus auch für kleinere Unternehmen im Handwerk. Neben dem klassischen Bankkredit und Leasing zählt der Unternehmensberater Factoring zu den wichtigsten Finanzierungsformen. Allerdings, so Herzig, sollte der Jahresumsatz mindestens 500.000 Euro betragen. Der Ankauf von Forderungen lohnt sich ansonsten für Factoringgesellschaften nicht unbedingt.

Vorfinanzierung abfangen, Skontierungen besser nutzen

Neben der Möglichkeit, für Liquidität im Unternehmen zu sorgen, bietet die Finanzierungsform weitere Vorteile. Verkauft ein Unternehmen seine Forderungen, werden diese von der Factoringgesellschaft sofort beglichen. Somit umgeht man die längeren Zahlungsziele seiner Kunden. Unternehmen können damit die Vorfinanzierung von Aufträgen abfangen. Ebenso besteht die Möglichkeit, eigene Rechnungen schneller zu bezahlen und eventuell Skontierungen zu nutzen. Erhöht die Firma die Liquidität, schont sie wiederum ihren Kontokorrentkredit. Der Handwerker kann also den Kreditspielraum anderweitig etwa für Investitionen verwenden.

Doch Factoring ist natürlich auch Regeln unterworfen. Wer seine Rechnungen verkaufen will, muss normalerweise alle verkaufen. "Es gibt keine Rosinenpickerei", sagt Herzig. Doch auch hier gelte: keine Regel ohne Ausnahme. Letztlich bleibe es eine Verhandlungssache.

Factoring gibt es still und offen

Beim Factoring selbst gibt es Unterschiede. Zum Beispiel zwischen dem stillen und dem offenen Factoring. Beim stillen verkauft das Unternehmen zwar seine Forderungen. Es zieht sie aber selbst ein und leitet das Geld an den Factor weiter. Beim offenen Factoring dagegen werden die Kunden über den Verkauf der Forderung informiert und bezahlen direkt an den Factor. Beim sogenannten echten Factoring übernimmt der Factor auch das Delkredererisiko und gegebenenfalls das Debitorenmanagement. Das Unternehmen muss sich also nicht mehr darum kümmern, dass die Rechnungen auch bezahlt werden.

Der etwas zweifelhafte Ruf des Factorings rührt laut Herzig daher, dass ein Unternehmen von seinen Kunden plötzlich als Partner mit zweifelhafter Bonität wahrgenommen werden könnte. Herzig rät deswegen, Kunden ganz offen über eine Umstellung zu informieren.

Wer Factoring in Erwägung zieht, muss auch nicht unbedingt lang nach einem Factor recherchieren. Als ersten Ansprechpartner empfiehlt Herzig die Hausbank. Denn unter deren Tochter- und Partnerunternehmen sind selbst oft Factoringgesellschaften.

Weitere Informationen und Anbieterübersichten gibt es unter www.factoring.de sowie www.bundesverband-factoring.de.