Den VW Bulli gibt es nun mit elektrischem Antrieb. Der VW ID. Buzz ist nicht nur als Bus, sondern auch als Kastenwagen erhältlich. Beim ersten Blick ist klar: Nostalgiker kommen auf ihre Kosten. Die Handwerker unter ihnen auch?

Die flache Schnauze mit großem VW-Logo und die zweifarbige Lackierung machen den VW ID. Buzz zum ideellen Erben der VW-Bulli-Nostalgie. Erstmalig fusioniert der Autobauer die Retro-Optik mit einem reinen E-Antrieb. Damit hat das neue Fahrzeug nicht viel mit den bereits existierenden elektrischen Transportern aus dem Hause VW gemeinsam. Das birgt sowohl Vorteile als auch Nachteile.
Guter Überblick, leicht und wendig
Leise und geschmeidig geht es im ID. Buzz Cargo durch die Straßen von Kopenhagen. Nur ein leises Surren ist zu hören, während die 77 kWh-Batterie brav ihre Arbeit macht. Das Auto fährt sich im Grunde wie ein normaler PKW, bloß die höhere Sitzposition weckt das Gefühl, einen Bus zu steuern. Mit einer Länge von 4,7 m ist er vergleichsweise klein und eine Heckscheibe erspart das Manövrieren über zusätzliche Außenspiegel. Auch im Trubel der Innenstadt, zwischen zahlreichen Fußgängern und Fahrradfahrern, bleibt der Überblick über die Verkehrslage erhalten. Mit einem Wendekreis von knappen elf Metern sind zudem enge Kurven und unkomplizierte Kurskorrekturen möglich. Der ID. Buzz Cargo ist im Vergleich zu seinen großen Brüdern in der E-Flotte von VW handlich und praktisch. Doch genau darin liegt auch eine zentrale Schwäche.
Hohe Reichweite, niedrige Nutzlast
Mit dem ID. Buzz Cargo verfolgt der Hersteller scheinbar ein anderes Konzept als mit seinen früheren E-Transportern. Der E-Crafter und die elektrische Version des T6.1 boten einen großen Laderaum bei geringer Reichweite. Damit konnten sie vor allem auf städtischen Kurzstrecken punkten. Bei dem lange angekündigten Prestige-Projekt wird dieses Prinzip nun ins Gegenteil verdreht. Bei einer Reichweite von ordentlichen 425 km können im ID. Buzz Cargo gerade mal 650 kg Gewicht bewegt werden. Auf den Boden des Laderaums passen zwei Euro-Paletten, sein Volumen liegt bei 3.900 L. Die maximale Anhängelast beträgt 1.000 kg. Zum Vergleich: Der elektrische T6.1 konnte mit knapp 1.100 kg beladen werden und bot ein Volumen von 6.700 L.
Dafür ist der 204 PS starke ID. Buzz Cargo auf der Autobahn wesentlich schneller unterwegs. Die 100 km/h erreicht er in etwa zehn Sekunden und damit sehr viel zügiger als die behäbige E-Verwandtschaft aus Wolfsburg. Erst bei 145 km/h ist Sense, um die Batterie zu schonen. Sie ist laut Hersteller in einer halben Stunde zu 80 Prozent geladen. Für die volle Aufladung sind 7,5 Stunden nötig.
Fazit
Wer mit wenig Equipment schnell und einfach durch die Stadt zum Kunden will, Backwaren ausliefert oder andere leichte Lasten bewegt, findet am ID. Buzz Cargo sicher Gefallen. Beim Transport schwerer Maschinen und vieler Werkzeuge, stößt das lang erwartete Modell unter Umständen an seine Grenzen.
Ab Herbst dieses Jahres soll der Wagen zu einem Preis von knapp 45.500 Euro (ohne Mehrwertsteuer) erhältlich sein. In der normalen Ausführung verfügt er über drei Sitze, eine Schiebetür sowie eine Heckklappe, die nach oben öffnet. Wer eine weitere Schiebetür und zwei vertikale Hecktüren bevorzugt, muss mehr investieren. Außerdem können zahlreiche Assistenzsysteme integriert werden. Auf der Nutzfahrzeugmesse IAA Transportation in Hannover hat der Autohersteller außerdem weitere Prototypen des Fahrzeugs vorgestellt: Einen Notarztwagen, einen Kühlwagen, eine Version mit Kofferaufbau für die letzte Meile und einen Entwurf für die Personenbeförderung.
Auslieferung startet im Oktober
Bislang wurden laut Vertriebsvorstand Lars Krause 13.700 Modelle des VW ID. Buzz bestellt. Rund die Hälfte der Kunden hätte sich dabei für die Ausführung als Lieferwagen entschieden. Im Oktober sollen die ersten Exemplare ausgeliefert werden, dennoch müssen sich Interessenten vermutlich auf lange Lieferzeiten einstellen. Da der Umweltbonus ab Januar 2023 nur noch Privatpersonen zustehen soll, können Handwerker eher nicht mit dieser Förderung rechnen.