Ab dem Jahr 2026 dürfen keine neuen Ölheizungen mehr installiert werden. Geht es nach dem Bundesumweltamt müsste dasselbe auch für Gaskessel gelten. Doch was sind die Alternativen zu Heizöl und Gas – und was müsste passieren, damit diese auch wirklich klimafreundlich genutzt werden können?
Max Frehner

Der Gebäudesektor zählt neben der Energiewirtschaft, der Industrie und dem Verkehr zu den vier größten Treibhausgassündern in Deutschland. Und als einer, in dem in den vergangenen Jahren kaum etwas voran ging. Nach Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wird derzeit sogar wieder mehr Heizenergie verbraucht als noch 2010.
Das Problem: Viele Heizanlagen sind veraltet, die Deutschen erwiesen sich in den letzten Jahren jedoch als sanierungsfaul. "Die Sanierungsquote liegt bei gerade einmal einem Prozent – und das schon lange", sagt Jens Schuberth vom Umweltbundesamt (UBA). Nötig sei jedoch mindestens eine Quote von zwei Prozent.
Ab 2026 keine neuen Ölheizungen mehr
Die Spitzen der Großen Koalition haben sich jetzt darauf verständigt, dass ab dem Jahr 2026 überall dort wo klimafreundlichere Heizungen möglich sind, keine neuen Ölheizungen mehr eingebaut werden dürfen. Im Gegenzug erhalten Immobilienbesitzer einen Förderzuschuss von 40 Prozent, wenn sie sich für ein neues, effizienteres Heizsystem entscheiden.
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Umweltbundesamt: Verbot müsste auch für Gasheizungen kommen
Nach Erhebungen der Schornsteinfeger sind derzeit rund 5,4 Millionen Ölheizungen installiert, die Hälfte davon ist älter als 20 Jahre. Fast jedes zweite Gebäude mit Ölheizung ließe sich nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sofort auf Gas umstellen.
Das wäre jedoch der falsche Weg, warnt Schuberth. "Die Emissionen des Gebäudebestands sollen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 2018 reduziert werden. Durch den Heizungstausch schafft man zwar immerhin 20 Prozent, etwas mehr wenn man darüber hinaus den Energieträger wechselt, aber das ist eben nicht genug", sagt er.
Das Ziel müsse daher sein, sich komplett von fossilen Brennstoffen zu verabschieden. Auch im Hinblick auf die Klimaziele 2050. Da ein Heizkessel in der Regel 20 bis 25 Jahre im Betrieb ist, dürften spätestens ab dem Jahr 2030 keine klassischen Heizkessel mehr installiert werden, auch keine Gasbrennwertkessel. Andernfalls könnten die Pläne, bis 2050 treibhausgasneutral zu sein, nicht gehalten werden.
"Dann wären Wärmepumpen das umwelt- und klimafreundlichste Heizsystem"
Doch was wären überhaupt klimafreundliche Alternativen zu Heizöl und Gas? Das größte Potenzial schreibt das UBA der Erdwärmepumpe zu. Diese stößt in einem Einfamilienhaus bereits unter aktuellen Bedingungen, vorausgesetzt sie wird effizient betrieben, rund 58 Prozent weniger Treibhausgase aus als ein alter Ölkessel, rechnet die Deutsche Energie-Agentur (dena) vor. Der Nachteil der Technologie: die hohen Investitionskosten. Zudem ist die Bohrung für die Sonde sehr aufwändig und kann sich im Bestand mitunter schwierig gestalten.
Ohnehin sei eine Wärmepumpe nur dann effizient, wenn das energetische Gesamtkonzept des Gebäudes auf diese ausgerichtet ist, sagt Alexis Gula vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. Gerade im Altbau sei dies nicht immer der Fall, weshalb der Einbau einer Wärmepumpe nicht in jedem Bestandsobjekt sinnvoll ist.
Doch auch in Neubauten sind Wärmepumpen nicht immer zwingend die klimafreundlichste Alternative, vor allem weil Teile des Stroms noch immer aus Kohle und Gas erzeugt werden. Langfristig sehen die Klimaziele jedoch vor, dass sich die Energieversorgung komplett aus erneuerbaren Ressourcen speist. "Dann wären Wärmepumpen das umwelt- und klimafreundlichste Heizsystem", sagt Schuberth.
Heizen mit Holz ist klimafreundlich, aber nicht massentauglich
Aktuell haben hier Pelletkessel noch die Nase vorn, wie die dena am Beispiel eines Einfamilienhauses berechnet hat. Im Vergleich zu einer alten Ölheizung liegt die Ersparnis bei 89 Prozent weniger CO2. "Wir können aber nicht alle damit beginnen, unsere ungedämmten Häuser mit Holz zu beheizen, weil wir so viel von dem Rohstoff gar nicht haben", warnt Schuberth. Im Sinne der Klimabilanz dürfe nicht mehr Holz verbrannt werden als auch wieder nachwächst.
Zwar könnte eine Pelletheizung in einzelnen Fällen eine Lösung sein, doch auch dies setze voraus, dass das Gebäude gut gedämmt ist und effizient und sparsam mit dem Rohstoff umgegangen wird. Gula ergänzt: "Wenn wir über einen klimafreundlichen Technologie-Mix sprechen, dann kann eine Einzelraumfeuerstätte auch eine sinnvolle Ergänzung zur Wärmepumpe sein."
Derlei Kombinationen sind auch in anderen Konstellationen denkbar – übrigens auch mit Ölheizungen. Die Bundesregierung hat angekündigt, dass Öl-Brennwertkessel weiterhin erlaubtsein sollen, wenn sie gemeinsam mit Solarthermie oder einer Wärmepumpe betrieben werden.
Wechseloptionen im Überblick Beispiel: Einfamilienhaus | ||||||
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Endenergie pro Jahr | Emission in Tonnen CO2 | CO2-Einsparung | Investition | Energiepreis | Energiekosten pro Jahr | |
Alte Ölheizung | 23.800 kWh | 7,4 | - | - | 0,068 Euro / kWh | 1.623 Euro |
Öl-Brennwertkessel | 20.573 kWh | 6,4 | -14 Prozent | 8.000 Euro | 0,068 Euro / kWh | 1.403 Euro |
Öl-Brennwertkessel + Solar | 18.153 kWh | 5,7 | -24 Prozent | 13.000 Euro | 0,068 Euro / kWh | 1.238 Euro |
Gas-Brennwertkessel | 20.573 kWh | 4,9 | -37 Prozent | 8.000 Euro | 0,061 Euro / kWh | 1.249 Euro |
Pellet | 25.615 kWh | 0,8 | -89 Prozent | 21.000 Euro | 0,05 Euro / kWh | 1.281 Euro |
Wärmepumpe | 5.849 kWh | 3,1 | -58 Prozent | 22.000 Euro | 0,25 Euro / kWh | 1.439 Euro |
Quelle: dena |
Herausforderungen vor allem im Gebäudebestand
Festzuhalten bleibt: Sowohl Wärmepumpen als auch Pellets setzen sanierte Gebäude für einen klimafreundlichen Betrieb voraus. Hier müssen in vielen Häusern Fassaden gedämmt, Dächer saniert und Fenster ausgetauscht werden. Um Lösungen wie Wärmepumpen nutzen zu können, müssten zudem teils Heizkörper getauscht werden, damit mit einer niedrigeren Vorlauftemperatur geheizt werden kann.
Im Rahmen eines individuellen Sanierungsfahrplans können Einzelmaßnahmen wie diese in ein stimmiges Gesamtkonzept gegossen und dann schrittweise umgesetzt werden. Investitionen in die energetische Gebäudesanierung können ab 2020 von der Steuer abgezogen werden, auch das ist ein Bestandteil des Klimapakets der Bundesregierung. Zudem sollen Förderprogramme wie das C02-Gebäudesanierungsprogramm um zehn Prozent erhöht werden.
Sich bei der Wahl der Anlagentechnik auf rein erneuerbare Energien zu beschränken und den Einbau solcher Anlagen mit Verboten zu regulieren, hält Schornsteinfegermeister Gula allerdings für wenig zielführend. Eine flächendeckende klimafreundliche Lösung, gebe es nicht. Die Wahl der Heiztechnik müsse immer auf die Gegebenheiten vor Ort abgestimmt sein.
"Und da ist es aus unserer Sicht wichtig, dass einer Sanierung immer eine neutrale Beratung vorausgeht", sagt Gula. Nur so könne beurteilt werden, welches das richtige Heizmedium für das Gebäude aus Sicht des Klimas und der Wirtschaftlichkeit ist. Denn letztlich muss sich eine Heizungsmodernisierung auch immer für den Hausbesitzer rechnen.