Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz Unsichere Gasversorgung: So wappnen sich Textilreinigungen

Textilreinigungen und Wäschereien versorgen Krankenhäuser, Altenheime, Hotels und Haushalte mit frischer Wäsche. Ohne das würde vieles stillstehen – im medizinischen Bereich undenkbar. Die Betriebe nutzen Maschinen, die vielfach nur mit Gas laufen. Eine priorisierte Versorgung ist ihnen allerdings nicht gesichert. Die Branche sorgt sich – und spart Energie. Betriebe zeigen, was dabei möglich ist.

Textilreinigung
Textilreinigungen und Wäschereien arbeiten energieintensiv und sie sind fast alle auf eine sichere Gasversorgung angewiesen. - © Maciek - stock.adobe.com

Schon die Corona-Pandemie hat den Textilreinigungen und Wäschereien zugesetzt. Ohne Großveranstaltungen, mit sinkenden Auftragszahlen aus den Hotels und einer rückläufigen Nachfrage fürs Reinigen von Hemden und Blusen, weil die im Homeoffice kaum getragen wurden, haben die Betriebe schlechte Zeiten hinter sich. Die Sorgen sind aber jetzt nicht weniger geworden. Die Branche ist abhängig vom Gas. Ohne dieses stehen viele Maschinen in den Textilreinigungen still.

Textilreinigungen sind auf eine sichere Gasversorgung angewiesen

Muzaffer Bayaral hat erst 2021 in neue Maschinen zur Dampferzeugung investiert. Dabei ist er bei dem Energieträger Gas geblieben – weil es für ihn die günstigste Variante war und weil er dafür eine staatliche Förderung bekommen hat. Einerseits ärgert sich der Hamburger Textilreinigermeister nun über die ungewissen Aussichten und die stetig steigenden Gaspreise. Andererseits sagt er, dass er die Investition deshalb nicht bereut, weil sein Verbrauch doch erheblich gesunken ist.

"Im letzten Jahr hatten wir wegen Corona viel weniger Aufträge und damit auch wenig verbraucht. Erst seit Pfingsten etwa läuft das wieder an", berichtet der Unternehmer. Das und die jetzt viel höheren Gaspreise machen es für ihn schwierig, konkrete Zahlen anzugeben, wie viel er wirklich spart. Um den Verbrauch grundsätzlich unter Kontrolle zu haben, achtet er sehr darauf, dass er seinen Kessel nicht ständig an- und ausschaltet. Er versucht Aufträge so abzuarbeiten, dass der Dampferzeuger lange durcharbeitet. Das spart Gas. Da Bayaral nur ein Ladengeschäft betreibt, kann er das hier gut überblicken.

Noch Probleme mit der Wasserstoff-Technik

Die Dampferzeugung ist ein zentraler Punkt in einer Textilreinigung – und sie ist energieintensiv. So wie die gesamte Branche der Textilreinigung. So führen im Vergleich aller Handwerksbetriebe Textilreinigungsunternehmen das Feld der Energieverbraucher an. Dabei kann ohne Dampf keine Reinigung erfolgen und kein Kleidungsstück und kein anderes Textil wird glatt. Doch die Dampferzeugung ist so energieaufwendig, dass es auch noch kaum Alternativen gibt bei der Energieversorgung. Fast alles läuft auf Gas und einiges sogar noch auf Öl. Maschinen, die nur mit Strom versorgt Dampf herstellen – und die dann relativ einfach auf erneuerbare Energien umgestellt werden können – sind nur im ganz kleinen Rahmen einsetzbar. Das funktioniert etwa in kleinen Textilreinigungen, die sich in Einkaufszentren befinden.

"Einzig der Einsatz von Wasserstoff bietet hier vielleicht mal einen Ersatz. Noch gibt es dabei aber Probleme mit den Anschlüssen und dem Wasserstoffnetz", berichtet Tanguy Gernigon vom Deutschen Textilreinigungs-Verband (DTV). Er ergänzt, dass es zwar Dampfkessel auf dem Markt gebe, die die Verwendung von Wasserstoff ermöglichen. Einsetzbar ist die Technik aber noch nicht in der Praxis. Strom – etwa aus Solaranlagen – könne immer nur unterstützend, aber nicht für die alleinige Versorgung genutzt werden. Der Unterschied zwischen Strombedarf und der zur Verfügung stehenden Dachfläche ist zu groß. Ähnlich ist das auch bei Holzpellets. Technologisch wäre ein Einsatz möglich, aber wegen des Platzbedarfes ist er in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht praktikabel.

In der Branche besteht nach Aussagen von Gernigon noch eine große Abhängigkeit von den fossilen Brennstoffen. Ihnen bleibt derzeit nur die Möglichkeit, Energie zu sparen. Und das ist bei den Textilreinigern bereits seit Jahren ein großes Thema. Denn die Kosten sind hoch und sie steigen nicht erst seit den vergangenen Wochen so stark an. Im Schnitt machen die Energiekosten bei einer Textilreinigung je nach Betriebsgröße und Produktsortiment zwischen 10 bis 20 Prozent des Jahresumsatzes aus.

Der Deutsche Textilreinigungs-Verband hat für seine Betriebe ein Energiesparhandbuch zusammengestellt, mit Infos und Tipps zum Thema.>>>

Textilreinigungen wegen Gasversorgung besorgt: Appell an die Bundesregierung

Das verbreitet Sorge in der Branche angesichts der aktuellen Lage. So erzählt auch Daniel Dalkowski, der stellvertretende Geschäftsführer des DTV, dass sein Telefon nicht mehr stillsteht. "Die Betriebe sind verunsichert", sagt er zu dem Zustand, der sich im Verband schon zeigt, seitdem die erste Gas-Warnstufe ausgerufen wurde. Deshalb hat der DTV einen Appell an die Bundesregierung gerichtet. Er fordert, dass die Textilreinigungen und Wäschereien zu den Unternehmen gehören sollten, die mit einer Priorität mit Gas versorgt werden, wenn es denn zu Knappheiten kommt. "Man muss nur an den medizinischen Bereich denken und es ist klar, was ohne hygienisch gereinigte Textilien alles nicht mehr möglich wäre", sagt Dalkowski.

Er berichtet von Gesprächen mit der Bundesnetzagentur und der Notwendigkeit, dass das Energiewirtschaftsgesetz geändert werden müsste, um eine derartige Priorisierung festzulegen. "Dafür gab es bislang noch keine Signale", so stellvertretende Geschäftsführer. Der DTV kann den Betrieben nach eigener Aussage ganz aktuell die Sorge nicht nehmen, ob eine Energieversorgung weiterhin in dem notwendigen Maße gesichert ist. Doch der Verband bleibt mit seiner Forderung an die Bundesregierung aktiv am Thema dran.

Unterstützung dabei bekommt die Branche vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Dieser erklärt auf Anfrage der DHZ, was das Energiewirtschaftsgesetz bislang vorsieht, wenn es zu einer Gasmangellage kommt. So habe die  Bundesnetzagentur klargestellt, dass sie sich maßgeblich auf solche Gaskunden fokussieren wird, die eine Anschlussleistung von mindestens 10 MW aufweisen. Diese könnten in ihrer Versorgung eingeschränkt werden. "Betroffen sind damit rund 2.500 Gaskunden in Deutschland – Handwerksbetriebe zählen wegen ihrer Anlagengröße nicht dazu", so der ZDH. Weiterhin habe die Behörde mittlerweile ergänzend erklärt, dass solche Kunden geschützt sind, die eine Anschlussleistung von maximal 500 kW bzw. einen Jahresverbrauch von 1,5 Millionen kWh aufweisen. Damit zählen die allermeisten Handwerksbetriebe zu den geschützten Kunden.

Gasmangel: Handwerksbetriebe gesichert versorgt?

Laut ZDH wären aber auch Handwerksbetriebe, die mehr als 1,5 Millionen kWh Gas im Jahr beziehen, geschützt. Sie verbrauchen das Gas in der Regel über mehrere Standorte hinweg. Damit liegen die Einzelverbräuche je Anschluss sehr wahrscheinlich unterhalb des Grenzwerts. Zusätzlich weist der Verband darauf hin, dass es technische Schwierigkeiten geben dürfte, wenn es zu einer kleinteiligen und anschlussgenauen Abschaltung kommen würde. In Bezug auf die Textilreinigungen erwähnt der ZDH dennoch, dass es prinzipiell sinnvoll erscheine bei einer Gasmangellage, solche Gewerke bevorzugt zu bedienen, die grundlegende Dienstleistungen erbringen. Gemeint sind etwa die Reinigung von Krankenhauswäsche oder die zur Grundversorgung etwa in der Lebensmittelproduktion beitragen. Das hat der ZDH nach eigenen Angaben in seinen politischen Gesprächen zur Gasversorgung auch zum Ausdruck gebracht.

"So lange ist es noch nicht her, dass Krankenhäuser und auch große Hotels noch selbst ihre Wäsche gereinigt haben. Heute ist alles outgesourct", sagt dazu Jochen Krause. Er weist auf den Zusammenhang hin, dass mit dem Auslagern bei den Krankenhäusern auch die Systemrelevanz entfallen sei. "Wenn wir als Textilreinigungen nicht mehr arbeiten können, steht im öffentlichen Leben vieles still", fasst er es nochmals konkreter zusammen und betont damit auch, wie wichtig jetzt eine Priorisierung wäre. Jochen Krause ist Textilreinigermeister und im Ausschuss für Technik und Umwelt im Bundesverband der Textilreiniger tätig.

So sparen Textilreinigungen Wasser, Strom und Wärmeenergie

Seinen Betrieb in Rödental bei Coburg hat er schon lange so umgerüstet und optimiert, dass er nur noch einen Bruchteil dessen an Energie verbraucht, was er noch vor ein paar Jahren benötigte. So berichtet der Handwerksmeister davon, dass er es geschafft hat, 90 Prozent des Wasserverbrauchs zu senken, 80 Prozent der Wärme einzusparen und 60 Prozent des Stromverbrauchs des Coburger Handtuch+Matten-Service. Dabei setzt Krause auf zwei Grundprinzipien: Energie, wenn möglich mehrfach zu nutzen, und die Prozesse so aufeinander abzustimmen, dass kaum Energie verloren geht.

Jochen Krause berät auch Kollegen aus der Branche in Sachen Energieeinsparung und schaut sich deren Betriebsabläufe vor Ort an. „Das ist sehr individuell und richtet sich nach den Räumlichkeiten und wie die Maschinen jeweils aufgebaut sind“, erklärt er. Erfahrungen hat er einst selbst gemacht mit dem Thema Energieberatung und wie wichtig es ist, dass jemand externes einen Blick auf den eigenen Betrieb wirft. So hat Jochen Krause auch mit der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE) zusammengearbeitet.

Die Initiative mehrerer Umweltzentren der Handwerkskammern in Deutschland richtet sich branchenspezifisch gezielt an Handwerksunternehmen und hilft ihnen, Energiefresser aufzuspüren, zu beseitigen und langfristig die Kosten im Blick zu haben. Dafür hat sie das E-Tool geschaffen. Ein kostenloses und mit sehr wenig Aufwand verbundenes Instrument zum Erfassen aller relevanten Verbräuche. Denn das ist nach Ansicht von Kai Hünemörder ein zentraler Punkt, wenn man Energiekosten senken wolle. "Man muss wissen, wo die Kosten stecken", sagt der Leiter des Zentrums für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik der Handwerkskammer Hamburg, welches sich seit Jahren besonders intensiv um Textilreinigungen kümmert und ihnen hilft, energiesparender zu werden.

Arbeitgeber sollten Mitarbeiter beim Energiesparen einbinden

Hünemörder ist angesichts der aktuellen Lage und dem schnellen Umschwenken der politischen Strategien zurückhaltend, den Betrieben derzeit zu raten, auf eine neue Energiequelle umzurüsten. "Dass jetzt alle plötzlich auf Strom statt Gas setzen, ist für Textilreinigungen kaum möglich", sagt auch er und rät eher zu vergleichsweise kleinen Maßnahmen, die sich in der Praxis aber auch stark auswirken können. Dazu gehöre es die Waschmaschinen möglichst nicht nur halbvoll zu beladen, auch wenn der Kunde dann vielleicht ein klein wenig länger warten muss. Natürlich müsse dabei die Waschqualität noch gewährleistet sein.

Des Weiteren sei es wichtig, die Mitarbeiter für das Thema zu sensibilisieren. "Die Meister wissen, an welchen Stellen zu viel Energie verbraucht wird. Aber sie müssen das auch an die Angestellten weitergeben", sagt Hünemörder. So wie es regelmäßige verpflichtende Schulungen für alle Mitarbeiter in Textilreinigungen im Umgang mit Chemikalien gebe, sollte das seiner Meinung nach auch beim Thema Energiesparen ein Standard sein.

Es gibt viele kleine Maßnahmen, die sich aber stark in den Betrieben auswirken können. Wenn man beispielsweise alle dampfführenden Leitungen und Maschinen dämmt, lassen sich im Jahr mehrere hundert Euro einsparen. Das Ganze gelinge mit vergleichsweise geringem Invest. Mit einer optimierten Abstimmung von Arbeitsschritten kann man Energien mehrfach nutzen. Zentral sind hier Möglichkeiten, die Abwärme von Wasser oder Dampf zu nutzen und Wasser so im Kreislauf zu halten, dass es mehrfach eingesetzt wird.

Textilreinigungen: Wasser und Wärme möglichst mehrfach nutzen

Jochen Krause macht dies. Er hat alle Wasserkreisläufe seines Betriebs miteinander vernetzt. Dabei nutzt er das Wasser aus den Waschschleudermaschinen doppelt – erst zur Wäsche der Handtücher und dann noch für die Schmutzfangmatten. Außerdem setzt er Regenwasser im gesamten Prozess ein. Er fängt es in einem Vorfluter von den Dächern seines Betriebs auf und filtert es soweit, bis es nahezu Trinkwasserqualität hat. Die Abwärme der Mangel erwärmt das Wasser der Waschstraße. Und auch das Kondenswasser, dass sich an der Mangel bildet, fängt er auf und setzt es erneut ein. Bevor das Abwasser schlussendlich den Betrieb verlässt, gibt es über einen Wärmetauscher die noch vorhandene Wärmeenergie an einen Pufferspeicher ab. So muss er für die Warmwassergewinnung und die Fußbodenheizung im Büro, im Betrieb und in Wohnräumen, die sich ebenfalls im selben Gebäude befinden, kaum mehr Energie einsetzen.

Doch auch bei Jochen Krause ist die externe Energiequelle, die er noch einsetzen muss – auch wenn die Mengen gering sind – Erdgas. Trotz seiner Energiesparerfahrungen weiß auch Krause, dass das Gas in Textilreinigungen bislang kaum zu ersetzen ist. Der Unternehmer kann der aktuellen Lage – so problematisch sie auch erscheinen mag – dennoch etwas abgewinnen. "Jetzt sind alle gezwungen, sich mit ihrem Energieverbrauch auseinanderzusetzen. Die Forschung – zum Beispiel beim Wasserstoff – steht auch unter Druck, Lösungen zu bieten", sagt der Unternehmer. Ihm liegt das Thema Umweltschutz und Energiesparen schon seit vielen Jahren am Herzen. Schon im Jahr 2012 bekam Krause eine Auszeichnung zum Klimaschutzunternehmen.

Energieverbräuche ermitteln: So geht's

Eine Grundvoraussetzung auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz ist es, die Energieverbräuche des eigenen Betriebes zunächst zu erheben und dann zentral zusammenzuführen. Für die Erfassung der Daten haben die Macher der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz das E-Tool als cloud-basierte Lösung geschaffen. Jeder kann über die Website der Initiative einen kostenlosen Zugang zu diesem Tool bekommen. Dabei stellt das E-Tool viel mehr dar, als nur eine Datensammlung.

Es erlaubt eine individuelle Auswertungen zu energieträgerbezogenen Verbräuchen und CO2-Emissionen sowie die Darstellung von Kennzahlen zur Einordnung. Diese Informationen können über Jahre hinweg übersichtlich verfolgt werden. Das Tool ermöglicht zudem eine konsequent einfache Datenerfassung über einen Schritt für Schritt-Modus und stellt den Nutzern verschiedene "Zusatzmodule" für die praktische Alltagsarbeit zur Verfügung. Auch die Beantragung eines Ausgleichs bei der Stromsteuer sowie die Ermittlung des betrieblichen CO2-Fußabdrucks werden mit dem E-Tool massiv vereinfacht.

Zum E-Tool gelangen Sie hier.>>>