Thüringen hat es vorgemacht, Sachsen zieht nach: Ein staatlicher Reparaturbonus kann die Verbraucher dazu bringen, mehr elektrische Geräte reparieren zu lassen. Nun wird er auch in weiteren Bundesländern diskutiert. Das eröffnet Chancen für Reparaturbetriebe.

Reparaturdienstleistungen kostet genauso Geld wie neue Elektrogeräte. Sie zu nutzen statt Geräte bei der kleinsten Macke durch neue zu ersetzen, ist aber definitiv nachhaltiger. Es schont Ressourcen und vermeidet Abfall. Außerdem ist es meist doch günstiger und vor allem unterstützt es kleine, regionale Betriebe, die mit Reparaturen ihr Geld verdienen. Die aktuelle Wegwerfmentalität gegen eine neue Reparaturkultur zu ersetzen, ist aber nicht einfach. Das zeigt auch der Versuch ein bundesweites Recht auf Reparatur durchzusetzen – obwohl es als Ziel im Koalitionsvertrag steht.
Reparaturbonus: Neues Leben für kaputte Mobiltelefone, Waschmaschinen, Kaffeemaschinen
Dennoch kommt der Wille zu einem Mehr an Reparaturen auf politischer Ebene voran. Bisher sind es aber die Bundesländer, die hier Erfolge vorweisen. So hat Thüringen als erstes Bundesland im Jahr 2021 mit einem Reparaturbonus gestartet, ihn 2022 wiederholt und auch schon die dritte Phase – der "Reparaturbonus 3.0" ist in Planung. Dazu meldet das Umweltministerium des Landes, dass es in Thüringen durch den Reparaturbonus im Jahr 2022 täglich im Schnitt etwa 50 Reparaturen gab, deren Auftraggeber den Bonus in Anspruch genommen haben. Thüringerinnen und Thüringer erhielten dabei die Hälfte der Reparaturkosten bis maximal 100 Euro auf Antrag zurück. Das Ministerium organisiert den Bonus und dessen Abwicklung gemeinsam mit der Verbraucherzentrale des Landes.
Rund 12.000 Thüringerinnen und Thüringer haben den Reparaturbonus im vergangenen Jahr genutzt und ihre defekten Elektrogeräte mit dieser Unterstützung reparieren lassen. Dabei waren es laut Ministerium vor allem Mobiltelefone, Waschmaschinen, Kaffeemaschinen, Geschirrspüler und andere Küchengeräte, die von Fachhändlern, Reparaturwerkstätten und in Reparaturcafés repariert wurden. Umfragen zeigen, dass sich diejenigen, die eine dieser Reparaturen in Auftrag gegeben haben, sich nur deswegen dafür entschieden zu haben, weil es den Reparaturbonus gibt. Auch Reparaturwerkstätten erklärten, dass sie ohne den Bonus deutlich weniger Reparaturen gehabt hätten.
Reparaturbonus: Sachsen macht auch mit
So möchte das Land Thüringen an diese Erfolge anknüpfen und startet nach eigenen Angaben auch 2023 eine neue Förderrunde. Aber nicht nur das. Thüringen wird nun auch zum Vorbild, denn auch das Land Sachsen hat angekündigt, einen Reparaturbonus einzuführen. Noch stehen die Details nicht fest, wie die Antragstellung ablaufen soll und wie hoch der Reparaturbonus ausfallen wird. Dennoch kommen schon jetzt lobende Worte aus dem Handwerk.
Nach Angaben des Sächsischen Handwerkstags sind für den Reparaturbonus im Doppelhaushalt 2023/2024 rund 2,5 Millionen Euro veranschlagt. Thüringen hatte bisher rund eine Million Euro für den Reparaturbonus bereitgestellt und plant nun weitere 600.000 Euro im Rahmen dieser Förderung ein. Der Sächsische Handwerkstag hatte die Landespolitik schon länger darauf hingewiesen, dass Sachsen in punkto Nachhaltigkeit einen ähnlichen Weg wie Thüringen beschreiten sollte. Dass nun der Landtag darüber diskutiert, freut das sächsische Handwerk umso mehr.
Für das Handwerk ist dabei auch die Tatsache wichtig, dass mit dem Reparaturbonus regionale Wirtschaftskreisläufe wieder mehr belebt werden. Das teilt der Handwerkstag mit. "Branchenübergreifend stehen Handwerksbetriebe als kompetente Reparaturdienstleister bereit", erklärt der Sprecher der Geschäftsführung des Sächsischen Handwerkstages, Andreas Brzezinski.
Bald ein bundesweiter Reparaturbonus?
Dass es gelingt, mit einem Reparaturbonus wirklich ein Mehr an Reparaturen anzustoßen, das sich dann hoffentlich auch langfristig hält, zeigen auch Länder wie Österreich und Pilotprojekte in einzelnen Städten wie Leipzig. Das Thüringer Umweltministerium setzt sich deshalb nach eigenen Angaben nun auch dafür ein, dass das Thema auf Bundesebene vorankommt. Dabei gehe es Thüringen auf Bundesebene sowohl um einen bundesweiten Reparaturbonus als auch um ein Recht auf Reparatur. Der Reparaturbonus wird außerdem auch schon in weiteren Bundesländern wie Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern diskutiert.