Berufsvorbereitende Maßnahmen Jungen Schulabgängern Chancen aufzeigen

Raus aus der Schule, aber nicht rein ins Arbeitsleben. Viele Jugendliche schaffen es nicht, gleich nach der Schule eine Ausbildungsstelle zu finden. Die Gründe sind vielfältig: zu schlechte Noten, keine Stelle im gewünschten Beruf oder schlicht noch keine rechte Vorstellung von der Zukunft. Für solche Jugendliche gibt es berufsvorbereitende Lehrgänge (BvB). Das Ziel: Jugendliche fit machen für eine Ausbildung.

Julia Ostermeier und Florian Allgaier nahmen an einem berufsvorbereitenden Lehrgang teil und können nun ab September eine Ausbildung beginnen. - © Heidi Roider

Die Maler- und Lackierer-Innung München führt schon seit 1982 so genannte Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit durch. In diesem Lehrgang haben auch schwächere Schüler gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. In zehn Monaten sollen die jungen Leute zwischen 15 und 25 ihre Ausbildungsreife erlangen und gegebenenfalls einen Schulabschluss nachholen. 

Die Innung unterstützt die Jugendlichen hierbei seit Langem erfolgreich: "Wir haben seit Jahren eine Vermittlungsquote zwischen 70 und 80 Prozent", sagt Miriam Koberling, Leiterin der Abteilung Berufsvorbereitung. "Unter den Jugendlichen sind oft hervorragende Praktiker, die aber wegen ihrer schlechten Noten auf Anhieb keine Lehrstelle gefunden haben." Genau hier setzt das Projekt an.

39 Jugendliche e rhalten in der Maler und Lackierer Innung München die Möglichkeit, sich eine berufliche Perspektive zu erarbeiten. Ein Team von Ausbildern, Lehrkräften, Bildungsbegleitern und Sozialpädagogen unterstützt die Teilnehmer auf ihrem Weg in den Beruf.

Zwei von ihnen sind Julia Ostermeier und Florian Allgaier. Beide haben in diesem Jahr Einblicke in den Beruf des Maler und Lackierers e rhalten und lernten verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten kennen - von der Stupf- über die Wickel- oder Relieftechnik bis hin zur Farblehre.

Verschiedene Berufe kennenlernen

Um den Jugendlichen ein möglichst breites Berufsspektrum anzubieten, werden die Lehrgänge seit 2006 in einer Kooperation von Bildungsträgern durchgeführt. Die Maler- und Lackierer-Innung München bietet inne rhalb dieser Trägergemeinschaft die Berufsfelder Farbe und Raumgestaltung sowie Metalltechnik an. Festgelegt auf diese beiden Bereiche sind die Jugendlichen deshalb nicht. Hauptsache, am Ende steht der Einstieg in einen vielversprechenden Beruf; auch dann, wenn sich dieser erst im Verlauf der gemeinsamen Arbeit herauskristallisiert. So auch bei Julia Ostermeier.

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Wie viele andere Jugendliche war Julia Ostermeier zunächst Feuer und Flamme für den Ausbildungsberuf des Fahrzeuglackierers. Die logische Konsequenz des großen Andrangs sind allerdings mehr Bewerber als Ausbildungsplätze in München. Und als Frau hat man es doppelt schwer, da die Ausbildungsbetriebe nach Vorschrift separate Umkleidemöglichkeiten und sanitäre Anlagen für weibliche Auszubildende haben müssen. Dies ist für kleinere Betriebe oft nahezu unmöglich.

Für Julia Ostermeier letzten Endes aber kein Problem, im Gegenteil. Mit der Unterstützung ihrer Bildungsbegleiterin hat sie einen neuen Traumberuf gefunden: als Drogistin. In verschiedenen Praktika bei einer Drogeriekette konnte sie neue Fähigkeiten und Interessen ausmachen, und damit auch einen Ausbildungsplatz.

Florian Allgaier hingegen wusste von Beginn an, was es sein sollte. Und hat genau das bekommen – eine Lehrstelle als Hotelfachmann.

Für die Innung ist das Projekt wichtig – auch wenn nicht jeder Maler und Lackierer oder Fahrzeuglackierer wird, denn es ist auf jeden Fall Nachwuchsgewinnung. "Uns ist es wichtig, dass die Jugendlichen nicht nur eine Ausbildungsstelle finden, sondern auch die Möglichkeit haben einen Schulabschluss zu erwerben. Hier haben wir sogar eine Erfolgsquote von 100 Prozent", so Koberling.

Vom Praktikum in die Ausbildung

Damit möglichst viele Jugendliche den Einstieg in das Berufsleben schaffen, werden sie während dieser Zeit individuell betreut. "Wenn sie zu uns kommen, geht es erst einmal in die Eignungsanalyse", erklärt Koberling. "Also, was kann der Jugendliche, was braucht er, was will er? Manche haben noch Schwächen in Mathe oder Deutsch, andere müssen erst lernen, was zum Beispiel Pünktlichkeit bedeutet." Danach richtet sich dann auch der Lehrplan – oder wie es offiziell heißt: Qualifizierungsplan des jeweiligen Teilnehmers.

Unterrichtet werden sie sowohl in der Maler- und Lackierer-Innung als auch und in der Berufsschule speziell zur Berufsvorbereitung. Schließlich sind einige von ihnen ja immer noch schulpflichtig. Außerdem schnuppern die Teilnehmer im Rahmen von Praktika in die betriebliche Praxis. So können sie feststellen, ob sie sich für diesen Beruf begeistern können. "Uns ist wichtig, dass sich die Teilnehmer - soweit möglich – eigenständig um ihre Praktikums- oder Ausbildungsplätze bemühen. Das Erfolgserlebnis ist dann umso größer, wenn sie eine Zusage vom Betrieb e rhalten."  rh

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen im Überblick

Jugendliche sollen mit den BvB der Bundesagentur für Arbeit fit für eine Ausbildung gemacht werden und einen Schulabschluss nachholen.  Zu den Aufgaben der jeweiligen Träger gehört es deshalb,

  • den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten hinsichtlich einer möglichen Berufswahl zu überprüfen, sich in der Vielzahl der Berufe zu orientieren und eine Berufswahlentscheidung zu treffen,
  • den Jugendlichen die erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Aufnahme einer beruflichen Erstausbildung zu vermitteln und
  • die Jugendlichen möglichst in den Ausbildungsmarkt zu integrieren.

Für Jugendliche, die bisher noch ohne Schulabschluss sind, bietet die Maßnahme außerdem die Möglichkeit, sich auf den Erwerb eines Hauptschulabschlusses oder eines gleichwertigen Schulabschlusses vorzubereiten.

In den Maßnahmen wird ein breit gefächertes Angebot vorgehalten, das auf die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Teilnehmer ausgerichtet und flexibel gestaltet wird.

Im Regelfall dauert die Teilnahme an einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme bis zu 10 Monate, in Ausnahmefällen bis zu 18 Monate und ist für Jugendliche unter 25 Jahren.

Während der Teilnahme an einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme haben die Jugendlichen Anspruch auf Berufsausbildungsbeihilfe. Ob die Voraussetzungen für eine Förderung vorliegen, wird immer bei der Agentur für Arbeit vor Ort geklärt.

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite bei der Bundesagentur für Arbeit. rh