Jan Agha Habibi hat es vom unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten zum Bundessieger im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks geschafft. Ein Erfolg, an dem auch sein Ausbildungsbetrieb und die Integrationskraft des Handwerks Anteil haben.

Als die Bundessiegerinnen und Bundessieger im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks im vergangenen Jahr feststanden, stach seine Geschichte besonders hervor: Der 21-jährige Jan Agha Habibi, der im Alter von 14 Jahren als unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland geflüchtet war, schnappte sich den 1. Bundessieg im Beruf Fahrzeuglackierer. Er gehört damit zu den besten Nachwuchshandwerkern Deutschlands. Es ist ein Erfolg, der vor allem durch sein Umfeld möglich wurde, und eine Geschichte, die eindrücklich die Integrationskraft des Handwerks zeigt.
Willkommen im Team
Wenn Peter Maierhofer und Jan Agha Habibi zusammensitzen, dann wird viel gelacht. Der Senior-Chef eines Fahrzeuglackiererbetriebes in Triefenstein und sein junger Geselle kennen sich gut. Das Verhältnis ist vertrauensvoll und von großem Respekt geprägt. "Wir sind ein Team und ich lege Wert auf eine familiäre Unternehmenskultur", fasst es Peter Maierhofer in Worte. Gerade hat er seinen Betrieb offiziell an seinen Sohn Matthias übergeben. Für beide soll das Unternehmen ein Ort sein, an dem jede Stimme zählt – die der Beschäftigten genauso wie die des Führungsteams.
Dass diese Worte hier auch gelebt werden, merkte auch Jan Agha Habibi gleich in den ersten Tagen seines Praktikums vor etwa vier Jahren. "Ich durfte von Beginn an mitarbeiten. Jeder hier hatte ein offenes Ohr für meine Fragen", erinnert er sich. Diese Willkommenskultur im Betrieb der Maierhofers gab schließlich den Ausschlag, dass sich der gebürtige Afghane für die Ausbildung im Betrieb von Peter Maierhofer entschied.
In den folgenden Jahren konnte sich Jan Agha Habibi hier Stück für Stück beruflich entwickeln. "Er war immer neugierig und von Anfang an sehr ehrgeizig", erklärt Peter Maierhofer. Dem jungen Geflüchteten kam dabei auch sein persönliches Umfeld zugute: Schon bei seiner Ankunft erhielt er Unterstützung von ehrenamtlichen Lehrern. Starken Rückhalt gibt ihm auch die Familie seiner deutschen Freundin. Er ist im Sportverein aktiv und lackiert in seiner Freizeit auch schon mal die Fahrräder seiner Freunde um. "Während der Ausbildung und auch beim Leistungswettbewerb hat mir auch mein Ausbilder im Bildungszentrum der Handwerkskammer in Aschaffenburg sehr geholfen", erzählt der 21-Jährige. Darius Biadatz, Lehrmeister für das Fahrzeuglackiererhandwerk, unterstützte ihn vor allem bei der Vorbereitung auf die Wettbewerbsaufgaben. Auch er bestätigt: "Jan war sehr fleißig und immer offen für neue Herausforderungen. Ich habe mich sehr gefreut, dass er im Leistungswettbewerb so erfolgreich war."

Gestalten und Ausprobieren
Ausbilder, Ausbildungsbetrieb, Kollegen und das persönliche Umfeld – zusammen ergaben all diese Teile einen sicheren Nährboden, auf dem Jan Agha Habibi sich voll und ganz bis zu seinem Erfolg im Leistungswettbewerb entfalten konnte.
Am Fahrzeuglackiererhandwerk fasziniert den 21-Jährigen vor allem, dass es Raum zum Ausprobieren und Gestalten bietet. "Ich kann mit Farben spielen und ich mag vor allem die besonderen Projekte", sagt er. Die Neugier auf Herausforderungen kam ihm auch in den praktischen Wettbewerben zugute. Im Leistungswettbewerb auf Landesebene trat er dabei in München, auf Bundesebene in Wuppertal an. "Ich war beide Male schon sehr aufgeregt", gibt er zu, denn im Wettbewerb läuft die Uhr und hier sind Präzision und Geduld gefragt. Bei diesem Satz muss Peter Maierhofer schmunzeln, denn eigentlich schätzt er die Unaufgeregtheit seines Schützlings auch in kniffligen Situationen. "Er ist einfach super ruhig und lässt sich durch nichts stressen", hakt er ein. Das sei sein persönlicher Wettbewerbsvorteil bei den Ausscheidungen und vor allem auch in der Ausbildung gewesen. Auch Jan Agha Habibi wirkt auf den ersten Blick sehr bodenständig. Sein Ehrgeiz blitzt dann aber doch durch, als er von seinen Plänen erzählt, auch noch den Meister im Fahrzeuglackiererhandwerk zu machen. Sein Umfeld wird ihn sicher auch bei diesem Ziel voll unterstützen.