Ausbilderqualität Fortbildungen für Ausbilder: Gewünscht, aber wenig genutzt

Die Anforderungen an Ausbilder steigen, der Anpassungsdruck steigt. Neun von zehn Ausbildern und Personalverantwortlichen wünschen sich daher zusätzliche Unterstützung und Auffrischungskurse. Das Angebot besteht, doch kaum einer nimmt sie wahr. Über die Gründe.

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Ausbilder müssen heute mehr vermitteln als "nur" handwerkliches Können. - © amh-online

Das iPhone war 2009 gerade zwei Jahre alt geworden, als in Deutschland die derzeit gültige Ausbildereignungsverordnung verabschiedet wurde. Die Digitalisierung hat sich seither immer weiter beschleunigt, mit Auswirkungen auf die Ausbildung.

"Ausbilder sollen heute digitale Lerntechniken und –inhalte beherrschen und gleichzeitig fähig sein, die heterogene Zielgruppe der Auszubildenden pädagogisch sinnvoll zu qualifizieren", nennt Michael Härtel, Leiter des Arbeitsbereichs Lehren und Lernen am Bundesinstitut für Berufsbildung (Bibb), Beispiele für den Wandel.

Das Ausbildungspersonal müsse jeweils angmessene betriebliche Ausbildungsbedingungen gestalten für Leistungsstarke wie auch leistungsschwächere Auszubildende, für Azubis aus prekären sozialen Verhältnissen, Studienabbrecher und junge Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund. "Ein anspruchsvoller und verantwortungsvoller Aufgabenmix", gibt Härtel zu.

Komplexe Anforderungen an Ausbilderqualität

Angesichts dieser massiven Veränderungen hat das Bibb für eine Studie 3.855 Ausbilder, Prüfer, Ausbildungsleitende und Personalverantwortliche gefragt, ob die Qualifizierung der Ausbilder noch auf der Höhe der Zeit sei.

Die Ergebnisse zeigen: Die Akteure in der Ausbildung wünschen sich eine modernere Ausbildung der Ausbilder. Zwar könnten die Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) und Allgemeine Meisterprüfungsverordnung (AMVO) beibehalten werden. Ihre gestaltungsoffenen Formulierungen böten genügend Flexibilität, um auch den heutigen Anforderungen zu begegnen. Der Rahmenplan zur Ausbildung der Ausbilder solle aber inhaltlich angepasst und Prüfungsmethoden und -praxis weiterentwickelt werden.

Über 90 Prozent der Befragten hielten es für hilfreich, wenn Ausbilder zusätzliche Unterstützungs- und Weiterbildungsangebote und Auffrischungskurse bekämen. Ziel sei, das vor vielen Jahren erworbene Wissen zu modernisieren und sicherzustellen, dass die Ausbilder auch weiter kompetent ausbilden können. Solche Kursangebote zur Ausbilderqualität sollten aber laut Befragung auf freiwilliger Basis bleiben.

Kurse für Ausbilder auf freiwilliger Basis

Hier liegt ein Problem. Die Erfahrungen von Kursanbietern zeigen, dass sich Ausbilder nur schwer für die Teilnahme an freiwilligen Fortbildungen gewinnen lassen. Wenn sie ihre knappe Zeit ins Lernen investieren, dann am ehesten in berufsfachliche Qualifikationen, nicht aber in pädagogisches Wissen.

Daniela Müller von der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) hat hierfür viel Verständnis. "Im Handwerk kommt das Betreuen der Auszubildenden in der Regel on top zur Arbeit." Längst nicht alle betrieblichen Ausbilder hätten den Meister oder den Ausbilderschein. Dabei seien es weniger die Kosten, die vom Lehrgang abschreckten, sondern der Zeitaufwand. Wer nur mit der betrieblichen Durchführung der Ausbildung beauftragt sei, brauche zusätzlich niedrigschwelligere Angebote neben der formalen Ausbildereignung.

Solche Angebote gibt es, beispielsweise das an der Handwerkskammer Hannover entwickelte Programm ''Prima Ausbildungsqualität im Handwerk" (primAQ) mit Workshops für Gesellen. Auch über die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten "Jobstarter plus"-Projekte erhalten Betriebe Unterstützung in vielen Fragen der Berufsausbildung. Und jede Handwerkskammer bietet ein umfangreiches Kursangebot und persönliche Gespräche mit Ausbildungsberatern, um die Ausbilderqualität zu verbessern.

Förder- und Kursprogramme für Ausbilder

Jede Handwerkskammer bietet ein umfangreiches Kursangebot und persönliche Gespräche mit Ausbildungsberatern, um Betriebe fit für die Ausbildung zu machen. Die Berater können auch Orientierung zu den einzelnen Förderprogrammen geben.

Das an der Handwerkskammer Hannover entwickelte Programm ''Prima Ausbildungsqualität im Handwerk" (primAQ) bietet Workshops für Gesellen.

Über die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten "Jobstarter plus"-Projekte erhalten Betriebe Unterstützung in vielen Fragen der Berufsausbildung.

Mit dem Bundesprogramm "Ausbildungsplätze sichern" unterstützt die Bundesagentur für Arbeit Ausbilder während der Corona-Krise.

Eine umfassende Liste von Fördermöglichkeiten hat das Kompetenzzentrum für Fachkräftesicherung Kofa veröffentlicht.

Angebote wenig genutzt

Wenn Betriebe solche Angebote bisher zu wenig abrufen, habe das auch strukturelle Gründe, vermutet Müller. Es sei für den einzelnen Unternehmer sehr schwierig, sich angesichts der Vielfalt an Maßnahmen- und Fördermöglichkeiten zurechtzufinden. "Wir müssen die Angebote noch mehr auf die Betriebe zuschneiden und aktiv auf sie zugehen", ist ihre Schlussfolgerung.

Unabhängig davon wird in den kommenden Monaten auch die grundsätzliche Ausbildung der Ausbilder überarbeitet werden. Binnen eines Jahres, so Michael Härtel vom Bibb, werden Bund und Sozialpartner ein moderneres Regelwerk aushandeln.

Wie das Handwerk die Ausbilderqualität sichert

Wer im Handwerk ausbilden möchte, muss neben seinem Fachwissen auch eine berufspädagogische Qualifikation als Ausbilder nachweisen. Handwerksmeister erwerben diesen Nachweis mit dem Teil IV ihrer Meisterprüfung. Alternativ gibt es Lehrgänge zur Vorbereitung für eine Prüfung nach der Ausbildereignungsverordnung (AEVO). Die Lehrgänge mit den abschließenden Prüfungen dienen gleichzeitig zur Qualifizierung wie zum Nachweis der Ausbildereignung.

Die Lehrgangsinhalte sind im Rahmenstoffplan Teil IV beziehungsweise im Rahmenlehrplan AEVO festgelegt. Idealerweise umfassen diese Kurse 115 Stunden. Weitere Informationen zur Ausbildereignung bietet der Zentralverband des Deutschen Handwerks.