Ein verstärkter Einsatz von Recyclingmaterialien auf Baustellen könnte Umwelt- und Klimaschutz aktiv voranbringen. Doch es gibt Probleme im Baustoff-Kreislauf. Verbände fordern nun von der zukünftigen Bundesregierung ein Sofortprogramm für die Kreislaufwirtschaft. Das sind die vorgeschlagenen Maßnahmen dafür.

Vor allem Kunststoffe sind es, die auf dem Bau massenweise zum Einsatz kommen und dabei einen schlechteren CO2-Fußabdruck hinterlassen als nötig. Kunststoff kann mittlerweile gut recycelt werden und die Recycling-Kunststoffe können vielfach schon das leisten, was neue Produkte versprechen. Doch noch immer sind die sogenannten Rezyklate selten zu finden. Noch immer gibt es viele Vorbehalte gegen recycelte (Bau-)Materialien – bei privaten Bauherren, der öffentlichen Hand und auch bei den Bauunternehmen. "Ist das genauso stabil? Ist es haltbar und unempfindlich? Kann es zu unvorhergesehenen Veränderungen der Materialeigenschaften kommen?", nennt Dr. Katharina Reuter, die Geschäftsführerin vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) nur ein paar Fragen als Beispiel dafür, dass diesen Baustoffen grundlos noch zu wenig Vertrauen entgegengebracht wird.
Appell für mehr Recycling-Baustoffe
Der BNW hat gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Entsorger (BDE) einen Appell an die zukünftige Bundesregierung formuliert, die Kreislaufwirtschaft zu stärken. Dabei spielen auch Baumaterialien und der Einsatz von Rezyklaten eine wichtige Rolle. Die Verbände fordern ein Sofortprogramm, damit weniger Ressourcen verschwendet werden. "Der wesentliche Beitrag, den die Kreislaufwirtschaft bei der Energie- und Ressourcenwende leistet, muss stärker in den politischen Fokus gerückt werden", heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung von BNW und BDE.
Ein Problem auf dem Bau ist derzeit vor allem die Beschaffungspraxis, also der Einkauf von Baumaterial, bei dem recycelte Produkte bisher kaum mitbedacht werden. So ist eine Forderung der Verbände, dass in öffentlichen Ausschreibungen vom Bund künftig Vorgaben für eine nachhaltige Beschaffungspraxis integriert sind. Das soll auch Ländern und Kommunen als Vorbild dienen. Katharina Reuter erklärt dazu, dass es den Behörden und Bauunternehmen an Informationen mangelt, wo man recycelte Materialien überhaupt erhalten kann. Außerdem kritisiert sie zu kurze Planungsvorläufe. Drei bis sechs Monate wären nötig, um Informationen zu sammeln und die dann verfügbaren Materialien in ausreichender Menge zu bekommen. "Diese sind aber meist nicht veranschlagt", sagt sie.
Kreislauflabel soll Recycling-Baustoffe zeigen
Um einfacher und schneller an Informationen zu gelangen, schlagen die Verbände in ihrem Sofortprogramm ein neues Kreislauflabel vor. Es soll auch für Bauprodukte gelten. Erstellen sollte das das Umweltbundesamt. Es soll ein deutschlandweit verbindliches Label sein. Dieses soll Aussagen treffen über die Wiederverwendbarkeit, Reparierbarkeit, die Recyclingfähigkeit und den Rezyklatanteil eines Produkts enthält.
Des Weiteren sieht das Programm für eine stärkere Kreislaufwirtschaft vor, dass der Gesetzgeber klimaschädliche Subventionen und die steuerliche Benachteiligung von Rezyklaten abschafft. Konkret meint dies, dass die Mineralölsteuer auch auf Kunststoffprodukte erhoben werden sollte. Das schlagen BNW und BDE vor. "Die Herstellung von Kunststoff benötigt Erdöl. Eigentlich haben wir eine Mineralölsteuer, aber kommt auf den Einsatz von Erdöl in der Kunststoffproduktion nicht zur Anwendung", erklärt Katharina Reuter. Hier herrsche eine Benachteiligung der recycelten Materialen vor. "Denn damit ist Virgin Plastic günstiger am Markt zu bekommen als die aufwendig hergestellten Rezyklate", sagt die Geschäftsführerin. Die durch die Neuerung gewonnenen Steuereinnahmen sollten in einen Fonds zur Förderung der Kreislaufwirtschaft fließen, um zusätzliche CO2-Reduktionspotenziale zu heben.
Auch Zementherstellung und Transport von Baumaterialien nicht umweltfreundlich
Um mehr Ressourceneffizienz in die Wirtschaftskreisläufe und auch auf Baustellen zu bekommen, muss der Fokus aber nicht nur auf der Nachhaltigkeit von Kunststoffen liegen. Stichworte im Baubereich sind laut Katharina Reuter auch die weltweit zunehmende Knappheit von Beton-Kies oder die enormen CO2-Emissionen bei der Zementherstellung. "Aber nicht nur die Herstellung ist das Problem, auch die Gewinnung und der Transport von mineralischen Baumaterialien haben einen hohen CO2-Fussabdruck", nennt sie Aspekte, die endlich mitbedacht werden sollten beim Aufbau nachhaltigerer Kreisläufe für den Klimaschutz.
Eingebettet werden muss dies der Verbände zufolge in weltweite und EU-weite Maßnahmen im Rahmen des sogenannten Green Deal. Die Steuerung und Koordinierung sollten künftig direkt im Kanzleramt angesiedelt sein.