Auftragsrückgänge und Kurzarbeit Ziegelwerke stoppen die Produktion

Der Neubau steckt in der Krise. Bauunternehmen bekommen immer weniger Aufträge. Das wirkt sich nun auch auf die Baustoffhersteller aus. Mehrere Ziegelwerke haben die Produktion gestoppt und Kurzarbeit angemeldet.

Dachdecker legt Dachziegel
Die sinkende Nachfrage nach neuen Einfamilienhäusern wirkt sich auch schon auf die Baustoffhersteller aus. Ihre Lager sind voll, sie stoppen ihre Produktionen. - © Ronald Rampsch - stock.adobe.com

Noch vor kurzem konnten die Ziegelwerke die starke Nachfrage nach Dach- und Mauerziegeln kaum bedienen. Bauunternehmen und private Häuslebauer mussten teilweise sehr lange warten, bis sie die Baustoffe geliefert bekamen. Aus dem Bauboom ist nun allerdings eine Krise geworden – und das in rasantem Tempo. Erst vor ein paar Tagen hat der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) auf die stark sinkenden Baugenehmigungszahlen und Auftragseingänge hingewiesen. Vor allem bei den Ein- und Zweifamilienhäusern würden die Betriebe einen regelrechten Nachfrageeinbruch erleben.

Im Neubau der Ein- und Zweifamilienhäuser sind es noch immer die gebrannten Dach- und Mauerziegel, die standardmäßig genutzt werden. Als deren energieintensive Herstellung durch die hohen Preise ins Schwanken kam, sprang der Staat ein und die Gaspreisbremse konnten die Werke nutzen, um weiter zu produzieren. Schließlich herrschte noch bis vor kurzem im Neubau ein starker Aufschwung. Nun melden einige Ziegelwerke allerdings wieder Kurzarbeit an. Statt leerer Lager, die sie nicht füllen können, sind diese allerdings voll und die Ziegel werden immer schleppender bestellt.

Ziegelwerke melden Kurzarbeit an – Bauwirtschaft wartet auf das Hilfspaket

Auf 35 bis 50 Prozent schätzt der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie die Auftragsrückgänge im ersten Halbjahr Berichten von faz.net zufolge ein. Aufgrund der rekordhohen Umsätze, die die Branche noch im Vorjahr erlebt hat, fällt der Rückgang natürlich besonders stark aus. Die F.A.Z. hat per Stichprobe unter mehreren Ziegelwerken ermittelt, dass immer mehr von ihnen derzeit dazu übergehen, ihre Produktionen vorerst zu stoppen. So ist in der Branche von "vorrübergehenden Stilllegungen" die Rede, von "punktueller Kurzarbeit" und davon, dass die Unternehmen die aktuellen Entwicklungen mit Sorge beobachten.

Diese Einschätzung teilt auch der ZDB, der die Bundesregierung aufgefordert hat, einen Baukrisengipfel einzuberufen. Um die Nachfrage im Wohnungsbau anzukurbeln, fordert der Verband zudem rasche Investitionsanreize. Wie am Dienstag bekannt wurde, plant die Bundesregierung die befristete Einführung einer degressiven Abschreibung für Wohngebäude. Die Steuerentlastung soll am Mittwoch auf der Kabinettsklausur in Meseberg beschlossen werden und den Wohnungsbau ankurbeln. jtw