Elektrischer Fuhrpark Wie Handwerker die passende Wallbox finden

Immer mehr Betriebe planen, Autos und Transporter mit Hybrid- oder Elektro-Antrieb anzuschaffen. Dazu gehört für viele eine eigene Wallbox auf dem Betriebsgelände. Das Angebot ist groß und es gilt einige Aspekte zu beachten, etwa bei der Förderung oder Abrechnung. Hier ein Überblick, was beim Kauf zu beachten ist und welche Ausstattungsmerkmale es gibt.

Einen Zuschuss nach KfW 441 können sich auch Handwerksbetriebe für ihre Wallbox(en) sichern. - © Kara - stock.adobe.com

"An Sicherheit sollte keiner sparen", weiß Ingenieur Christian Raach, Experte für Photovoltaik-Anlagen und Ladestationen. Der vormals gelernte Kfz-Mechatroniker sagt: "Wer eine Wallbox anschaffen will, sollte den Zustand der vorhandenen Elektrik prüfen". Wer einen 1970er Jahre Dachanschluss hat, könne maximal ein, bis zwei Ladestationen installieren. Besser haben es Betriebe, die per se viel Strom abnehmen und bei denen ein Trafo vor dem Haus steht. Zweiter Aspekt ist die Wegstrecke vom Zählerkasten – wo der Starkstromanschluss zu finden ist – bis zum Parkplatz. Je kürzer die Distanz bis zu den Ladestationen, desto besser.

Mit Haushaltssteckdosen sollte kein E-Auto geladen werden. Zu groß ist die Gefahr, dass sich Kabel, Stecker oder Dose überhitzen. Kabelbrand droht. Wallboxen müssen daher per Schutzvorrichtung gesichert sein; die Leistung sollte hoch sein. Ein Drehstromanschluss mit 32, besser 63 Ampere ist ideal. Ist der Wert niedriger, reicht an Anruf beim Energieversorger – er kann die Stromstärke ändern.

KfW-Förderung für Wallbox: Pro Ladepunkt bis zu 900 Euro

Doch E-Auto ist nicht gleich E-Auto. Je nach Batteriekapazität, Ladeleistung und Steckertyp ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an den Ladevorgang. "Weil meist das E-Auto zuerst da ist, gilt es, die passende Wallbox für das neue Gefährt zu finden", so Raach, der selbst über den Onlineshop "Greensol" Wallboxen verschiedenster Hersteller und die nötigen Installationen anbietet. Der Profi empfiehlt einen dreiphasigen Ladevorgang. Da einphasiges Laden in Deutschland nur bis 4,6 kW erlaubt ist, kann dreiphasig schneller und effektiver geladen werden. Bei Wallboxen momentan bis 22 kW.

Die meisten Handwerker wollen zudem gleich mehrere Ladestationen einrichten. Das ergibt Sinn, denn je mehr Ladepunkte ein Betrieb hat, desto höher kann er Fördermittel nach KfW 441 beanspruchen. Pro Ladepunkt sind Einsparungen bis zu 900 Euro möglich. Allerdings: "Liegen die Kosten einer Wallbox unter 900 Euro, wird die Förderung nur anteilig berechnet", so Raach. Vor dem Kauf ist es also günstig zu wissen, wie viele Ladepunkte der Betrieb einrichten will. Auch lässt sich die Leistung für die Fahrzeuge festlegen und variieren. Stehen künftig mehrere Vehikel mit unterschiedlicher Ladepriorität auf dem Hof, kann ein Lademanager helfen. Er analysiert den Mobilitätsbedarf der Nutzer und verteilt die Energie bedarfsgerecht auf Elektrotransporter, E-Stapler und E-Autos.

Damit KfW-Förderung nicht kippt: Zugangsbeschränkungen beachten

Wissen sollten Handwerker auch: Werden Wallboxen mit KfW-Mitteln gefördert, dürfen sie nicht frei zugänglich sein. Das Betriebsgelände sollte daher abschließbar sein. Ist dies nicht der Fall, ist eine Zugangsberechtigung an der Wallbox erforderlich. Wer nur ein Auto lädt, dem reicht ein Schlüsselschalter. Wer mehrere Autos mit Strom versorgen will, sollte den Zugang via RFID-System steuern. Entweder nutzen Chefs, Mitarbeiter und Besucher dann eine gemeinsame Ladekarte oder das Unternehmen stattet jedes E-Auto mit einer eigenen RFID-Karte aus.

Abrechnung via MID-Stromzähler

Wollen Betriebe den geladenen Strom nicht verschenken, sondern abrechnen, sollten die Wallboxen mit einem MID-Stromzähler ausgestattet sein. Dieser hält die europäischen Messgeräterichtlinien ein und erfasst den abgegebenen Strom exakt.

Wer noch mehr und sekundengenaue Infos über das Ladesystem will, sollte sich eine Backend-Anbindung gönnen. Mit ihr lassen sich alle Stationen in Echtzeit überwachen. Die passende Software zeichnet Ladevorgänge auf und liefert Statistiken. Via Webinterface können Kontrolleure direkt mit dem System interagieren. Denkt ein Handwerker darüber nach, produzierten Strom zu verkaufen, ist wiederum eine Abrechnungssoftware nötig. Sie erleichtere den Ablauf, rät die bayerische Kompetenzstelle für Elektromobilität (Bayern-innovativ).

Strom aus der PV-Anlage: Das ist zu beachten

Das E-Auto über eine Wallbox mit Solarstrom aus der eigenen PV-Anlage zu laden, ergibt aufgrund aktuell steigender Strompreise und sinkender Einspeisevergütungen immer mehr Sinn. Handwerker sollten für sich herausfinden, ob sie Solaroptimiertes- oder reines Überschuss-Laden wollen. Besteht bereits eine PV-Anlage, sollte deren Spezifikation bekannt sein. Für eine perfekte Steuerung muss die neue Ladestation über einen Wechselrichter in die PV-Anlage integrierbar sein. Experte Raach: "Durch eine dynamische Ansteuerung der Wallbox, lädt jedes E-Auto effizient. Sie passt auch den Ladestrom kontinuierlich an, je nachdem wie viel PV-Überschuss verfügbar ist".

Dabei kann es sinnvoll sein, einen Smartmeter für den eigenen Regelkreis zu integrieren. Dieser digitale Stromzähler kann mit Hilfe eines eingebauten Kommunikationsmoduls helfen, Sonnenstrom besser und transparenter ins Stromnetz einzuspeisen. Außerdem hilft ein Smartmeter, Stromangebot und -nachfrage in Einklang zu bringen und so den Verbrauch zu senken. Zudem müssen Betriebe beim Einbau darauf achten, dass im hauseigenen Sicherungskasten Platz für die zusätzlichen Sicherungsautomaten vorhanden ist. Auch der Platz für eventuell notwendige FI Typ-B Schutzschalter sollte frei sein. Ist Platz da, werden pro Wallbox je eine Drei-Polsicherung und ein FI-Schalter verbaut.