Neue Zahlen der gesetzlichen Unfallversicherung Wie die Pandemie die DGUV-Statistik durcheinander wirbelt

Wer sich bei der Arbeit mit Covid-19 infiziert, kann die Erkrankung als Berufskrankheit anerkennen lassen. 2022 gingen deshalb bei den Unfallversicherungsträgern viele Anzeigen ein. Im Gegenteil dazu sank die Zahl der Arbeitsunfälle. Auch hier spielt die Pandemie eine Rolle.

positiver Corona-Test
Die Corona-Pandemie spiegelt sich weiterhin in den vorläufigen Unfall- und Berufskrankheiten-Zahlen der DGUV wider. - © Thaut Images - stock.adobe.com

Homeoffice, begrenzte Präsenzpflichten und damit weniger Möglichkeiten, sich bei der Arbeit zu verletzen – die Corona-Pandemie zeigt sich noch in der Statistik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Sie registriert über die Unfallversicherungsträger die gemeldeten Arbeits- und Wegeunfälle und auch, ob jemand beruflich bedingt erkrankt. Sowohl was die Unfälle als auch die Berufskrankheiten betrifft, gibt es große Unterschiede zu den Zeiten vor der Pandemie.

Vor allem die Zahl der gemeldeten Berufskrankheiten hat sich laut den vorläufigen Zahlen der DGUV verändert. Denn wer sich bei der Arbeit mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 infiziert, beziehungsweise an COVID-19 erkrankt, kann dies als Berufskrankheit anzeigen und dann auch von den Leistungen der Unfallversicherung profitieren. Sie gelten als umfangreicher als die der gesetzlichen Krankenkasse.

Mehr Berufskrankheiten, weniger Arbeitsunfälle

So gingen im Jahr 2022 insgesamt 368.841 Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit bei den Unfallversicherungsträgern ein. Das sind 141.111 Anzeigen oder 62 Prozent mehr als im Vorjahr, meldet die DGUV und bezieht den Anstieg verstärkt auch auf Erkrankungen an Covid-19. Bei den Anerkennungen gab es ebenfalls eine Zunahme um 62 Prozent: Insgesamt wurden 200.414 Berufskrankheiten anerkannt.

Ohne die Pandemie hätte es laut DGUV insgesamt weniger Verdachtsanzeigen auf eine Berufskrankheit gegeben. So zeigte eine Sondererhebung der Unfallversicherer, dass 294.446 Verdachtsanzeigen und 180.790 Anerkennungen auf Erkrankungen an COVID-19 entfielen. Dabei ist allerdings die Zahl der neuen Berufskrankheiten-Renten um 8,6 Prozent auf 4.871 gesunken – ein Hinweis darauf, dass die Berufskrankheiten insgesamt nicht zwangsläufig zu einem langfristigen Arbeitsausfall führen.

Wieder mehr Wegeunfälle im Jahr 2022

Die Corona-Pandemie spiegelt sich aber nicht nur bei den Berufskrankheiten wider, sondern auch bei den gemeldeten und anerkannten Arbeits- und Wegeunfällen. So ist die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent auf 791.698 Unfälle gesunken. Die Zahl lag damit spürbar unter dem Niveau des Jahres 2019. Damals ereigneten sich 871.547 Unfälle.

Bei den Wegeunfällen gab es nach Angaben der DGUV hingegen einen leichten Anstieg von 1,3 Prozent: 2022 ereigneten sich auf dem Weg zur Arbeit oder wieder nach Hause 173.069 Unfälle. Und dabei verunglückten 234 Versicherte tödlich. Das sind 16 mehr als 2021. Im Vergleich zu den Jahren davor mit mehr Zeiten der Lockdowns, waren 2022 wieder mehr Menschen zur Arbeit und zur Schule unterwegs.

Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist dagegen um 83 Personen im Vergleich zum Vorjahr gesunken. 427 Menschen starben durch einen Arbeitsunfall. Die DGUV bewertet dies positiv, aber sie hält es für zu früh, um daraus eine langfristige Entwicklung abzuleiten. Noch immer arbeiten viele Menschen im Homeoffice und behalten die seit den Zeiten der Pandemie bei.

Gesunken ist nach Angabe der DGUV auch die Zahl der 2022 neu gezahlten Arbeitsunfall- und Wegeunfall-Renten: Mit 10.882 Fällen gab es 9,9 Prozent weniger neue Arbeitsunfallrenten als 2021. jtw