Vielen Handwerkschefs fällt es schwer, ihre Mitarbeiter zu entlassen. Aber es nicht zu tun, hat ebenfalls Konsequenzen. Weshalb es wichtig ist, eine Kündigung frühzeitig auszusprechen, und wie man dabei vorgehen kann.

Überkapazitäten, Auftragsmängel, Umsatzrückgänge, schlechte Leistungen des Mitarbeiters oder anhaltende Regelverstöße: Eine Kündigung kann viele Gründe haben. Die Aufgabe des Firmenchefs ist es nun, den Angestellten frühzeitig zu entlassen, damit das Unternehmen nicht unter seinem Fehlverhalten leidet.
Warum die Kündigung schwerfällt
Doch eine Kündigung auszusprechen ist selbst für entscheidungsstarke Führungspersonen nicht immer leicht. Insbesondere in kleineren Betrieben, in denen sich oft ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Unternehmern und Mitarbeitern entwickelt, kann die Kündigung schwerfallen.
Dass das unterschiedlichste Gründe haben kann, weiß Franz Falk, Unternehmensberater für Handwerk und Mittelstand. "Oft liegt es an der Unsicherheit der Chefs. Im Fall einer bevorstehenden Kündigung fragen sie sich: Gibt es nur noch diesen einen Weg? Reichen die Verfehlungen für eine Kündigung aus? Was muss ich bei der Kündigung beachten? Es geht aber auch darum, das Verhalten des Mitarbeiters zu hinterfragen: Worauf ist sein Verhalten zurückzuführen? Hat er persönliche Probleme? Gab es vielleicht Stress in der Familie?".
Einige Unternehmer suchen die Schuld auch bei sich selbst und schauen, ob die Verfehlungen des Arbeitnehmers auf das eigene Führungsverhalten zurückzuführen sind. "Darüber hinaus haben Firmenchefs natürlich die Befürchtung, der Mitarbeiter könne bei einer rechtlich angreifbaren Kündigung arbeitsrechtliche Schritte gehen", so der ehemalige Geschäftsführer Unternehmensservice der Handwerkskammer Region Stuttgart. Dies könnte nicht nur hohe finanzielle Belastungen nach sich ziehen, sondern auch Auswirkungen auf das Ansehen des Unternehmens haben.
Nicht zu entlassen hat ebenfalls Konsequenzen
Das Fehlverhalten des Mitarbeiters ständig zu tolerieren, ist aber ebenfalls keine Lösung. "Als Chef muss man seiner Rolle entsprechend handeln", betont Falk. Wenn Inhaber oder Geschäftsführer einen Mitarbeiter nicht entlassen, weil sie es nicht übers Herz bringen können, leidet letztendlich ihre eigene Autorität: Denn in den Augen der übrigen Angestellten gilt der Chef schnell als unglaubwürdig und inkonsequent. Und nicht nur das: "Die Gefahr ist groß, dass sich die anderen Mitarbeiter genau dasselbe Fehlverhalten herausnehmen wie der Mitarbeiter, der eigentlich gekündigt werden sollte", weiß Falk. Dass das im schlimmsten Fall weitreichende Folgen für das gesamte Unternehmen haben kann, ist selbstredend.
3 Tipps: Wenn die Kündigung schwerfällt
An einer Kündigung kommen Chefs in solchen Fällen nicht vorbei. Aber auch Unternehmer, die einen besonders engen Umgang mit ihren Angestellten pflegen, können bestimmte Punkte beachten, damit die Kündigung nicht zum Debakel wird:
Tipp 1: Ehrlich sein und Unterstützung anbieten
Vor allem ist es bei einer Kündigung wichtig, offen und fair mit dem Angestellten umzugehen. "Der Chef sollte dem Mitarbeiter in aller Ehrlichkeit die Gründe für seine Entlassung nennen. Die eigene Betroffenheit zum Ausdruck zu bringen, zollt dabei von Respekt." Des Weiteren kann es hilfreich sein, dem Mitarbeiter neue berufliche Wege zu ebnen. So kann der Geschäftsführer ihn zum Beispiel an einen Kollegen aus der Branche vermitteln. Das ist in der Regel nicht nur positiv für den ehemaligen Arbeitnehmer, sondern für alle drei Seiten.
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Tipp 2: Den richtigen Zeitpunkt wählen
Auch wenn die Kündigung schwerfällt: In keinem Fall sollten Unternehmer sie auf die lange Bank schieben, sondern sie rechtzeitig kommunizieren. Besonders abzuraten ist außerdem, dem Mitarbeiter aus einer spontanen, emotionalen Reaktion heraus zu kündigen. Das biete insbesondere bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung viel Angriffsfläche. "Besser ist es, nochmal eine Nacht darüber zu schlafen und auf die Sachebene zurückzukehren", rät Falk. Sollte es dann tatsächlich zu einer Entlassung kommen, ist es wichtig, sich genau an die Formalitäten und Fristen einer Kündigung zu halten und alle Schritte genauestens zu protokollieren.
Tipp 3: Feedback holen
Wer sich trotz alledem vor einer Kündigung scheut, braucht nicht zu verzweifeln. Unterstützung in dieser Sache bieten zum Beispiel Personalberater oder Coaches. Durchaus förderlich ist es zudem, regelmäßig das eigene Führungsverhalten zu reflektieren: Feedback-Gespräche mit Mitarbeitern, aber auch mit anderen Menschen aus dem näheren Arbeitsumfeld, z. B. Geschäftspartnern, Kunden, Lieferanten und Co, sind hierbei eine gute Unterstützung.