Was Unternehmer bei ausgewählten Steuerthemen wie Gewerbe- und Unternehmenssteuer erwarten können, hat der Deutsche Steuerberaterverband analysiert. Ein Überblick von A wie Abschreibung bis V wie Vermögenssteuer.

Union und FDP wollen Unternehmenssteuern bei 25 Prozent deckeln. Ein "Entfesselungspaket" soll Betriebe zudem von Steuern und Bürokratie entlasten.
SPD und Grüne richten ihren Fokus auf die Vermögensteuer. Diese soll bei Vermögen oberhalb von zwei Millionen Euro greifen und würde auch Unternehmen erfassen.
Die AfD verspricht ein einfaches Steuersystem, das sich vor allem auf die Umsatz- und Einkommensteuer konzentriert. Und Die Linke plant unter anderem die Abschaffung steuerlicher Dienstwagenprivilegien und möchte höhere Vermögen, Einkommen, Erbschaften und Kapitalerträge stärker besteuern.
Der Deutsche Steuerberaterverband (DStV) hat sich vor der Bundestagswahl 2021 die Wahlprogramme der Parteien angesehen und eine Übersicht zu ausgewählten Steuerthemen erstellt. Die Pläne im Überblick:
Abschreibung (AfA)
CDU/CSU: Wiedereinführung der degressiven AfA für bewegliche WG des AV, AfA für digitale Zukunftstechnologien verbessern, Verbesserte AfA für Mietwohnungsbau, Verbesserte AfA für IT-Investitionen
Die Grünen: Zeitlich befristete degressive AfA mit mind. 25 Prozent
SPD: k.A.
FDP: Degressive AfA für bewegliche Wirtschaftsgüter, Einheitliche und verkürzte Fristen für digitale Wirtschaftsgüter von höchstens 3 Jahren, Anhebung der GWG-Grenze, Erhöhung der linearen AfA beim Wohnungsbau von 2 auf 3 Prozent
AfD: Steuerliche Sonder-AfA für eigengenutzte Immobilien
Die Linke: k.A.
Anzeigepflicht für Steuergestaltung
CDU/CSU: k.A.
Die Grünen: Einführung einer Anzeigepflicht für rein nationale Gestaltungen
SPD: Einführung einer Anzeigepflicht für rein nationale Gestaltungen
FDP: k.A.
AfD: k.A.
Die Linke: k.A.
Betriebsprüfung
CDU/CSU: Beschleunigung und Modernisierung der steuerlichen Betriebsprüfung
Die Grünen: k.A.
SPD: k.A.
FDP: k.A.
AfD: k.A.
Die Linke: Häufigere und intensivere Steuerprüfungen für Unternehmen und Einzelpersonen durch Betriebs- und Steueraußenprüfungen; Übertragung des Steuervollzugs auf die Bundesebene ("Bundessteuerverwaltung")
Bürokratieabbau im Steuerrecht
CDU/CSU: Umfangreiches Entfesselungspaket für die Wirtschaft; "One in, two Out"-Regelung als Bürokratiebremse; Schnellere und einfachere Kommunikation mit Finanzbehörden; Steuererklärung per App
Die Grünen: Verringerung bürokratischer Lasten, u.a. durch digitale Verwaltung
SPD: k.A.
FDP: Entfesselungspaket für die Wirtschaft, in dem Maßnahmen zur Bürokratieentlastung gebündelt vorangetrieben werden, Entbürokratisierung des Elterngelds
AfD: Bürokratieabbaupläne u.a.: Beendigung der Benachteiligung des Mittelstands gegenüber multinationaler Großkonzerne, Sicherstellung verlässlicher rechtlicher und regulatorischer Rahmenbedingungen, Überprüfung und Reduzierung der wirtschaftsrelevanten Rechtsgebiete auf Streitanfälligkeit
Die Linke: k.A.
Einkommensteuertarif/Grundfreibetrag
CDU/CSU: Regelmäßige Anpassung des ESt-Tarifs an die allgemeine Preisentwicklung
Die Grünen: Erhöhung des Grundfreibetrags; Anhebung des Spitzensteuersatzes; Neuer 48 Prozent-Steuersatz für Einkommen ab 100.000 Euro für Alleinstehende (200.000 Euro bei Paaren)
SPD: Einkommensteuerreform zur Besserstellung kleinerer und mittlerer Einkommen; Stärkere Belastung der oberen 5 Prozent der Einkommen, Aufschlag von 3 Prozentpunkten zur Einkommensteuer bei z.v.E. höher 250.000 Euro (Ledige) bzw. 500.000 Euro bei Verheirateten
FDP: Abschaffung des Mittelstandsbauchs beim Einkommensteuertarif in drei Schritten; Verschiebung des Spitzensteuersatzes "nach rechts", Greifen ab 90.000 Euro; Anpassung des Steuertarifs einschließlich Freibeträge, Freigrenzen und Pauschbeträgen an die Entwicklung von Gehältern und Preisen
AfD: Dynamische Anpassung der Grundfreibeträge an die Inflation
Die Linke: Steuerfreibetrag von monatlich 1.200 Euro; Anhebung des steuerfreien Existenzminimums auf 14.400 Euro; Stärkere Besteuerung hoher Einkommen; Steuersatz i.H.v. 53 Prozent für z.v.E. ab 70.000 Euro; Zwei Stufen gesonderter Reichensteuer (60 Prozent ab 260.533 Euro und 75 Prozent oberhalb von einer Million Euro z.v.E.)
Erbschaftssteuer
CDU/CSU: Keine Erhöhung der Erbschaftsteuer
Die Grünen: Abbau von Gestaltungen bei Erbschaftsteuer
SPD: Reform der Erbschaftsteuer; Mindestbesteuerungen, zur Abschaffung von Überprivilegierung von Betriebsvermögen sowie bei vermögenshaltenden Familienstiftungen
FDP: Ablehnung einer Verschärfung der Erbschaftsteuer; Überprüfung auf Administrierbarkeit und des Verhältnisses von Kosten und Nutzen
AfD: Abschaffung der Erbschaftsteuer
Die Linke: Abschaffung der steuerlichen Privilegien für Betriebsvermögen; Erhöhung der Erbschaftsteuer bei hohen Erbschaften
EU-einheitliche Bemessungsgrundlage zur Körperschaftssteuer
CDU/CSU: k.A.
Die Grünen: Einführung einer gemeinsamen Bemessungsgrundlage für Unternehmensteuern
SPD: k.A.
FDP: Forderung einer EU-einheitlichen Bemessungsgrundlage für die Körperschaftsteuer
AfD: k.A.
Die Linke: Forderung einer breiten und einheitlichen Bemessungsgrundlage für die Besteuerung von Unternehmen
Europäisches Einstimmigkeitsprinzip in Steuersachen
CDU/CSU: k.A.
Die Grünen: Übergang zu Mehrheitsentscheidungen bei Steuerfragen in der EU
SPD: Übergang zu Mehrheitsentscheidungen bei Steuerfragen in der EU
FDP: k.A.
AfD: k.A.
Die Linke: k.A.
Finanztransaktionssteuer
CDU/CSU: Befürwortung europäischer Finanztransaktionsteuer
Die Grünen: Befürwortung europäischer Finanztransaktionsteuer
SPD: Einführung einer Finanztransaktionsteuer – möglichst im Einklang mit anderen EU-Staaten
FDP: k.A.
AfD: k.A.
Die Linke: 0,1 Prozent Finanztransaktionsteuer auf jede Finanztransaktion
Forschungsförderung (steuerlich)
CDU/CSU: k.A.
Die Grünen: Gezieltere Förderung von kleinen und mittelständischen Unternehmen und Startups
SPD: k.A.
FDP: Stärkere steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung; Bessere Rahmenbedingungen für die Bereitstellung von Wagniskapital
AfD: k.A.
Die Linke: Begrenzung der steuerlichen Forschungsförderung auf tarifgebundene Einrichtungen
Gewerbesteuerreform
CDU/CSU: Verbesserung der Anrechnung der Gewerbesteuer
Die Grünen: k.A.
SPD: k.A.
FDP: Beendigung des deutschen Sonderwegs der Gewerbesteuer
AfD: Abschaffung der Gewerbesteuer (Konzentration auf Umsatzsteuer und Einkommensteuer)
Die Linke: Reform der Gewerbesteuer in eine Gemeindewirtschaftsteuer; Ausweitung der Bemessungsgrundlage und Einbezug gutverdienender Selbstständiger und Freiberufler, dafür Freibetrag i.H.v. 30.000 Euro und Berücksichtigung bei der Einkommensteuer; Abschaffung der Gewerbesteuerumlage
Grunderwerbssteuer
CDU/CSU: Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer beim erstmaligen Erwerb selbstgenutzten Wohneigentums/ Pro Erwachsenem 250.000 Euro + 100.000 Euro pro Kind
Die Grünen: Unterbinden der Grunderwerbsteuerumgehung durch Share-Deals
SPD: Unterbinden der Grunderwerbsteuerumgehung durch Share-Deals
FDP: Unterbinden der Grunderwerbsteuerumgehung durch Share-Deals; Wiederauffüllbarer Freibetrag i.H.v. 500.000 Euro für natürliche Personen bei Erwerb von selbst genutztem Wohneigentum
AfD: Abschaffung der Grunderwerbsteuer beim Immobilienerwerb zur Eigennutzung; Erhöhung der Grunderwerbsteuer auf 20 Prozent für Käufer ohne deutsche Staatsbürgerschaft mit Wohnsitz im Ausland; Befreiung von der Grunderwerbsteuer für landwirtschaftliche Existenzgründer
Die Linke: Unterbinden der Grunderwerbsteuerumgehung durch Share-Deals
Kapitaleinkünfte
CDU/CSU: k.A.
Die Grünen: Versteuerung von Kapitalerträgen mit individuellem Steuersatz bzw. Teileinkünfteverfahren für Unternehmen
SPD: k.A.
FDP: Wiedereinführung einer Spekulationsfrist von drei Jahren für private Veräußerungsgewinne aus Wertpapieren; Anhebung des Sparerfreibetrags
AfD: k.A.
Die Linke: Stärkere Besteuerung von Gewinnen aus Kapital und Aktien; Abschaffung der Abgeltungsteuer und Besteuerung nach individuellem Steuersatz; Abschaffung von Steuerbefreiungen für ins Ausland abfließende Kapitalerträge; Erhebung einer Differenzsteuer in Deutschland für Steuervorteile in einem Niedrigsteuerland erzielte Kapitalerträge
Kinder und Familie
CDU/CSU: Festhalten am Ehegattensplitting; Einstieg in Kindersplitting; Erhöhung des Entlastungsbetrags für Alleinerziehende auf 4.008 Euro; Verbesserte Berücksichtigung haushaltsnaher Dienstleistungen
Die Grünen: Individuelle Besteuerung mit übertragbarem Grundfreibetrag; Bestandsschutz für Ehegattensplitting; Einführung einer Kindergrundsicherung; Steuergutschrift für Alleinerziehende
SPD: Änderung des Ehegattensplittings für Neu-Ehen, Wahlrecht für Bestands-Ehen; Keine Einbußen für Normalverdienende ohne Kinder; Kindergrundsicherung
FDP: Festhalten am Splittingverfahren; Von der Steuerschuld abzuziehende Steuergutschriften; Einführung eines Kinderchancengeldes (Grundbetrag, Flexibetrag und Chancenpaket); Flexibilisierung Partnerschaftsbonus; Anhebung der Freibeträge für Kinder- und Auszubildende sowie für Alleinerziehende; Verbesserung der Absetzbarkeit von Betreuungskosten, Unterhaltsleistungen sowie haushaltsnaher Dienstleistungen
AfD: Paradigmenwechsel durch steuerliches Familiensplitting; Anhebung des Kinderfreibetrags; Dynamische Anpassung der Kinderfreibeträge an die Inflation; Vollständige Absetzbarkeit von kinderbezogenen Ausgaben
Die Linke: Geschlechtergerechtes Steuermodell: Übertragungsmöglichkeit nicht ausgeschöpfter Existenzminima
Lohnsteuer
CDU/CSU: k.A.
Die Grünen: k.A.
SPD: k.A.
FDP: k.A.
AfD: Steuerfreie Nacht-, Sonn-, und Feiertagszuschläge für Pflegekräfte
Die Linke: Abschaffung des steuerlichen Dienstwagenprivilegs; Steuerfreiheit von Abfindungen; Ersatz der Entfernungspauschale durch Mobilitätsgeld
Mitarbeiterkapitalbeteiligungen
CDU/CSU: Verbesserung der Mitarbeiterkapitalbeteiligung
Die Grünen: k.A.
SPD: k.A.
FDP: Verbesserung der Mitarbeiterkapitalbeteiligung
AfD: k.A.
Die Linke: k.A.
Rentenbesteuerung
CDU/CSU: Verhinderung der Doppelbesteuerung von Renten
Die Grünen: k.A.
SPD: k.A.
FDP: Verhinderung der Doppelbesteuerung von Renten sowie Beweislastumkehr zugunsten der Steuerpflichtigen
AfD: Verhinderung der Doppelbesteuerung von Renten
Die Linke: Verhinderung der Doppelbesteuerung von Renten
Solidaritätszuschlag
CDU/CSU: Schrittweise Abschaffung des Solis für alle
Die Grünen: k.A.
SPD: Erhalt des verbleibenden, zu zahlenden Solis
FDP: Vollständige Abschaffung des Solis
AfD: Vollständige Abschaffung des Solis
Die Linke: Erhalt des SolZ und Umbau zu Solidarpakt III
Spekulationsfrist
CDU/CSU: k.A.
Die Grünen: Abschaffung der 10 Jahresfrist für steuerfreie Grundstücksveräußerungen
SPD: Abschaffung der 10 Jahresfrist für steuerfreie Grundstücksveräußerungen
FDP: k.A.
AfD: k.A.
Die Linke: Abschaffung der 10 Jahresfrist für steuerfreie Grundstücksveräußerungen
Thesaurierungsbegünstigung
CDU/CSU: Verbesserung der Thesaurierungsbegünstigung
Die Grünen: k.A.
SPD: k.A.
FDP: k.A.
AfD: k.A.
Die Linke: k.A.
Unternehmenssteuern
CDU/CSU: Modernisierung der Unternehmensbesteuerung mit einer Deckelung der Steuerlast perspektivisch auf 25 Prozent
Die Grünen: Mindeststeuersatz von 25 Prozent; Keine Abzugsfähigkeit von Managergehältern über 500.000 Euro
SPD: Überwindung des Steuerdumpings zwischen Mitgliedstaaten
FDP: Senkung der Steuerlast auf 25 Prozent
AfD: k.A.
Die Linke: Anhebung der Körperschaftsteuer auf 25 Prozent; Keine Abzugsfähigkeit von Managergehältern über 500.000 Euro
Vermögenssteuer
CDU/CSU: Ablehnung neuer Substanzsteuern
Die Grünen: Vermögensteuer i.H.v. 1 Prozent p.a. für Vermögen oberhalb von 2 Mio. Euro pro Person; Begünstigungen für Betriebsvermögen in wirtschaftlich gebotenem Umfang
SPD: Vermögensteuer i.H.v. 1 Prozent für sehr hohe Vermögen; Hohe persönliche Freibeträge, zur Konzentration der Belastung auf besonders vermögende Teile der Bevölkerung
FDP: Ablehnung einer Vermögensteuer
AfD: Ablehnung einer Vermögensteuer
Die Linke: Vermögensteuer bei progressivem Steuertarif von bis zu 5 Prozent für Multimillionäre und Milliardäre; Freibetrag für Privatvermögen i.H.v. 1 Mio. Euro pro Person (ohne Schulden); Freibetrag für Betriebsvermögen i.H.v. 5 Mio. Euro; Erhebung einer Vermögensabgabe für die Bewältigung der Coronakrise für Nettovermögen über 2 Mio. Euro, progressive Staffelung von 10 bis 30 Prozent mit der Möglichkeit der Ratenzahlung
Vorausgefüllte Steuererklärung
CDU/CSU: Verbesserung der vorausgefüllten Steuererklärung, vor allem für ältere Menschen, die Renten und Pensionen beziehen
Die Grünen: k.A.
SPD: k.A.
FDP: Einführung von "Easy Tax" für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Rentnerinnen und Rentner: vorausgefüllte Steuererklärung mit umfassendem digitalem Service
AfD: k.A.
Die Linke: k.A.
Die Reihenfolge der Parteien ergibt sich aus dem Durchschnitt der fünf letzten Umfragen zu den Ergebnissen der Bundestagswahl 2021 (Stand: 3. August 2021); die Übersicht beschränkt sich auf die Wiedergabe ausgewählter steuerpolitischer Pläne und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit
Details zu den Wahlprogrammen und Steuerplänen
Wer es genauer wissen möchte, findet nachfolgend ausführlichere DStV-Analysen der Steuerpläne der einzelnen Parteien. Sie bilden die relevanten Passagen der Programme im Wortlaut ab:
DStV-Überblick CDU/CSU: Wahlprogramm 2021
DStV-Überblick Bündnis 90/Die Grünen: Wahlprogramm 2021
DStV-Überblick SPD: Wahlprogramm 2021
DStV-Überblick FDP: Wahlprogramm 2021