Rund 33 Millionen Feuerungsanlagen heizen die privaten, gewerblichen und öffentlichen Gebäude in Deutschland. Mehr als die Hälfte davon läuft noch mit Öl und Gas. Der Bundesverband der Schornsteinfeger zeigt, wie derzeit geheizt wird – und er gibt eine Einschätzung, was sich zukünftig angesichts der Pläne zum Umbau der Wärmeversorgung ändern wird.

Aufgrund der Energiekrise ist in Deutschland die Zahl der neu installierten Brennwertgeräte gestiegen, die fossile Energieträger nutzen. So kletterte der Anteil der Gasbrennwertgeräte im Jahr 2022 um ca. 4,3 Prozent auf fast acht Millionen Anlagen. Die Anzahl der Ölbrennwertgeräte legte um 4,5 Prozent auf über 800.000 Anlagen zu. Da gleichzeitig einige ältere Anlagen außer Betrieb gingen, lag die Zahl der Gas- und Öl-Heizungsanlagen bei rund 19 Millionen und damit um 0,6 Prozent unter der Zahl vom Vorjahr. Fast 14 Millionen Hauseigentümer heizten 2022 mit Gas, rund fünf Millionen mit Öl. Dabei nutzen sie vermehrt Anlagen mit modernerer Brennwerttechnik und immer weniger die Anlagen mit sogenannter Heizwerttechnik. Brennwerttechnik gilt als energieeffizienter und besitzt einen höheren Wirkungsgrad. Doch während über die Hälfte der Gasheizungen mittlerweile mit Brennwerttechnik arbeitet, sind es bei den Ölheizungen bisher nur rund 19 Prozent.
Die Zahlen stammen aus den Strukturdaten, die die rund 7.700 Betriebe des Schornsteinfegerhandwerks im Rahmen ihrer regelmäßigen Überprüfungen in ihren Kehrbüchern erheben. Der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks hat dazu nun eine Zusammenfassung vorgelegt. Die leichte Zunahme beim Heizen mit Gas- und Öl deutet laut Verband darauf hin, dass viele Hausbesitzer die Neuerungen im Gebäudeenergiegesetz (GEG), die bereits beschlossen oder angekündigt sind, als ein drohendes Verbot von Öl- und Gasheizungen verstanden hätten. Insgesamt zeigen die Zahlen, dass noch immer sehr viele Feuerungsanlagen in Betrieb sind, also Heizungen, die Brennstoffe nutzen statt Alternativen.
Wärmeversorgung: Verteilung der Energieträger wird sich ändern
Einen großen Anteil machen dabei auch Heizungen aus, die mit Biomasse betrieben werden – also mit Holz in Form von Pellets, Hackschnitzeln oder Scheiten. So beheizten im Jahr 2022 über eine Million Holzzentralheizungen private, gewerbliche und öffentliche Gebäude. Zusätzlich erfasste das Schornsteinfegerhandwerk 11,5 Millionen Einzelraumfeuerstätten wie Kamin-, Kachelöfen oder Heizeinsätze. Die Strukturdaten zeigen folgende Aufteilung: Die Gesamtzahl der Feuerungsanlagen in Deutschland teilt sich zu 46,2 Prozent in Gasheizungen, zu 15,4 Prozent in Ölheizungen und zu 38,4 Prozent in Heizungen auf, die feste Brennstoffe nutzen.
Nach Ansicht des Bundesverbands der Schornsteinfeger wird sich diese Verteilung künftig allerdings ändern und die Installationszahlen von reinen Öl- und Gasheizungen werden sinken. Derzeit diskutiert die Bundesregierung eine Novelle des GEG und sieht vor, dass schon ab 2024 jede neu installierte Heizung mindestens 65 Prozent der benötigten Wärmeenergie mit erneuerbaren Energien abdecken muss. Noch steht nicht abschließend fest, welche verschiedenen Technologien und Energieträger in welcher Kombination zählen, um den 65-Prozent-Anteil zu erreichen. Nach Meinung des Schornsteinfegerhandwerks dürfte sich die Nachfrage nach Öl- und Gasheizungen aber auch über die bevorstehende CO2-Bepreisung regulieren.
Wärmeversorgung: Schornsteinfeger sehen Wärmepumpe als Standardlösung kritisch
"Nach und nach werden viele Hausbesitzer ihre Wärmeversorgung von fossil auf erneuerbar umstellen, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und ihre Energiekosten möglichst niedrig zu halten", teilt der Bundesverband in seiner Zusammenfassung der Strukturdaten mit. Er weist allerdings auch darauf hin, dass es weiterhin sehr wichtig sei, individuelle Lösungen bei der Umrüstung der Wärmeversorgung zu finden. Sehr viel hänge vom Effizienz- und Sanierungsstatus eines Gebäudes sowie von der Infrastruktur ab, wenn es darum geht, zu einer bestimmten Technik zu raten.
So kritisiert das Schornsteinfegerhandwerk, dass der GEG-Entwurf vor allem für den Neubau Wärmepumpen und Elektroheizungen als Standard definiert. Alternativen wie Biomasseanlagen würden demnach nur noch in Bestandsgebäuden als erneuerbare Energie angerechnet werden – zum Bedauern des Schornsteinfegerhandwerks. Es setzt sich nach eigenen Angaben stattdessen für die Nutzung nachhaltiger Biomasse ein, wo sie technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist – auch im Neubau. Die Option könne laut Verband mit weiteren Änderungen in das Gesetz aufgenommen werden.
Wärmeversorgung: Neuerungen auch für den Bestand
Wie schnell die Wärmewende allerdings tatsächlich voranschreitet, wird sich dem Schornsteinfegerhandwerk zufolge frühestens ab dem Jahr 2025 oder 2026 in den Strukturdaten ablesen lassen. Da sich der GEG-Entwurf allerdings auch auf den Heizungsbestand bezieht, ist ein Vorankommen wahrscheinlich. Zwar sieht das neue GEG kein generelles Betriebsverbot für Öl- und Gasheizungen vor. Geplant ist allerdings, dass Eigentümer bei einem Heizungsdefekt nur übergangsweise für höchstens drei Jahre eine neue Öl- oder Gasheizung einbauen dürfen. Danach müssen auch sie den Anteil von 65 Prozent Wärmeenergie aus erneuerbaren Quellen erreichen.
Derzeit besitzen viele Hauseigentümer noch einen Bestandsschutz und können ihre Heizung weiterhin nutzen – auch wenn sie über 20 oder sogar über 30 Jahre alt ist. So zeigen die Strukturdaten aus den Kehrbüchern der Schornsteinfeger auch, dass im Jahr 2022 noch rund 6,3 Millionen mit Öl- und Gasheizungen in Betrieb waren die über 22 Jahre alt sind. jtw