Connis Töpferei in Würzburg Von Keramik, Kaffee und Kuchen

Cornelia Henle interpretiert mit ihrem Label "Connis" das klassische Handwerk des Töpferns auf neue und moderne Art. In ihrer kürzlich eröffneten Töpferei in Würzburg zeigt sie worauf es beim Töpfern ankommt, verrät ihr Erfolgsrezept und was Olaf mit der ganzen Sache zu tun hat.

Conni in ihrem Element: An der Drehscheibe töpfert sie individuelle Vasen. - © Oana Balan

Wenn man Connis Töpferei betritt, findet man sich zunächst in einem modernen Café wieder. An der Glastür prangt ihr Claim: Nice to clay you. Auf selbstgebauten Säulen präsentieren sich ihre beliebten Becher, neben Zitronenpressen, Schalen und Vasen. Die Sonne strahlt an diesem warmen Maimorgen durch die Sprossenfenster und hüllt den Raum mit den hohen Decken und der weißen Holzvertäfelung in goldenes Licht. Cornelia Henle, auch bekannt als Conni, steht hinter der Theke und bereitet Kaffee zu. Der Geruch neuer Holzmöbel vermischt sich mit dem Kaffeeduft. Draußen unterhält ihr Freund Hannes Diller die Gäste, die entspannt auf den Sonnenplätzen unter der grünweiß gestreiften Markise sitzen und ihr Heißgetränk aus Connis Keramik genießen. Seit Anfang Mai öffnet das Café jeden Samstag seine Türen und lockt mit einer Auswahl an hausgemachten Kuchen, die Conni mit Zutaten aus der Region zaubert.

"Da habe ich gemerkt, dass die Leute tatsächlich gut finden, was ich mache"

Die Inhaberin ist gelernte Erzieherin. Doch nach der Ausbildung konnte sie sich nicht vorstellen, Vollzeit in einer Einrichtung zu arbeiten. "Ich wollte irgendwas mit den Händen machen, wo ich am Ende ein Ergebnis sehe", erklärt die Keramikerin. Daher forderte sie ihren Vater vor rund vier Jahren auf: "Papa, du musst mir zeigen, wie man an der Drehscheibe töpfert!" Denn er ist nicht nur gelernter Konditor, sondern hat auch eine eigene Töpferei auf dem Hof in Lindelbach, wo Conni aufgewachsen ist. Als Kind saß sie oft auf der Schaukel in Papa Henles Werkstatt und bekam ab und an Tonreste zwischen die kleinen Fingerchen. Eines ihrer ersten Werke hat sie heute noch: Ein kleines graues Pferd mit weißen Punkten, das an den kleinen Onkel von Pippi Langstrumpf erinnert.

Conni hatte nie die Absicht, sich mit dem Töpfern selbstständig zu machen. "Irgendwie bin ich da so reingerutscht", reflektiert die 28-Jährige. Erst wollten Freunde ihre Keramik kaufen, dann Freunde von Freunden und schon nach kurzer Zeit kannte sie die Kunden nicht mehr. "Das war ein komischer Moment. Da habe ich gemerkt, dass die Leute tatsächlich gut finden, was ich mache", erinnert sie sich. Im April kündigte die Erzieherin ihren Job im Hort und betreibt seitdem Connis Töpferei in Vollzeit.

Aus Bäckerei wird Töpferei – mit Workshop-Angeboten für Jedermann

Die Tür hinter der Theke führt in eine kleine Werkstatt, wo es staubig und feucht ist. Es riecht ein bisschen nach Sommerregen und warmem Teer. An den Seiten stehen Regale voller Becher, die gerade trocknen sowie Pakete voller Ton. Ein Großteil des Tons bereiten Vater und Tochter Henle eigenständig auf. Conni hat Theke gegen Werkbank getauscht, schneidet ein Stück Ton ab und knetet es kraftvoll. So kann die Luft entweichen, damit das Stück beim Brennen im Ofen nicht platzt. Wäre der Ton nicht grau und stünde sie in einer Küche, könnte man meinen, sie würde Teig kneten. Ein passendes Bild, denn zuvor war in den Räumlichkeiten eine Bäckerei.

Noch bis vor wenigen Monaten töpferte sie in der kleinen Anliegerwohnung unterhalb ihrer Wohnung in Gerbrunn. Als diese zu klein für das wachsende Business der jungen Frau wurde, machte sie sich auf die Suche und stieß auf das frühere Café Nikolausruh auf der anderen Mainseite. So kam Conni auf die Idee nicht nur Keramik, sondern auch köstlichen Kaffee anzubieten. Kunden können an der Werkbank sitzend Kaffee aus Connis Bechern trinken und dabei Lust bekommen, das Töpfern zu erlernen. Denn seit kurzem gibt die selbstständige Handwerkerin auch Workshops.

Mit geübten Bewegungen dreht die Keramikerin in kürzester Zeit Becher, Vasen und vieles mehr. - © Oana Balan

Sie selbst ist Profi: "Um einen Becher zu drehen, brauche ich nur wenige Minuten." Doch damit ist es nicht getan. Wenn der Becher nach einigen Stunden lederhart ist, wird er weiter bearbeitet. Bis er vollständig getrocknet ist, vergehen ein paar Tage. Dann kann er zum ersten Mal gebrannt werden. Dafür heizt sich der Ofen (von Conni liebevoll Olaf genannt) mehr als 13 Stunden auf 950 Grad auf. Darauf folgt das Glasieren und der zweite Brand. "Man braucht viel Geduld und ein Verständnis für die verschiedenen Schritte", sagt die eher ungeduldige Conni.

Kunden sind überwiegend Frauen ab Mitte 20

Die junge Unternehmerin lässt ihre Follower auf Social Media an den einzelnen Schritten des Herstellungsprozesses teilhaben und darüber abstimmen, welche Modelle in den Onlineshop wandern sollen. Auch die Renovierung des Ladens wurde dokumentiert: Conni hat gefilmt, wie sie Werkbänke für die Workshops gebaut, die Theke mit Holzleisten verkleidet und die Glaswand, durch die man in die kleine Töpfer-Werkstatt gucken kann, konzipiert hat. "Im Idealfall habe ich später mal eine Aushilfe, die Kaffee verkauft, während ich in der Werkstatt töpfere und die Kunden können zuschauen", träumt Conni.

Dann werden sie sehen, dass Töpfern harte körperliche Arbeit ist. Die Keramikerin ist oft verspannt, ihre Hände trocken und die Fingernägel abgeschliffen. Nagellack? Fehlanzeige! So natürlich wie das Handwerk ist auch die Handwerkerin. Die Haare locker zu einem Dutt zusammengebunden, das Gesicht ungeschminkt, das Lächeln breit. Der Motor der Drehscheibe summt. Connis Finger gleiten mit geübten Bewegungen über den glänzenden Ton. Eine meditative Angelegenheit, die einfacher aussieht als sie ist. "Mein Anspruch ist es, dass jedes Stück gleich aussieht." Häufig suchen sich Kunden dann aber zwei Becher aus, die in Connis Augen deutliche Unterschiede aufweisen.

Unter diesen Kunden sind überwiegend Frauen ab Mitte 20. Doch Frauen und Männer eines jeden Alters finden samstags den Weg in Connis Café. Auch die älteren Anwohner aus der Nachbarschaft wissen ihre Arbeit zu schätzen und freuen sich, dass das alte Café Nikolausruh mit frischem Wind erfüllt wird. "Das ist ein Café und eine Töpferei mit Seele", summiert ein älterer Herr. Connis Freund Hannes ist begeistert: "Die Kunden spiegeln einem wieder, dass sie es toll finden, wie viel Liebe hier drin steckt." Aus dieser Liebe, viel Schweiß und Herzblut ist eine Marke geworden: Conni ́s Töpferei.

Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Reportage-Projekts des Master-Studiengangs Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt entstanden. Kooperationspartner war die Deutsche Handwerks Zeitung.