Forderung des Handwerks Steuern runter: "Betriebe bei Energiekosten entlasten"

Handwerksbetriebe haben mit unerträglich hohen Kosten zu kämpfen. Doch der Staat hätte die Möglichkeit, kleinen Unternehmen zumindest entgegen zu kommen. Das Handwerk hat jetzt konkrete Vorschläge unterbreitet.

Erneuerbare Energien sollen Kohle und Gas ablösen. Doch hohe Energiekosten belasten die Betriebe. - © vencav - stock.adobe.com

Handwerksbetriebe benötigen mehr staatliche Unterstützung, um die Folgen der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine zu verkraften. "Wir müssen die Steuerbelastung im Energiebereich auf ein Mindestmaß zurückführen", forderte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). "Unsere Betriebe müssen bei den Energiekosten entlastet werden." Der ZDH-Generalsekretär plädierte für punktuelle Hilfen für besonders betroffene Branchen. "Eine Förderung mit der Gießkanne halten wir nach zwei Jahren Pandemie nicht durch", warnte Schwannecke nach der Frühjahrskonferenz des Deutschen Handwerkskammertags (DHKT) in Dresden.

Das Handwerk hat derzeit mit vielen Problemen zugleich zu kämpfen. Denn die Energiekosten steigen, Material ist knapp und teuer, die Ausfälle infolge von Corona sind hoch. Schwannecke sprach von "komplexen und schwierigen Zeiten", gar von einer "Zeitenwende". Der russische Angriffskrieg stelle Werte der westlichen Gesellschaft infrage. "Es ist nicht selbstverständlich, was wir als selbstverständlich empfunden haben", so der ZDH-Generalsekretär.

Krieg erschüttert Land in den Grundfesten

Zu diesem Fazit kam auch der Hauptgeschäftsführer der gastgebenden Handwerkskammer Dresden, Andreas Brzezinski. Der Krieg habe Deutschland und Europa in den Grundfesten erschüttert. Viele Geschäftsmodelle stünden unter Druck. "Wir sehen das mit gewisser Sorge", sagte Brzezinski. Er sprach von einer "Risiko-Situation“.

Vor allem der Bausektor bereitet den Handwerksvertretern Sorgen. Brzezinski warb dafür, mehr mit Preisgleitklauseln zu arbeiten, also Preise anzupassen, wenn sich die Materialien verteuern. Der Bund hat das akzeptiert. Viele kommunale Auftraggeber allerdings weigerten sich, den Betrieben entgegen zu kommen. "Im kommunalen Bereich ist das noch nicht angekommen", bestätigte Schwannecke. Indes hätten die Kommunen nichts davon, "wenn sie die Betriebe im Regen stehen lassen".

Der Hintergrund: Unternehmer sehen sich derzeit gezwungen, bindende Angebote abzugeben, ohne genau kalkulieren zu können. Denn sie müssen viele Materialien zu Tagespreisen kaufen. Und die Preise schwanken stark. Überdies können Handwerker momentan überhaupt nicht garantieren, dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt über passendes Baumaterial verfügen. "Die Lieferketten sind ein Riesenproblem", sagte Schwannecke. Bauen werde schwieriger.

Dauerhaft höhere Preise für Energie

Schwer einzuschätzen ist auch die Entwicklung der Energiekosten. "Das Thema Energie treibt die Betriebe um", sagte Schwannecke. Als Beispiele für krisengebeutelte Branchen nannte er neben den Bäckern auch die Textilreiniger und Galvaniseure. "Wir werden uns im Energiebereich an höhere Preise gewöhnen müssen." Der Dresdner Hauptgeschäftsführer Brzezinski forderte eine "kritische Diskussion" über den Kohleausstieg. Er mahnte an, auf Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit zu achten.

Schwannecke berichtete, dass kleinere Handwerksbetriebe verunsichert reagierten, ob ihre Versorgung mit Energie überhaupt sichergestellt sei. Zuletzt hatte es Diskussionen darum gegeben, wer bevorzugt beliefert werden sollte, gäbe es Versorgungsengpässe bei Gas oder Erdöl. Nach Plänen der Bundesregierung genießen Privathaushalte oberste Priorität. Zuletzt hatte auch die Industrie für ihre Fabriken eine bevorzugte Behandlung reklamiert.