Ausbildungsbilanz 2021 So viele unbesetzte Ausbildungsplätze wie nie

Die Corona-Krise verunsichert viele junge Menschen. Ihnen erscheint eine schulische Laufbahn sicherer als eine Ausbildung. Die Folge: Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze ist auf einem Rekordhoch.

Bewerbungen sind Mangelware in vielen Ausbildungsbetrieben. - © cl_stock - stock.adobe.com

Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt hat sich 2021 im Vergleich zum Vorjahr nur leicht verbessert. Die erwartete Erholung sei nicht im "erhofften Ausmaß" eingetreten, sagte der Präsident des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB), Friedrich Hubert Esser. So wurden bis Ende September 2021 mit 473.100 neuen Ausbildungsverträgen zwar 5.600 Verträge mehr abgeschlossen als 2020. Es waren nach Angaben es BIBB aber immer noch 52.000 weniger als 2019, dem Jahr vor der Corona-Krise.

Stark-Watzinger will duale Ausbildung stärken

Mit Blick auf den leichten Anstieg der Neuverträge sprach Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger von einem "kleinen Hoffnungsschimmer in schwierigen Zeiten". Ziel sei es aber, mehr junge Menschen in Ausbildung zu bringen. Besorgt zeigte sich die FDP-Politikerin, dass Betriebe weiterhin von "Schwierigkeiten bei der Besetzung ihrer Ausbildungsstellen berichteten". Damit sich mehr Jugendliche für eine duale Berufsausbildung entschieden, wolle die Bundesregierung die "Exzellenzinitiative Berufliche Bildung" auf den Weg bringen. Daneben wolle sie einen "Pakt zur Stärkung und Modernisierung berufsbildender Schulen auflegen und die Berufsorientierung flächendeckend ausbauen."

Wollseifer sieht in Zahlen noch immer Folgen der Pandemie

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer sieht in den Zahlen eine Folge der Corona-Krise: "Viele junge Menschen sind durch die pandemische Lage nach wie vor verunsichert", sagte er. Viele von ihnen scheuten den Einstieg ins Berufsleben und wählten den weiteren schulischen Weg. Dies zeigten auch die stark rückläufigen Bewerberzahlen in diesem Jahr. Dabei brauche das Handwerk dringend mehr Fachkräftenachwuchs.

Wie das BIBB mitteilte, ging die Nachfrage von jungen Menschen nach einer dualen Berufsausbildung im Vergleich zum Vorjahr um 4.800 auf 540.900 zurück. Das ist die niedrigste Zahl seit der Erhebung im wiedervereinigten Deutschland im Jahr 1992.

Gleichzeitig ist das Angebot an Ausbildungsplätzen bis Ende September 2021 auf 536.000 um 8.800 gestiegen. Allerdings standen mehr als 40.000 Lehrstellen weniger zur Verfügung als 2019.

BIBB: Zahl der unbesetzten Lehrstellen auf 63.200 gestiegen

Insgesamt ist die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze damit auf ein Rekordniveau von 63.200 gestiegen. Das sind 3.200 Plätze oder 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr, betonte das BIBB. Dabei hätte schon in den Jahren 2020 und 2019 die Zahl der unbesetzten Lehrstellen zugenommen. Die weitere Zunahme der unbesetzten Ausbildungsplätze ist nach den Worten Essers keine gute Entwicklung. "Wo heute die Auszubildenden fehlen, fehlen morgen die Fachkräfte", sagte er. Die Sicherung des Fachkräftebedarfs werde zu einer der größten Herausforderungen dieses Jahrzehnts.

Handwerkspräsident: Fehlender Nachwuchs ist fatal

Fehlender Nachwuchs ist nach Ansicht von Handwerkspräsident Wollseifer fatal. "Die ambitionierten politischen Ziele im Bereich der digitalen und der ökologischen Transformation, wie die energetische Gebäudesanierung, mehr smarte Gebäudesteuerung, ein Ausbau der Elektromobilität, lassen sich nur mit einer ausreichenden Zahl von beruflich qualifizierten Handwerkerinnen und Handwerkern umsetzen", betonte er. Die ehrgeizigen Ankündigungen der Ampel-Koalition gelte es nun zügig mit Leben zu füllen. "Bei allen Regierungsparteien muss es höchste Priorität haben, die Berufliche Bildung zu stärken", forderte er.