Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz So geht Energiesparen im Metallbau

Maschinen gut auslasten, ihre Abwärme nutzen und den Strom dafür möglichst auf dem Gewerbehallendach produzieren – für den Metallbau gibt es verschiedenste Ansätze zum Energiesparen. Die Branche ist jedoch in komplexe Lieferketten integriert. Die Abhängigkeit vom Gas lässt sich nicht komplett vermeiden. So zeigt sich die aktuelle Lage.

Energiesparen im Metallbau
Energiesparen im Metallbau: Es kommt stark darauf an, die Prozesse aufeinander abzustimmen, keinen Leerlauf an den Maschinen zu haben und Energie möglichst mehrfach zu nutzen. - © evkaz - stock.adobe.com

Die Metallbaubranche ist bis an ihre Grenzen ausgelastet. Aufträge, für die schon Material bestellt oder jetzt noch ausreichend Stahl und Aluminium verfügbar ist, werden abgearbeitet. Niemand kann abschätzen, zu welchen Ausfällen und Verzögerungen es kommen kann, wenn Gas knapp wird. Viele Betriebe des Metallbaus sind in komplexe Lieferketten eingebunden. Dadurch sind sie von anderen energieintensiven Branchen abhängig. Das gilt für Fensterbauer, die Metallrahmen fertigen und die auf die Zulieferung von Glas angewiesen sind, oder für Werkzeugmacher und Stahlbearbeiter, die ohne ihren Werkstoff nicht arbeiten können, nicht minder.

Energiesparen im Metallbau nicht nach einer pauschalen Formel

Die Zukunftssorgen in der Branche sind groß. Die aktuelle Situation bringt immer mehr Betriebe dazu, Maßnahmen zum Energiesparen vorzuziehen, die schon lange geplant waren. Die Notwendigkeit, die Energieeffizienz zu steigern, ist vielen Unternehmen schon seit geraumer Zeit klar. Denn die Metallbaubranche ist vielseitig und deshalb kann es nicht nur eine Lösung für alle Betriebe geben. Die Produktions- bzw. Arbeitsschwerpunkte eines Unternehmens entscheiden über den Energieverbrauch. "Wer hauptsächlich in der Oberflächenbehandlung und dem Lackieren zu tun hat, braucht viel Strom. Wer Metall schmilzt und gießt, ist abhängig von Gas und kann noch nicht auf Alternativen zurückgreifen", erklärt Frank-Peter Ahlers vom Umweltzentrum der Handwerkskammer Hannover. Dementsprechend gäbe es bei den Betrieben viele Ansätze für das Einsparen von Energie.

Ahlers arbeitet im Rahmen der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE) deutschlandweit mit einigen seiner Kollegen daran, Handwerksbetrieben in den verschiedenen Branchen konkrete Handlungsempfehlungen für den Weg zu mehr Energieeffizienz an die Hand zu geben. Diese reichen von alltagstauglichen sofort umsetzbaren Tipps bis hin zu praktischen Hilfen bei der Investitionsplanung für neue Anlagen für Klima, Wärme, Sanierung oder Neubauten. Wie misst und dokumentiert man beispielsweise den eigenen Verbrauch, um Energiefresser zu finden?

Werkzeuge zum Energiesparen im Metallbau

Konkret geht es zudem um Instrumente, wie Thermografiekameras, Ultraschallgeräte oder Smartmeter, um im Betrieb Schwachstellen zu finden und beheben zu können. Und es geht um eine einfach zu handhabende Dokumentation, denn "nur wer weiß, wo Energie verbraucht wird, kann Einsparpotenziale heben", betont Frank-Peter Ahlers. Die Mittelstandsinitiative bietet den Betrieben dazu kostenlos das cloudbasierte E-Tool an. Die Diversität der Branche führt dazu, dass die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen sehr individuell geprüft werden muss, also per Vor-Ort-Beratung in den Betrieben selbst. Dafür sind die Mitarbeiter der Umweltzentren da.

Grundsätzlich gibt es dabei zwei Ansatzpunkte, die viele Betriebe für sich nutzen können. Energie, die bereits vorhanden ist, nochmals zu nutzen – etwa über eine Wärmerückgewinnung – und das Produzieren von Strom vor Ort etwa über PV-Anlagen auf dem Gewerbehallendach. Das hat die Firma Maschinen und Formenbau Leinetal MFL bereits erfolgreich umgesetzt. So laufen die Maschinen des Betriebs wie bei vielen Metallbaufirmen klassischerweise mit Druckluft und Druckluft produziert Abwärme. Diese fängt der Betrieb gezielt auf und speichert sie als warmes Wasser in einem Pufferspeicher. Die Heizung und die Warmwasserversorgung können so ohne externe Energiezufuhr versorgt werden.

Gute Auslastung der Maschinen hilft Energie zu sparen

Diese Maßnahmen haben sich für den Handwerksbetrieb innerhalb von weniger als zwei Jahren amortisiert. Dazu gehört auch eine intelligente Steuerung der Maschinen. Sie ermöglicht es, möglichst wenig Leerlauf zu haben. Insgesamt erzielt der Handwerksbetrieb mit allen bisher umgesetzten Maßnahmen eine Energieeinsparung von 30 Prozent seines ursprünglichen Verbrauchs.

"Eine gute Planung und Auslastung mit wenig Leerläufen spart schlicht und einfach sehr viel Energie", weiß Frank-Peter Ahlers. Oft seien es auch kleine Maßnahmen, die sehr effektiv seien und mit denen man schon vor den großen Investitionen beginnen sollte. Wer Anlagen zur Wärmerückgewinnung installieren wolle, müsse die Leitungen zuerst auf Leckagen prüfen und den optimalen Druck einstellen. Danach folge zudem das Dämmen der Rohre, da man auch so viel der Energie auffangen könne.

Doch nicht nur an den Druckluftanlagen, sondern an allen Maschinen, die im Metallbau meist auf Hochtouren laufen, entsteht nutzbare Abwärme. Sie steigt nach oben und bleibt ungenutzt unter dem Hallendach hängen, wenn sie nicht gezielt mit nur langsam laufenden Deckenventilatoren nach unten befördert wird. "Auch das klingt sehr einfach, es ist aber effektiv", erklärt der Mitarbeiter des Umweltzentrums. Wie die Firma MFL aus Leinetal dies umgesetzt hat, zeigt sie hier in einem Bericht der MIE.>>>

Energiesparpotenzial auf und unter dem Dach

Aber nicht nur unter dem Dach der Gewerbegebäude schlummert Einsparpotenzial. Auch die Dachflächen werden vielerorts dazu genutzt, Energie herzustellen – mit der Installation von PV- und auch Solarthermie-Anlagen. Das funktioniert dem Berater zufolge am einfachsten, wenn das Gebäude der Betriebsinhaberin oder dem Betriebsinhaber gehört. Sich durch eine eigene Stromproduktion unabhängig zu machen, sei einer der Ansätze, die bei vielen Betrieben schon lange geplant seien. Laut Ahlers gehen einige von ihnen aber überstürzt vor. "Es ist wichtig, die Anlagengröße an den Bedarf anzupassen und alle Prozesse im Betrieb gut abzustimmen. Wer einen solchen Schritt plant, sollte sich auch in der derzeitigen Lage vorher beraten lassen", rät er. "Die Furcht vor Energieknappheit ist kein guter Berater bei Investitionen, die sich langfristig positiv auswirken sollen."

Metallbau: Große Abhängigkeit vom Gas bei den Lieferanten

Doch die Branche ist besorgt um die Energieversorgung. Trotz des großen Einsparpotenzials bestehen Abhängigkeiten. Spürbar ist das vor allem für die Branchenbereiche, die nicht von Gas auf Strom und damit auf eine relativ einfach zu organisierende Selbstversorgung umsteigen können. Viel größer, als die eigene Abhängigkeit von Gas als Energieträger, ist die Rohstoff-Abhängigkeit der Lieferanten."Diese Abhängigkeit in der Lieferkette ist deutlich relevanter als bei den Metallbaubetrieben selbst", sagt dazu Markus Jäger, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Metall. Doch damit sind auch die Sorgen der Branche groß, dass im Mangelfall auch ihre Produktion stillsteht – und sie selbst nichts dagegen tun kann.

So setzt die Metallbaubranche darauf, dass die Bundesregierung diese Abhängigkeiten erkennt. Außerdem weist der Verband darauf hin, dass sie die Produktionskompetenz in Deutschland vor dem Hintergrund der Energiekrise möglichst schützen solle. Mit rund 65 Milliarden Euro Umsatz und 478.000 Beschäftigten sei das Metallhandwerk essentieller Bestandteil des produzierenden Gewerbes in Deutschland. "Wir fordern daher, dass Entlastungen für das produzierende Gewerbe auch für das Metallhandwerk gelten", sagt Jäger.

Ausführliche Infos zur Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz und wie sich in der Metallbranche Energie sparen lässt, finden Sie hier.>>>