Kurz nach Abschluss seiner Ausbildung erhielt Benjamin Fink ein Stipendium für einen einjährigen Aufenthalt in den USA. Für den jungen Schreiner ging damit ein Traum in Erfüllung. Im Interview erzählt er von seinem College-Studium und der Arbeit in einer amerikanischen Schreinerei.

Der Weg in das Schreinerhandwerk führte für Benjamin Fink über ein Pflichtpraktikum während seiner Realschulzeit. Seine Mutter ermutigte ihn damals, das Praktikum in der örtlichen Schreinerei zu absolvieren. Seine spätere Ausbildung hätte Fink kurz vor Ende beinahe abgebrochen. Es zog ihn in die Ferne. Doch auch hier halfen der Rat seiner Mutter und ein Tipp seines Berufsschullehrers. Dieser erzählte ihm vom Parlamentarischen Patenschafts-Programm des Deutschen Bundestags, das jährlich Stipendien für einen einjährigen Aufenthalt in den USA vergibt. Für den damaligen Auszubildenden war sofort klar, dass er sich um das Stipendium bewerben würde. Und er hatte Erfolg: Der Bundestagsabgeordnete seines Wahlkreises, Tobias Winkler, wählte ihn für das Programm aus. Für Fink ist es der erste Aufenthalt in den USA. Im Interview erzählt er von seinen bisherigen Erfahrungen am College und bei der Arbeit in einer Schreinerei.
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Interview: "Krankentage sind hier unbezahlt"
Welche Kurse haben Sie am College besucht?
Benjamin Fink: Ich war am College of Southern Idaho, kurz CSI. So nennen das die Einwohner hier. Dort hatte ich drei Kurse belegt. Einer davon war ein Schreinerkurs, in dem ich einen Nachtschrank entworfen und gebaut habe. Leider konnte ich in aus Zeitgründen aber nicht fertigstellen. Der andere Kurs war ein Kommunikationskurs, in dem ich kritisches Denken und Argumentieren auf Englisch gelernt habe. Dann hatte ich noch einen ganz besonderen Kurs belegt: Psychology of Death and dying. In dem Kurs ging es um den Tod und wie Menschen damit umgehen. Der Kurs war sehr intensiv, aber auf eine schöne Weise.
Wo arbeiten Sie derzeit?
Ich arbeite derzeit Vollzeit in einer Schreinerei und bin im Montage-Team tätig. Den Job habe ich über einen College-Dozenten bekommen. Dort verdiene ich momentan 17 Dollar die Stunde. Zwei Dollar mehr die Stunde als Ungelernte, die in dem Betrieb beschäftigt sind. Davon kann ich hier ganz gut leben, weil ich nicht viel für mein Zimmer in einem Studentenwohnheim bezahlen muss.
Wie unterscheidet sich die Arbeit in den USA von der in Deutschland?
Es gibt eigentlich nur Trockenwände und hier wird weniger geschraubt. Stattdessen wird genagelt – nicht mit einem Hammer, sondern mit einer Nagelpistole. Dann gibt es noch ganz andere Baustile als in Deutschland. Was man hier hauptsächlich sieht, ist ein "Face frame Stil". Das ist eine Rahmenbauart. Ein weiterer Baustil heißt "Euro", der genauso ist wie in Deutschland. Und auch das Arbeitsrecht sieht ganz anders aus als daheim. Krankentage sind hier unbezahlt. Urlaubstage mehrheitlich auch und ein richtiger Anspruch auf Urlaub existiert nicht.
Was haben Sie bisher dazugelernt?
Ich habe viel generelles Handwerkswissen dazugewonnen, insbesondere Schreinerbegriffe und die Kommunikation auf Englisch.
Was hätten Sie sich anders vorgestellt oder was hat Sie überrascht?
Wie weit alles voneinander entfernt ist. Es ergibt Sinn, da Amerika flächenmäßig riesig ist, aber mir war vorher nicht bewusst, dass vieles so flach und auseinander gezogen ist. Besonders hier im Westen.
Würden Sie das Stipendium anderen jungen Handwerkern empfehlen?
Auf jeden Fall. Man kann hier sein Handwerk noch einmal neu kennenlernen und vieles dazulernen. Und man arbeitet nicht nur, sondern lernt auch das Land und seine Menschen kennen. Ich nutze die Zeit hier, um mich ein Stück weit selbst zu finden.
Wie geht es danach für Sie weiter?
Wenn ich wieder in Deutschland bin, möchte ich mein Abitur nachholen. Danach ist alles offen. Vielleicht fange ich wieder an als Schreinergeselle zu arbeiten und mache nach fünf Jahren Berufstätigkeit einen Meisterbrief. Soweit denke ich aber noch nicht.
Informationen zum USA-Stipendium
Interessierte können sich in diesem Artikel detailliert über das Stipendium des Parlamentarischen Patenschafts-Programms informieren.