Nach der Ausbildung im Handwerk für ein Jahr in die USA gehen? Maren Hartz aus dem Saarland hat sich getraut und ist mit einem Stipendium des Deutschen Bundestages nach North Carolina. Dort studierte die junge Raumausstatterin zunächst vier Monate an einem College und arbeitet momentan für fünf Monate in einem Geschäft. Im Interview schildert sie ihre bisherigen Erfahrungen.

Der Weg ins Handwerk führte für die Saarländerin über Umwege. Nach dem Abitur versuchte sich Maren Hartz zuerst an einem Psychologie-Studium und bemerkte gleich im ersten Monat, dass das Studium nichts für sie ist. Sie beschloss eine Ausbildung zu machen, die vor allem kreativ sein sollte. Durch Zufall ist sie auf den Beruf der Raumausstatterin gestoßen und machte ein zweiwöchiges Praktikum in einem Betrieb. Während des Praktikums verliebte sie sich in den Beruf. Sie bekam einen Ausbildungsplatz angeboten. Drei Jahre später schloss Hartz im Juli 2022 ihre Ausbildung mit der Note Eins ab.
Durch einen weiteren Zufall wurde die Raumausstatterin auf das Stipendium des Parlamentarischen Patenschafts-Programms aufmerksam: Eine Arbeitskollegin zeigte ihr die Anzeige in einer Zeitschrift. Daraufhin bewarb sich Hartz auf das Stipendium. Das Stipendium ist dabei immer mit einer Patenschaft zu einem Abgeordneten des Deutschen Bundestages aus dem Wahlkreis des Stipendiaten verbunden. Im Fall von Hartz trägt die Patenschaft der CDU-Abgeordnete Markus Uhl. Für die junge Frau ist es nicht der erste Aufenthalt in den Staaten. Nach dem Abitur arbeitete die Saarländerin ein Jahr als Au Pair in der Nähe von Boston. Ihr derzeitiger USA-Aufenthalt dauert noch bis Mitte Juli an. Im Interview berichtet Hartz von ihren bisherigen Erfahrungen am College und auf ihrer Arbeitsstelle.
Maren Hartz: "Es fühlt sich ein bisschen an wie eine Reise in die Vergangenheit"
Welche Kurse haben Sie am College besucht?
Maren Hartz: Ich war in Wilmington, North Carolina, am Cape Fear Community College. Das College dürfte vergleichbar sein mit einer deutschen Fachhochschule. Dort habe ich vier Innenarchitektur-Kurse belegt, die quasi das Einstiegssemester in das Architektur-Studium darstellen.
Wo arbeiten Sie derzeit?
Ich habe einen Job in einem Fliesenladen bei der Southeastern Tile Connection. Dort bin ich als Design-Beraterin tätig. Den Job habe ich über eine College-Lehrerin gefunden. Leider habe ich keine Anstellung in meinem Handwerksberuf gefunden. Raumausstatter, wie man sie aus Deutschland kennt, gibt es in den USA nicht. Ich hatte mich dann bei einer Bootspolsterei beworben, aber keine Rückmeldung erhalten. Der Job als Design-Beraterin macht Spaß und ist mal etwas anderes. Wenn ich irgendwann meinen eigenen Betrieb aufmachen will, muss ich auch Kunden beraten können und das lerne ich hier.
Wie unterscheidet sich die Arbeit in den USA von der in Deutschland?
Es fühlt so ein bisschen an wie eine Reise in die Vergangenheit. Im Geschäft ist alles noch mit Papier. Überall fliegen Zettel rum und Online-Banking gibt es nicht. Gerade musste ich im Büro aushelfen und Schecks in Briefumschläge stecken. In Deutschland war mein Lehrbetrieb digitaler aufgestellt.
Ansonsten gibt es noch weitere Unterschiede: Es gibt hier nur 80 Stunden bezahlten Urlaub im Jahr. Ich habe eine Fünf-Tage-Woche bei 40 Stunden. Dabei arbeite ich eigentlich immer neun Stunden am Tag. Eine Mittagspause macht hier niemand. Mein Stundenlohn beträgt 23 Dollar. Das finde ich viel. Aber erschrocken hat mich die Tatsache, dass man von einen auf den anderen Tag gekündigt werden kann. Das ist leider einer Freundin von mir passiert, die dann arbeitslos war.
Was haben Sie bisher dazugelernt?
Bis jetzt habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Ich musste dazulernen, dass Amerikaner nicht alles meinen, was sie sagen. Sie sind super freundlich, aber gehen zum Beispiel nicht davon aus, dass man eine Einladung wirklich annimmt. In Deutschland sind die Menschen reservierter.
Was hätten Sie sich anders vorgestellt oder was hat Sie überrascht?
Gerade was Hygieneartikel angeht, ist die USA schon sehr teuer. Auch Nahrungsmittel im Supermarkt sind teuer. Da war ich am Anfang ein bisschen geschockt. Ich musste schon auf das Geld achten, wenn ich mit Freunden am Wochenende etwas unternehmen wollte.
Würden Sie das Stipendium anderen Raumausstattern empfehlen?
Ja, definitiv. Unabhängig vom Beruf. Die Möglichkeiten mit einer Ausbildung ins Ausland zu gehen, erschienen mir begrenzt. Zumindest habe ich die unterschiedlichen Möglichkeiten während meiner Ausbildung nicht aufgezeigt bekommen. Und mir hat das Programm persönlich viel gebracht. Auch wenn meine Arbeitsstelle nichts mit meinem Beruf zu tun hat. Ich habe gelernt selbstständig zu sein und was ich nicht machen möchte: Im Verkauf arbeiten.
Wie geht es danach für Sie weiter?
Durch meine sehr gute Gesellenprüfung habe ich mich für ein Weiterbildungsstipendium qualifiziert. Das möchte ich in Anspruch nehmen, um zügig meinen Meister zu machen.