Ölheizungsverbot, höhere Schornsteine für Holzofen, hohe Energiekosten und immer neue Fördermittel – nicht nur diejenigen, die eine neue Heizung installieren oder die vorhandene modernisieren wollen, stehen angesichts sich ständig verändernder Vorzeichen vor den Fragen, welche Art der Heizung sich langfristig rechnet und betrieben werden darf. Auch Handwerker und Energieberater haben es derzeit nicht leicht, Empfehlungen auszusprechen. Dabei werden sie mehr denn je gebraucht.

"Beratungen zur Wahl der effizientesten Heizung, zu Förderungen und zu ganzen energetischen Sanierungskonzepten werden immer wichtiger und gleichzeitig auch immer aufwendiger für denjenigen, der berät", sagt dazu Schornsteinfegermeister Alexis Gula. Er ist selbst Gebäudeenergieberater – wie 10.000 andere in seiner Branche – und Sprecher des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks. Den steigenden Aufwand bezieht er vor allem auf die ständige Weiterbildung, die jeder seriöse Berater im Blick haben müsste.
Beratung zur neuen Heizung: Viel Information, hoher Aufwand
Dabei geht es einerseits um die kurz- und langfristige Gesetzeslage in Hinblick auf konkrete Technik wie die Einschränkungen im Hinblick auf die Neuinstallation von Ölheizungen und bauliche Vorgaben wie die für höhere Schornsteine bei der Nutzung von Holzöfen. Andererseits aber auch um staatliche Förderprogramme, Zuschüsse und finanzielle Anreize – etwa durch Steuererleichterungen – zu denen die Kunden Beratung haben möchten. Was sich hierbei durch neue Zielsetzungen und neue gesetzliche Rahmenbedingungen der neuen Bundesregierung ändert, weiß noch niemand.
"Der Aufwand führt leider dazu, dass sich einige Energieberater aus diesem Segment zurückziehen – und das, obwohl sie dringend gebraucht werden", sagt Gula. Zusammen mit dem Bundesverband tritt er stetig an die Mitglieder heran, um dafür zu werben, welch Zukunftsmarkt in der Energieberatung liegt. Gut möglich ist ihm das, da 98 Prozent aller Schornsteinfeger in Deutschland über ihre Innungsmitgliedschaft gut vernetzt sind. Im Fokus steht dabei auch der Vorteil der Branche, die beim Umstieg auf energieeffiziente Techniken sehr neutral beraten kann.
Den Zukunftsmarkt sieht auch der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) – genauso wie die Schwierigkeit für beratende Unternehmen heute noch eine einzige Heizungsart zu empfehlen. Ungeachtet der Farbenlehre einer zukünftigen Koalition im Bund ist nach Aussage von Frank Ebisch, dem Sprecher des ZVSHK davon auszugehen, dass die Senkung der Emissionen im Gebäudesektor zu einem zentralen Baustein der deutschen Klimaschutzpolitik wird. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um 44 sinken im Vergleich zum Jahr 2020. Dafür bedarf es auch vieler angepasster Heizungsmodernisierungen und passgenauer Investitionen in neue Heizungen bei Bauherrn.
Neue Heizung? SHK-Handwerk empfiehlt Hybridtechniken
Die Klimapolitik – laut Ebisch "das Megathema aller Parteien" – bedingt aber, dass es teurer wird. „Das wissen die Menschen inzwischen“, sagt der ZVSHk-Sprecher und erwähnt, dass damit auch die soziale Frage wieder an Brisanz gewinnt. So seien jetzt Konzepte gefragt, die die Klimapolitik mit einer auf Leistungsfähigkeit ausgerichteten Wirtschaft-, Sozial- und Finanzpolitik verbindet. Die Schwierigkeiten, die darin liegen, zeigten sich in der Vergangenheit auch an sich ständig verändernden Vorzeichen bei den Techniken, die politisch forciert und finanziell unterstützt wurden.
Um hier Unsicherheiten abzuwägen – gerade, wenn man Kunden dazu berät, in welche Zukunftstechniken sie investieren sollen – hat das SHK-Handwerk eine klare Linie. Frank Ebisch beschreibt dies wie folgt: "Im Falle einer Heizungsmodernisierung denkt und handelt der SHK-Unternehmer schon heute hybrid." Damit meint er, dass die Beratung immer in Richtung einer Heizungstechnik geht, die verschiedene Energiequellen nutzen kann (Tipps dazu stehen im Infokasten). Ziel ist es: Abhängigkeiten zu reduzieren.
Beispiele für hybride Heizungstechniken
Hybride Technologien greifen flexibel auf verschiedene Energieträger (oder Energieformen) zu und sorgen automatisch für die günstigste und effizienteste Betriebsweise - ganz egal wie sich die Rahmenbedingungen (auch Energiekosten) in Zukunft ändern.
Brennwert + Wärmepumpe
Diese Hybrid-Kompaktgeräte vereinen Erdgas/Heizöl (zukünftig Wasserstoff/E-Fuels) und Strom in einem Gerät: auf der einen Seite hocheffizient mit einem modernen Brennwertgerät für Gas oder Öl, auf der anderen Seite erneuerbar durch Umweltwärme mit einer Wärmepumpe. Diese Geräte können insbesondere im Gebäudebestand, wo Mono-Wärmepumpen nahezu unbrauchbar sind, eingesetzt werden. Sollte es sehr kalt werden, übernimmt das Gas- oder Ölgerät die Spitzenlast. Dieser Energiemix verbindet „erneuerbar“ mit „hocheffizient“ und bietet die größtmögliche Freiheit, den jeweils günstigeren Energieträger zu nutzen. Ganz nach der jeweiligen Situation auf dem Energiemarkt kann die Regelung so eingestellt werden, dass bei schwankenden Energiepreisen immer die günstigste und effizienteste Betriebsweise ausgewählt wird.
Brennstoffzellenheizgerät
Hiermit lassen sich Wärme- und Stromerzeugung in einem Gasheizgerät vereinen. Im Vergleich zu bestehenden Lösungen mit der klassischen Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) haben Brennstoffzellen in der Regel einen deutlich höheren elektrischen Wirkungsgrad. Dadurch ist die Wärmeauskopplung geringer und das Brennstoffzellen-Heizgerät besonders zum Einsatz im Neubau und renovierten Gebäudebestand geeignet.
PV + Stromspeicher + Brennstoffzellenheizgerät
Mit einer PV-Anlage und einem Brennstoffzellenheizgerät stehen gleich zwei Stromerzeuger zur Verfügung, die sich optimal ergänzen. Im Sommer erzeugt vor allem die PV-Anlage den Strom für das Haus optional auch für das E-Auto). Im Winter liefert das Brennstoffzellen-Heizgerät aufgrund längerer Laufzeit mehr Strom und die gewünschte Heizwärme. Auf diese Weise können Haus und Auto ganzjährig aus eigenen Strom-Ressourcen versorgt werden. Der verbleibende Heizwärmebedarf wird durch Erdgas, Biomethan oder Wasserstoff (-beimischungen) gedeckt.
Wasserführender Hybridofen + Solarthermie
Ein wasserführender Kaminofen eignet sich ideal in Verbindung mit einer thermischen Solaranlage, zur Versorgung von Einfamilienhäusern. Er sollte über einen Pufferspeicher betrieben werden, dabei entfaltet der Ofen den bestmöglichen Wirkungsgrad. Behagliche Holzwärme und Warmwasser durch die Sonne sind der Garant für grüne Wärme.
Quelle: ZVSHK
Neue Heizung: Beratung muss individuell zum Gebäude erfolgen
Alexis Gula sieht den Beratungsbedarf in Sachen Energieeffizienz von Gebäuden – und speziell was die Heiztechnik betrifft – als stark steigend an. Welche Energiequellen man nutzen sollte und welche Art von Heizung sich lohnt, muss man aus seiner Sicht immer individuell entscheiden. "Deshalb brauchen wir auch immer Vor-Ort-Termine und müssen ein ganzes Gebäude anschauen oder die Pläne für einen Neubau, um Empfehlungen auszusprechen", sagt der Schornsteinfegermeister. Er verweist für Bestandsgebäude auf das Konzept des individuellen Sanierungsfahrplans, das der Bund fördert. Oft gehört bei einer energetischen Sanierung mehr dazu, als nur eine Heizung zu tauschen oder Wände zu dämmen. Die Maßnahmen müssen aufeinander abgestimmt sein. Die Berater aus dem Handwerk, die hierbei tätig sind, müssen also mehrere Gewerke im Blick haben. Wer als Sachverständiger für Fördergelder des Bundes (BEG-Förderung) tätig ist, muss in der sogenannten Energieeffizienz-Expertenliste aufgenommen sein. Auch dahinter stehen viele und steige Weiterbildungen.
"Wir müssen aber auch die rechtliche Seite betrachten. Denn wer zu staatlichen Förderprogrammen falsch berät, haftet auch, wenn ein Kunde die Förderung nicht bekommt, weil er etwas eingebaut hat, was nicht erlaubt ist", sagt Alexis Gula.
Was hinter dem sogenannten Ölheizungsverbot ab 2026 steckt
Für die Ölheizung gibt es ab 2026 strenge Vorgaben zum Einbau. Das bedeutet aber nicht, dass Haushalte keine neue mehr kaufen dürfen? Was genau dahintersteckt.
Gibt es ab 2016 tatsächlich ein Verbot für den Einbau neuer Ölheizungen?
"Manche sprechen von einem Ölheizungsverbot ab 2026, aber davon kann keine Rede sein", sagt Alexis Gula vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks in Sankt Augustin. Bis Ende 2025 können Hauseigentümer ohne Weiteres eine neue Ölheizung einbauen. Ab 2026 ist das weiterhin erlaubt, wenn man sich für eine Hybridheizung entscheidet, die mit Öl und einer erneuerbaren Energie arbeitet. Etwa Sonnenenergie, die über Solarthermie- oder Photovoltaikanlage im Haushalt genutzt wird.
Es gibt aber Ausnahmen für manche Haushalte. Ist kein Gas- oder Fernwärmenetz als Alternative verfügbar oder kann aus technischen Gründen keine erneuerbare Energie anteilig eingebunden werden, darf nach heutigem Stand auch nach 2025 eine reine Ölheizung eingebaut werden.
Ist eine neue Ölheizung überhaupt noch empfehlenswert?
"Die neuen hocheffizienten Brennwertgeräte haben mit den alten Ölkesseln im Keller nicht mehr viel gemein", sagt Gula. Der Wirkungsgrad einer Heizung mit einem alten Konstanttemperaturkessel liegt bei bis zu 70 Prozent, der einer Öl-Brennwertheizung bei bis zu 97 Prozent. "Technisch und wirtschaftlich ist gegen diese Geräte nichts einzuwenden." Doch er ergänzt: "Aber man sollte bei der Entscheidung auch berücksichtigen, was am besten für das Klima ist. Und da liegt Technik, die erneuerbare Energien nutzt, nun einmal vorn."
An der staatlichen Förderung lässt sich ablesen, wohin die Reise gehen soll: So werden reine Ölheizungen aktuell nicht mehr gefördert. Nur noch die erneuerbaren Komponenten von Öl-Hybridheizungen sind bezuschussungsfähig, also eine gekoppelte Solaranlage oder Wärmepumpe. Außerdem zu beachten: Mit der CO2-Bepreisung werden die Preise für Öl und Gas jedes Jahr steigen. Die CO2-Abgabe entfällt bei regenerativen Heiztechniken. Alternativen zur bestehenden Ölheizung werden im Moment großzügig gefördert. Ein grober Überblick: Gasbrennwert-Heizungen (genannt "renewable ready") mit 30 Prozent, Gas-Hybridheizungen mit 40 Prozent, Solarthermieanlagen mit 40 Prozent, Wärmepumpen mit 45 Prozent, Biomasseanlagen mit 45 Prozent (bei besonders emissionsarmen Biomasseanlagen erhöht sich der Zuschuss um 5 Prozentpunkte) und Erneuerbare-Energien-Hybridheizungen (EE-Hybride) mit 45 Prozent. dpa