Chemische Wirkstoffpalette soll eingeschränkt werden Lebensmittelverschwendung: Besserer Vorratsschutz soll helfen

Auf Deutschland könnte aus Sicht des Verbands Deutscher Mühlen in Zukunft ein großes Problem zukommen: Da die Wirkstoffpalette gegen Schädlinge, Pilze und Schimmel immer kleiner wird, könnte zukünftig der Schutz von Getreide schwieriger werden. Ohne einen guten Vorratsschutz droht Lebensmittelverschwendung schon vor der eigentlichen Verarbeitung.

Jana Tashina Wörrle

Moderne, saubere Mühle: Nach dem Mahlprozess kann das Mehl eingelagert werden. Dabei ist eine einwandfreie Hygiene wichtig - auch damit kein Mehl weggeworfen werden muss. - © chagpg/Fotolia.com

Tonnen an Lebensmitteln landen hierzulande im Müll. Lebensmittel, die es gar nicht erst in den Verkauf geschafft haben, Lebensmittel, die der Handel aussortiert und solche, die in den Privathaushalten weggeworfen werden – sei es, weil sie nicht mehr genießbar sind oder ganz einfach, weil die Verbraucher denken, sie seien schlecht geworden. Der Großteil dieser Lebensmittel gehört zu den Frischwaren, Gemüse, Obst, Wurst, Käse und Brot.

Mehl landet dagegen selten in den Mülltonnen. Es ist je nach Type unterschiedlich lange haltbar – zwischen sechs Monaten bis zu zwei Jahren lässt es sich ohne Qualitätseinbußen aufbewahren – vorausgesetzt es wird richtig gelagert: Trocken, dunkel und am besten in einer luftdicht abschließenden Dose. In den Lagerstätten der Müller sieht das ähnlich aus – natürlich in anderen Dimensionen. Doch bei der richtigen Lagerung gehört im großen Stil noch einiges mehr dazu.

Lebensmittel besser lagern statt verschwenden

Und dieses "mehr" ist es, was dazu beitragen kann, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden. So setzt sich der Verband Deutscher Mühlen, der die Müller in Deutschland vertritt, dafür ein die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und plädiert für eine bessere Lagerhaltung. Eine der Maßnahmen dafür sieht der Verband auch darin, dass eine ausreichende Zahl von chemischen Wirkstoffen zur Verfügung steht, um mögliche Schädlinge, Pilze und Schimmel zu bekämpfen. Einige Stoffe sind – ähnlich wie einige Pflanzenschutzmittel – in die Kritik geraten. Doch genau damit gibt es ein Problem.

"Die Wirkstoffpalette wird immer kleiner", kritisiert Peter Haarbeck, der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mühlen, und fügt hinzu, dass damit die Gefahr von Resistenten stark zunimmt und irgendwann kein Mittel mehr gegen Schädlinge helfe. Die Anzahl der einsetzbaren Mittel – ob im Lager, bevor überhaupt Mehl eingelagert wird, oder direkt auf dem Getreide – sei in Deutschland stärker eingeschränkt worden als in vielen anderen EU-Staaten.

 Die Gründe liegen laut Haarbeck daran, dass viele Zulassungen ausgelaufen seien und für neue Mittel hohen Zulassungshürden gelten. Vielfach würden die Zulassungsbehörden für bekannte Wirkstoffe und Einsatzgebiete immer neue Studien fordern, insbesondere zu deren Auswirkungen auf die Umwelt; in anderen Fällen scheitere eine Zulassung an bürokratischen Vorgaben. Der Müllerverband ist allerdings nicht dafür, die Hürden zu senken. "Die Politik muss das Problem endlich ernst nehmen und eine Lösung finden", fordert Peter Haarbeck.

Mehl lagern: Umso sauberer, umso besser

Schema einer modernen Getreidemühle - © Verband deutscher Mühlen

Ein qualitativer Vorratsschutz besteht jedoch aus weit mehr als nur aus dem vorbeugenden Einsatz von chemischen Mitteln. Er beginnt schon auf dem Feld und dabei, welche Maschinen ein Landwirt verwendet, um Getreide zu ernten. "Umso sauberer, umso besser" lautet hierbei die Devise, denn wenn keine Insekten und möglichst wenig Schmutz mit im geernteten Getreide landet, sinkt das Risiko, dass eingelagertes Getreide fault oder ungebetene Gäste Schaden anrichten.

Sauberkeit ist dann auch bei der Verarbeitung in den Mühlen gefragt und vor allem Trockenheit. Die Lagerstätten müssen ausreichend gegen Nässe und gegen das Eindringen von Schädlingen geschützt sein. Was so einfach klingt, erfordert eine gute Organisation und Fachwissen. Dieses wird schon in der Ausbildung vermittelt.

Wie wichtig das Thema Vorratsschutz der Branche ist, zeigt sich daran, dass künftig die Gesellen für Müllerei und Agrarlagerwirtschaft gemeinsam ausgebildet werden. "Wenn die einen wissen, wie die Arbeit in der Mühle abläuft und die anderen verstanden haben, was in einem gut funktionierenden Lager wichtig ist, können die Prozesse viel besser aufeinander abgestimmt werden", erklärt Haarbeck.

Und noch eine Tatsache ergänzt die Relevanz des Themas: Schon bald wird es einen Aktionsplan für einen nachhaltigen Vorratsschutz von Seiten der Bundesregierung geben. Er sei gerade in der Endabstimmung. Der Verband deutscher Mühlen hat dabei mit dem Bundesernährungsministerium eng zusammengearbeitet.

Warenkunde und vor allem Tipps zur besseren Vorratshaltung bietet der Verband Deutscher Mühlen Verbrauchern auf der Internetseite mein-mehl.de .