Der Wohnungsneubau kommt zum Erliegen, im Bauhauptgewerbe drohen Kurzarbeit und Beschäftigungsabbau. Im Ausbaugewerbe und in der Gebäudetechnik sorgt die Energiewende für ein Plus.

Die in der Bundesvereinigung Bauwirtschaft vertretenen Unternehmen des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes sowie der Gebäudetechnik entwickeln sich sehr unterschiedlich. Während das Bauhauptgewerbe insbesondere durch den Rückgang im Wohnungsneubau gebeutelt wird, sieht es in den Ausbaugewerken und in der Gebäudetechnik besser aus. Allerdings kann auch der Sanierungsbereich die Umsatzverluste nicht ausgleichen, sagt Marcus Nachbauer, Vorsitzender der Bundesvereinigung Bauwirtschaft (BVB). Insgesamt rechnet er für die BVB mit einem nominalen Umsatzwachstum von Plus zwei Prozent auf 435 Milliarden Euro. Bei einer realen Preisentwicklung von rund sieben Prozent entspreche dies einem realen Umsatzrückgang von vier bis fünf Prozent.
Bundesvereinigung fordert bessere Wohnungsbauförderung
Von der Politik fordert Nachbauer eine veränderte Förderpolitik: "Wir brauchen schnellstens klare und einfache Förderbedingungen und eine Förderung die dauerhaft und auskömmlich ist", sagt er. Helfen würde auch eine "deutlichere Zinsstützung" durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die bisherige Neubauförderung reiche nicht aus. So wurden nach Angaben der BVB von den ursprünglich vom Bundesbauministerium veranschlagten 1,1 Milliarden Euro an Neubauförderung schon rund 810 Millionen Euro abgerufen und damit rund 11.000 Wohnungen gefördert.
Wie Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) jüngst sagte, soll dieser Fördertopf für besonders energieeffiziente Häuser (EH-40-Standard) noch einmal aufgefüllt und bis zum Jahresende "ausfinanziert" werden. Gelten soll dies auch für ein Förderprogramm für junge Familien mit einem Jahreseinkommen von bis zu 60.000 plus 10.000 Euro pro Kind, das zum 1. Juni beginnen soll. Wie unterdessen bekannt wurde, will die Bundesregierung die Mittel für die Neubauförderung um 888 Millionen Euro erhöhen.
Hohe Finanzierungskosten schlagen zu Buche
Der Wohnungsneubau erlebt nach den Worten Nachbauers einen "dramatischen Einbruch" der Nachfrage. "Angesichts einer nahezu Vervierfachung der Finanzierungskosten reichen die Investitionsbudgets vom Häuslebauer bis zum Investor nicht mehr aus", warnt er. Dem Bauhauptgewerbe drohe Kurzarbeit und Beschäftigungsabbau. Insgesamt erwarte das Bauhauptgewerbe 2023 mit einem Minus von nominal ein Prozent einen Umsatz von 147 Milliarden Euro. Dabei fiele das Minus noch stärker aus, stützten nicht die ausbaunahen Gewerke wie das Dachdeckerhandwerk mit einem Plus von fünf Prozent Umsatzwachstum die Prognose.
Ausbauhandwerk profitiert von Energiewende
Positiv entwickelt sich dagegen das Ausbaugeschäft und die Gebäudetechnik. Im Elektrohandwerk sorgten mehr Installationen von PV-Anlagen, Ladestationen für E-Fahrzeuge und Wärmepumpen und die damit verbundenen Sanierungsaufwendungen in Bestandsgebäuden für eine gute Konjunktur.
Bundesvereinigung Bauwirtschaft: GEG erst 2025 in Kraft setzen
Die Unternehmen aus dem Bereich Heizung Sanitär Klima sehen nach den Worten Nachbauers vor allem ein wachsendes Geschäftsfeld im Heizungsgeschäft und vor allem bei der Installation von Wärmepumpen. Mit Blick auf die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) fordern Nachbauer wie auch ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa Technologieoffenheit. Auch mit Biomasse betriebene Heizungen müssten eine Lösungsoption bleiben, betonte Nachbauer. Nach ihrer Einschätzung wäre es sinnvoller, dass GEG auch erst 2025 in Kraft zu setzen.
Verhaltene Stimmung bei den Gebäudereinigern
Verhaltene Stimmung herrscht dagegen bei den Gebäudereinigern. Während etwa bei Messen nach Corona wieder mit mehr Geschäft zu rechnen ist, wird die Arbeit in Bürogebäuden durch Homeoffice weniger. Insgesamt rechnet die BVB für das Ausbauhandwerk mit einem Plus von nominal einem Prozent auf 110 Milliarden Euro und im Bereich Gebäudetechnik mit einem Wachstum von nominal sechs Prozent auf 179 Milliarden Euro. Als eine große Herausforderung beschreibt Nachbauer die Fachkräftesicherung. Besonders hoch sei der Bedarf jetzt schon im SHK und im Elektrobereich.