Die Lage am Gasmarkt ist ernst und droht sich zu verschlechtern. Jede Einsparung sei bedeutsam und ein "Akt der Solidarität", so die Handwerkskammer für Schwaben. Diese Maßnahmen können helfen.

Die Handwerkskammer für Schwaben (HWK) fordert ihre Betriebe dazu auf, so viel Erdgas wie möglich einzusparen. Dies sei eine wesentliche Maßnahme, um weitere Preissteigerungen und Gas-Rationierungen zu vermeiden, heißt es in einer Pressemitteilung. Bei einer Gasmangellage droht Deutschland schlimmstenfalls eine Rezession, unzählige Arbeitsplätze wären gefährdet. Die HWK spricht deshalb von einem "Akt der Solidarität".
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Kommt weiterhin Gas aus Russland?
Seit Anfang der Woche finden an der Nord Stream 1 Wartungsarbeiten statt. In dieser Zeit wird kein Gas durch die Pipeline von Russland nach Deutschland geliefert. Die Arbeiten sind routinemäßig und sollen bis zum 21. Juli abgeschlossen sein. Unklar ist, ob Russland den Gashahn danach wieder aufdreht. Greift Präsident Wladimir Putin zu dieser Maßnahme, wäre ein Versorgungsnotstand für den Winter "sicher absehbar", so die Bundesnetzagentur in ihrem aktuellen Lagebericht.
Doch selbst wenn Russland die Gaslieferungen nicht stoppt, sondern weiterhin nur drosselt, sind Wirtschaft und Gesellschaft zu Einsparungen aufgerufen. Seit Juni fließen durch die Nord Stream 1 nur noch 40 Prozent der üblichen Menge Gas nach Deutschland. Bleibt es dabei, könne der gesetzlich vorgeschriebene Füllstand von 90 Prozent bis Dezember kaum mehr ohne zusätzliche Maßnahmen erreicht werden, schreibt die Bundesnetzagentur.
Gas sparen: Kurzfristige Maßnahmen für Handwerksbetriebe
Die Handwerkskammer betont, dass jede Einsparung wesentlich ist, um den Gesamtbedarf zu senken. Die Gasreserven für den Winter müssten gehalten und aufgebaut werden. Als kurzfristige und sofort wirksame Maßnahmen empfiehlt die HWK Schwaben unter anderem:
- Optimierungen der Heizungs-, Klima- und Lüftungsanlagen
- bewusster Umgang beim Lüften
- Absenkung der Raumtemperaturen
- Wechsel des Brennstoffs, sofern hybride Systeme im Einsatz sind
- Nutzung von Abwärme für die Raumheizung oder Prozesswärme
- Maßnahmen zur Optimierung von Prozessen und Abläufen in der Produktion
Einen "Leitfaden für Energieeffizienz im Handwerk" finden Betriebe bei der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE). Unternehmer können dort ihr Einsparpotenzial ermitteln und erhalten konkrete Anleitungen sowie Best-Practice-Beispiele, um ihren eigenen Verbrauch zu reduzieren – nicht nur beim Gas.
Einsatz von erneuerbaren Energien prüfen
Neben Einsparungen empfiehlt die HWK Schwaben ihren Betrieben außerdem, den Einsatz von erneuerbaren Energien für die Wärme- und Stromversorgung zu prüfen. Nicht zuletzt, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren. "In der mittelfristigen Perspektive sind diese Energieträger ein entscheidender Beitrag für eine diversifizierte, unabhängige, kostengünstige und nachhaltige Energieversorgung."
Mit einer qualifizierten Beratung stehen die Handwerkskammern ihren Betrieben bei allen Vorhaben zur Seite, die auf Einsparungen oder eine Umstellung der Energieversorgung abzielen. fre