Heizungstausch Handwerk warnt vor Hektik bei Wärmewende

Handwerksvertreter fordern mehr Technologieoffenheit bei der Wärmewende. Zudem seien viele offene Fragen zum Heizungstausch noch nicht geklärt. Ein Streit in der Ampel-Koalition gefährdet derweil den ursprünglichen Zeitplan.

Heizungstausch gedruckt auf Holzstempel.
Handwerksverbände sind der Meinung, dass die aktuellen Pläne der Politik zum Heizungstausch unausgegoren sind. - © Wolfilser - stock.adobe.com

In der Diskussion um die Wärmewende plädiert das Handwerk für einen stärkeren Praxisbezug. "Es bringt nichts, das Gesetz auf Biegen und Brechen noch vor der Sommerpause durchzuboxen, ehe nicht wichtige, bislang weitere offene Fragen geklärt sind", sagte ZDH-Präsident Jörg Dittrich mit Blick auf die Beratungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Vieles sei noch unausgegoren: Reichen überhaupt der Strom und die Netze, um einen Betrieb der Wärmepumpen zu gewährleisten? Wie sehe es mit der Förderkulisse aus? "Damit die Heizungswende praxistauglich und finanzierbar erfolgen kann, muss im weiteren parlamentarischen Verfahren ein detailliertes Förderkonzept erarbeitet werden, das dann eine verlässliche Planungsgrundlage für die Betriebe darstellt."

Nur auf eine Technologie und auf die reine Anzahl von Wärmepumpen abzustellen, greift seiner Ansicht nach zu kurz, um möglichst rasch ein weitgehend dekarbonisiertes Heizen zu erreichen. "Viel zielführender wäre ein ganzheitlicher Ansatz, der den Gesamtzustand der Gebäudesubstanz sowie auch alle zur Verfügung stehenden Technologien mit in den Blick nimmt", fügte er hinzu. Daher wäre es besser, alles erst noch einmal nüchtern und ideologiefrei zu durchdenken, zu klären und in einen abgestimmten Plan zu bringen. "All das wäre nicht zu gewährleisten, wenn das Heizungsgesetz zum 1. Januar 2024 in Kraft treten würde", sagte Dittrich.

SHK-Verband fordert Verschiebung des GEG

Zuvor hatte der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) in einem Schreiben an die Bundestagsabgeordneten für eine Verschiebung geworben. "In Anbetracht der fundamentalen Änderungen der Anforderung ist der 1. Januar 2024 nicht mehr praktikabel", heißt es. Zudem fordert auch der ZVSHK echte Technologieoffenheit. Der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz warnte vor dem überhasteten Einbau von Wärmepumpen. Prinzipiell ergebe der Einbau einer Wärmepumpe ökologisch und ökonomisch nur dann Sinn, wenn die Grundvoraussetzung eines energetisch sanierten Gebäudes erfüllt seien.

Der ursprüngliche Zeitplan steht nach den Unstimmigkeiten in der Ampel ohnehin auf der Kippe. Nachdem die FDP vergangene Woche darauf bestand, noch nicht mit den parlamentarischen Beratungen über das Gesetz zu beginnen und "substanzielle Änderungen" einforderte, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass das Gesetz in den verbleibenden drei Sitzungswochen des Bundestages vor der Sommerpause am 7. Juli abschließend beraten werden kann.

Mit Blick auf die heftige Kritik hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterdessen Nachbesserungen angeboten. So halte er etwa beim Startzeitpunkt eine Staffelung für möglich, wonach ab dem 1. Januar 2024 mit dem Umstieg für Neubauten angefangen werden könnte. Für Bestandsbauten solle der Wunsch nach mehr Zeit aufgenommen werden. Habeck hatte bei Redaktionsschluss weitere Gespräche mit Verbänden angekündigt.

Mehrere Gesetze in Planung

Verschärft hatte sich der Streit, nachdem Habeck den Staatssekretär Patrick Graichen entlassen hatte. Als Nachfolger hat Habeck Philipp Nimmermann ausgeguckt, zuletzt Staatssekretär im hessischen Wirtschaftsministerium. Sein Amtsantritt fällt in eine schwierige Phase der Energie- und Wärmewende. So geht es in den nächsten Wochen und Monaten nicht nur um die Novelle des GEG, nach dem in seiner bisherigen Fassung ab dem kommenden Jahr jede neue Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll. Es geht auch um die Abstimmung mit der kommunalen Wärmeplanung. Ein entsprechendes Gesetz "für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze" will Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) demnächst vorlegen. Mit Blick auf das GEG liegen schon jetzt viele Änderungswünsche auf dem Tisch.