Nicht nur in der Photovoltaik mischen Handwerksbetriebe mit. Auch in der Windkraft finden sie immer mehr Geschäftsideen. Das wird auch vom 18. bis 22. September auf der Messe "Husum WindEnergy" zu sehen sein.
Mit dem Handwerk weht ein neuer Wind. Wenn sich vom 18. bis 22. September die globale Windenergiebranche auf der "Husum WindEnergy" trifft, stehen auch viele Handwerksfirmen im Mittelpunkt. "Sie unterstützen Aufbau und Wartung der Anlagen und beschreiten auch neue Wege für die Nutzung der Windkraft", heißt es beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) kurz vor dem Start der Messe. So garantierten Elektroniker, Dachdecker, Metallbauer und viele weitere Handwerker, dass der Energiewende hoffentlich nicht die Puste ausgeht.
Deutschland setzt auf Windenergie: Sie trägt fast acht Prozent zur Stromversorgung bei – Tendenz steigend. Unter den erneuerbaren Energien macht Wind schon 38 Prozent aus. Ohne den Einsatz des Handwerks, so der ZDH, würde die umweltfreundliche Stromquelle jedoch kaum Ertrag bringen.
windWindanlagen vom Zimmerer
Da ist zum Beispiel Ulf Cordes. Seine Firma baut gerade das Herzstück der weltweit ersten Windanlage, die nicht auf Stahl steht. Wenn es nach ihm und seinen Zimmerer-Kollegen geht, werden sich tonnenschwere Rotoren zukünftig auf einem Holzgerüst drehen. Für diese Weltneuheit werden sie auch auf der Husumer Messe werben.
Die Idee des "TimberTower": Windkraft wird mit dem ökologischen Baustoff Holz kombiniert. Wo heute noch Stahl verbaut wird, werden künftig Kiefer und Fichte genutzt. "Stahl verbraucht Energie bei der Herstellung und beim Transport. Holz ist hingegen ein nachhaltiger Rohstoff", sagt Ulf Cordes. Und günstiger ist Holz auch noch.
Nach jahrelanger Planungsphase ziehen seine Mitarbeiter nun seit Früh-jahr den ersten Prototypen eines "TimberTower" in Hannover in die Höhe. Im Inneren schraubt sich ein Holzgerüst samt Treppen gen Himmel, rundherum wird außen ein Achteck aus sich verjüngenden Brettsperrholzplatten gezimmert. Darüber kommt Dachfolie. Eine Konstruktion gemacht für eine halbe Ewigkeit. "Unser Turm hält bis zu tausend Jahre", so Cordes. Stahl ermüdet dagegen bereits nach 25 Jahren.
Kampf gegen den Rost
Ein Problem, das auch Namensvetter Gerd Cordes bekannt ist. Er hat dem Rost den Kampf angesagt und will die Lebensdauer von Stahl verlängern. Seine Firma TimeMAX ist eigentlich spezialisiert auf die Restauration von Oldtimern. Da Windenergieanlagen immer noch zum größten Teil aus Stahl bestehen, hat Cordes das Einsatzgebiet seiner Firma erweitert und sich so einen neuen Markt erschlossen. "Bei Windkraftanlagen auf offener See ist die Korrosion ein bislang zu wenig beachtetes Problem", sagt Gerd Cordes.
Tatsächlich ist die Rostgefahr durch Salzwasser bei Schiffen und Windenergieanlagen am höchsten – die Reparatur der Rostschäden verschlingt einen Großteil des Wartungsbudgets. Im Gegensatz zu Schiffen, die alle fünf Jahre im Trockendock entrostet werden, sind die Türme der Windkraftanlagen fest installiert. "Aus diesem Grund muss der Rostschutz deutlich leistungsfähiger sein", erzählt der gelernte Schlosser und Karosseriebauer. Für die Leistung seines Produkts gewann er 2009 den Rostschutzmitteltest der Autozeitschrift "Oldtimer Markt" und setzte sich gegen große industrielle Hersteller durch.
Sicher abgeseilt
Ob Holz oder Stahl – das ist den Handwerkern der Firma Seilpartner Windkraft egal. Seit 15 Jahren übernimmt der Servicepartner verschiedener Hersteller die oft anstrengenden und manchmal auch gefährlichen Wartungsarbeiten von Windanlagen.
Wo kein Kran steht oder sich der Aufbau nicht rechnet, schlägt die Stunde der Seilpartner. "Wir fahren mit dem Fahrstuhl nach oben und seilen uns dann zu den Rotorblättern oder dem Anlagenturm ab", sagt Rüdiger Gorll. „"Trotz der schönen Aussicht ist das kein Abenteuer, sondern harte körperliche Arbeit". Er leitet ein Team von zwölf Mann, das immer dann gerufen wird, wenn die Anlagen gewartet, begutachtet oder repariert werden müssen. Und das kommt oft vor: Blitzeinschlag im Maschinenhaus, Erosion der Rotorblätter, Korrosion des Stahlturms.
Ob Mechaniker, Dachdecker oder Maurer: Jeder von Gorlls schwindelfreien Leuten bringt eine handwerkliche Grundausbildung mit und hat eine Weiterbildung in "Seilzugangs- und Positionierungstechnik" absolviert – denn gerade in luftiger Höhe muss jeder Handgriff sitzen. dhz