Anträge in Milliardenhöhe Große Nachfrage nach KfW-Hilfskrediten

Viele Unternehmen stehen wegen der Corona-Krise mit dem Rücken zur Wand. Kommen die staatlichen Rettungskredite rechtzeitig an? Banken und Sparkassen versichern: Wir tun alles dafür.

Die KfW unterstützt Unternehmen in der Corona-Krise. - © KfW-Bildarchiv / Rüdiger Nehmzow

Der Zeitdruck ist gewaltig: Die ersten KfW-Hilfskredite sind bereits in der ersten Woche des staatlichen Sonderprogramms ausgezahlt worden. Banken und Sparkassen werden geradezu überschüttet mit Anfragen - und sie versichern unisono: Wir tun alles, um kleinen wie großen Firmen in der Corona-Krise rasch zu helfen.

Bis Mittwochabend lagen der staatlichen Förderbank KfW Anträge über insgesamt 4,8 Milliarden Euro vor. "Wir erhalten Kreditanträge über alle Größenklassen verteilt, der Schwerpunkt liegt jedoch bei kleinvolumigeren Kreditanträgen bis eine Million Euro“, sagte eine KfW-Sprecherin in Frankfurt. "Die KfW ist darauf vorbereitet, auch hohe Stückzahlen von Krediten zu bearbeiten.“ KfW-Chef Günther Bräunig sagte dem "Handelsblatt“, er stelle sich auf bis zu 100.000 Anträge ein.

Kredite nicht bei allen Handwerkern beliebt

Der Bäcker an der Ecke, die Stammkneipe oder der Malermeister - viele kleine Betriebe bangen um ihre Existenz. Infolge der Corona-Krise sind Aufträge und Umsätze binnen kürzester Zeit weggebrochen, Kosten wie Mieten und Strom aber müssen weiterhin bezahlt werden. Aber auch ganze Branchen wie Luftfahrt und Autoindustrie trifft es hart.

Von den Kreditprogrammen sind indes nicht alle Handwerker restlos begeistert. Viele Unternehmer aus dem Handwerk bevorzugen Direkthilfe, die sie nicht zurückzahlen müssen. Auf der DHZ-Facebookseite äußerten viele Unternehmer ihren Unmut – oder übten Zweifel am Sinn großangelegter Kredithilfen. "Noch einen Kredit brauche ich nicht“, schrieb ein Handwerker aus Sachsen. "Jetzt ist es an der Zeit, unsere kleinen Betriebe zu unterstützen, auf deren Schultern Ihr alle Euch ausruht und die Euch gut getragen haben. Und nicht mit weiteren Krediten zu belasten und in die Insolvenz zu treiben.“ Ein anderer Leser schrieb: "Hier braucht keiner mehr einen Kredit.“ Ein Handwerker aus Schwaben kommentierte: "Es braucht hier doch niemand zu glauben, dass Euch der Staat Geld schenkt. Es ist lediglich ein zinsgünstiger Kredit. Darlehen, die alle wieder zurückgezahlt werden müssen. Die ganze Aktion ist eine zeitliche Verschiebung von Insolvenzen.“

Sofortprogramm läuft über die Hausbank

Seit dem 23. März können Firmen Mittel aus dem KfW-Sonderprogramm bei ihrer Hausbank beantragen. Die staatliche Förderbank - und damit die öffentliche Hand - übernimmt den Großteil des Risikos für den Fall, dass Unternehmer das Geld nicht zurückzahlen können.

Bei Betriebsmittelkrediten und Investitionen kleiner und mittlerer Unternehmen trägt die KfW 90 Prozent des Kreditrisikos. Bei größeren Firmen sind es 80 Prozent. Für Kredite bis drei Millionen Euro pro Unternehmen verzichtet die KfW auf eine eigene Risikoprüfung. Bei Summen bis zehn Millionen Euro gibt es eine vereinfachte Prüfung. Die Zinsen liegen je nach Größe des Unternehmens zwischen 1 und 2,12 Prozent bei Krediten mit fünf Jahren Laufzeit.

Nerven liegen blank

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte unbürokratische Bearbeitung zugesichert: "Die Auszahlung erfolgt schnellstmöglich, denn wir wissen, dass für viele Unternehmen jede Woche zählt.“ Unter anderem DIHK-Präsident Eric Schweitzer hatte zur Eile gemahnt: "Die Nerven vieler Unternehmer liegen blank, denn sie haben bereits einige Wochen Durststrecke hinter sich.“ Dem pflichtete der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, bei: "Die Marschrichtung bei Verwaltungen, Institutionen und auch Banken kann nur lauten: schnell, schnell, schnell und ohne viel Formularkram bei Beantragung und Auszahlung.“

Die Kreditwirtschaft ist bemüht, die Flut der Anträge schnellstmöglich abzuarbeiten - allerdings betonen Banken und Sparkassen auch, Kreditanträge würden weiterhin sorgfältig geprüft. Banken müssten „die Risiken weiter im Blick behalten“, sagte etwa Stefan Bender, Leiter Unternehmensbank Deutschland der Deutschen Bank. "Wie lange die Bonitätsprüfung dauert, hängt auch vom jeweiligen Kunden und seinem Risiko ab. Und klar ist auch: Wenn der Kunde schon vor der Corona-Krise massive Probleme hatte, sein Geschäft fortzuführen, bekommt er möglicherweise keinen Förderkredit.“ Bei Deutschlands größtem Geldhaus seien innerhalb der ersten drei Tage mehr als 10.000 Kundenanfragen aller Größenordnungen eingegangen. "Auch wir haben unsere Prozesse deutlich vereinfacht und konnten schon in den ersten Stunden Kreditzusagen geben“, sagte Bender.

Anträge werden genau geprüft

Auch die Commerzbank bemüht sich um Tempo, verweist aber ebenfalls auf die Notwendigkeit einer genauen Prüfung der Anträge. "Die 90-prozentige Haftungsübernahme des Staates hilft natürlich bei der Bewilligung von Krediten, aber sie ersetzt nicht die individuelle Risikoprüfung“, sagte der Firmenkundenchef des Instituts, Roland Boekhout, der Deutschen Presse-Agentur. "Eine Komplettübernahme der Haftung würde den Prozess natürlich noch beschleunigen."

KfW-Chef Bräunig betonte indes, die bislang vorgesehene Mithaftung der Banken solle beibehalten werden. "Ich halte es für wichtig, dass bei den Banken eine Mithaftung von 10 beziehungsweise 20 Prozent verbleibt. Das erscheint mir die entscheidende Mindestgrenze zu sein“, sagte er dem "Handelsblatt“. Aus der Wirtschaft waren Forderungen laut geworden, die Bundesregierung solle die Hilfskredite zu 100 Prozent absichern, um das Geld so noch schneller an die Firmen zu bringen.

Die Banken selbst betonten zuletzt immer wieder, sie sähen sich - anders als in der Finanzkrise 2008/2009 - als Teil der Lösung. “Noch nie haben wir ein Programm so schnell startklar bekommen“, stellte Bräunig fest. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis, hatte in der vergangenen Woche geschildert, einzelne Institute hätten sogar Mitarbeiter aus dem Ruhestand zurückgeholt, um Kreditanträge schnell zu bearbeiten. dpa/str