Die Rufe nach Fachkräften werden immer lauter: Der Arbeitsmarkt ist ein Bewerbermarkt geworden. Hat das Einfluss darauf, wie Arbeitgeber die Probezeit handhaben?

In vielen Bereichen herrscht in Deutschland ein ausgeprägter Fachkräftemangel, Betriebe suchen zum Teil händeringend nach qualifizierten Fachkräften. Laut Katharina Hain, Head of Talent Marketing & Federal Partners beim Personalberatungsunternehmen Hays, hat das aber keinen direkten Einfluss darauf, wie Betriebe das Thema Probezeit angehen.
Zumindest gebe es keine eindeutig erkennbare Linie. "Ich erlebe aber, dass die Probezeit im Einstellungsprozess teilweise ein Verhandlungskriterium für Kandidatinnen und Kandidaten ist. Sie fragen etwa, ob man von den in der Vergangenheit sehr gängigen sechs Monaten abrücken kann."
Kein Knieschlottern als gefragte Fachkraft
Gerade wer als Kandidatin oder Kandidatin zwei Verträge zur Auswahl hat, entscheidet sich vielleicht eher für den, der eine kürzere Probezeit vorsieht. Kandidatinnen und Kandidaten sollten sich laut Hain aber bewusst machen, dass die Probezeit - selbst wenn sie zunächst abschreckend wirkt - auch ihnen die Möglichkeit bietet, sich schneller wieder vom Unternehmen zu lösen, sollten sie sich dort nicht wohlfühlen.
Anders als in vergangenen Phasen, in denen der Arbeitsmarkt deutlich unsicherer war, müssten gefragte Fachkräfte derzeit aber nicht sechs Monate lang mit den Knien schlottern, ob die Probezeit in ein festes Arbeitsverhältnis übergeht. "Wer gute Leistung bringt, muss sich da heute sicher weniger Gedanken machen, dass das Unternehmen auf sie verzichtet als zu anderen Zeiten", sagt Hain.
Gutes Onboarding gewinnt an Bedeutung
Ein Effekt, den der Fachkräftemangel Hain zufolge aber durchaus begünstigt hat: "Betriebe haben glücklicherweise gelernt: Je besser sie ihre Onboarding-Phase gestalten, desto besser kommen Mitarbeitende in den Job - und umso eher sind sie auch arbeits- und leistungsfähig." dpa