Die Belebung auf dem Arbeitsmarkt hält an. Die Arbeitslosenzahlen im November sind auf 2.713.000 gesunken und die Erwerbstätigenzahl hat bereits im Oktober einen neuen Höchststand erreicht. Erfolgsmeldungen verzeichnet Deutschland auch bei der Jugendarbeitslosigkeit, die im europaweiten Vergleich sehr niedrig ist.

Bei ihrer monatlichen Pressekonferenz konnte die Bundesagentur für Arbeit (BA) heute wieder Erfolgszahlen vermelden. "Der deutsche Arbeitsmarkt profitiert von der bisher guten wirtschaftlichen Entwicklung. Im November ist keine Eintrübung zu erkennen", sagte dabei der BA-Vorsitzende Heinrich Alt. Die Arbeitslosigkeit sei stärker gesunken als in den Vorjahren, die Erwerbstätigkeit und die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung weiter gewachsen, und die Nachfrage nach Arbeitskräften gestiegen.
Maßgeblich für den Rückgang ist nach seinen Angaben der Zuwachs sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Es stehen den Bewerbern also insgesamt mehr Stellen und somit bessere Chancen zur Verfügung, die Arbeitslosigkeit langfristig zu beenden. Dies zeigen auch die Zahlen, die das Statistische Bundesamt heute für Oktober 2011 veröffentlichte. Die Zahl der Erwerbstätigen konnte zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zum Vorjahr um 477.000 auf 41,5 Millionen erhöht werden.
Fachkräftemangel nimmt konkrete Formen an
Mit der guten konjunkturellen Entwicklung steigt also die Zahl der offenen Stellen. Aus Sicht der Unternehmen bedeutet dies zugleich, dass der Fachkräftemangel konkretere Formen annimmt. Laut der BA bleibt die Nachfrage nach Arbeitskräften im November auf hohem Niveau. Die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen belief sich auf 492.000. Das sind 98.000 mehr freie Plätze als im Vorjahr, die sich über fast alle Branchen verteilen. Besonders gesucht sind zurzeit Fachleute in den Bereichen Metall, Elektro, Maschinenbau, Verkehr, Logistik und Handel.
In Deutschland gibt es also zunehmend mehr Arbeit als Bewerber. In vielen anderen europäischen Ländern sieht es da ganz anders aus. Vor allem die Zahlen der Jugendarbeitslosigkeit zeigen, wie groß die Unterschiede sind. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat die Zahlen für das Jahr 2010 verglichen und kam zu dem Ergebnis, dass Arbeitslosenquote bei den 15- bis 24-Jährigen in Deutschland bei 9,9 Prozent liegt. In den Ländern, die derzeit am meisten mit der Schuldenkrise zu kämpfen haben, liegt sie jedoch viel höher. Spanien erreicht eine Quote von 41,6 Prozent, Griechenland 32,9 Prozent, Italien 27,8 Prozent und Irland 27,5 Prozent.
Für Theorie und Praxis qualifiziert
In ihrer ausführlichen Studie gehen die Experten des IW unter anderem auf das duale Ausbildungssystem in Deutschland ein, dass diese guten Zahlen beeinflussen. Sie erleichtere vielen jungen Leuten den Einstieg ins Arbeitsleben, da sie den Jugendlichen die berufliche Praxis näher bringen können und gleichzeitig eine gut theoretische Fundierung biete.
Die positive Arbeitsmarktsituation für die Jugendlichen in Deutschland wird aber für die Unternehmen dann zum Problem, wenn die Zahl der Ausbildungsstellen, die der Bewerber übersteigt. Im Handwerk waren Anfang November in Westdeutschland noch 7.000 und in Ostdeutschland noch 3.000 Ausbildungsplätze frei. Dabei würde die Zahl der freien Ausbildungsplätze in Deutschland nach Berechnungen des IW aktuell genau zu den Arbeitslosenzahlen der Jugendlichen passen. Es scheint also von beiden Seiten noch ein wenig Anstrengung nötig zu sein, damit auch die zusammenpasst. jtw