Social Media Bürger treffen Kaufentscheidungen über Social Media

Die Deutschen nutzen Social Media-Kanäle nicht mehr nur, um mit Freunden zu kommunizieren, sondern lassen sich über das Web 2.0 auch bei Kaufentscheidungen umfassend beeinflussen. Das ergab jetzt der neue "Social Media Index" den Wissenschaftler und Unternehmensberater gemeinsam erstellt haben.

Wer heutzutage eine innovative Werbestrategie verfolgen will, der muss auch ein funktionierendes Konzept für die Sozialen Netzwerke haben. - © Mihai Simonia/Fotolia

Social Media Netzwerke sind aus dem Alltag vieler Menschen in Deutschland nicht mehr wegzudenken. Mittlerweile sind viele Deutsche durchschnittlich bei drei Sozialen Netzwerken registriert. Dementsprechend werden diese von immer mehr Usern intensiv genutzt. Wie ein Forscherteam der Universität Münster und die Unternehmungsberatung Roland Berger herausgefunden haben, befindet sich das Nutzungsverhalten der Deutschen bei Facebook, Twitter und anderen im Wandel.

Wie oft welcher "Netzaktivist" die Social Media-Kanäle nutzt, zeigt der "Social Media Index" den das Forscherteam gemeinsam mit den Consultern veröffentlicht hat. So nutzen die Norddeutschen das Web 2.0 zum Beispiel häufiger, als die Süddeutschen. In Nordrhein-Westfalen sitzen die aktivsten Nutzer von Facebook & Co. Am wenigsten aktiv sind die User aus Sachsen-Anhalt.

Twitter übertrifft sie alle

User des Kurnachrichtendienstes Twitter sind online am eifrigsten dabei und weisen mit den Nutzern des Business-Netzwerkes Xing laut Index das höchste Bildungsniveau auf. Von allen Social-Media-Nutzern finden sich die meisten mit Abitur bei diesen beiden Kanälen wieder. Intersssant dürfte für Unternehmen auch die Tatsache sein, das Xing-User im Vergleich zu den anderen Netzwerken mit 2.000 bis 3.000 Euro Nettoeinkommen am meisten verdienen.

Facebook als Shoppingberater

Der Social Media Index zeigte auch, dass Fernsehwerbung nicht mehr unangefochten die Kaufinteressen der Bürger beeinflusst. Soziale Netzwerke haben in ihrem Werbepotenzial an Einfluss gewonnen und sind den Forschungsergebnissen nach schon fast so stark in ihrem Einfluss wie die klassische TV- oder Radiowerbung.

Fasst man alle verschiedenen Plattformen im Netz zusammen, beeinflussen diese Kanäle bereits mit 22 Prozent knapp ein Viertel aller Kaufentscheidungen der Benutzer, wie Jonas vor dem Esche, Leiter der Studie, bemerkte. Im Vergleich dazu beeinflussen TV und Radio nur zu 16 Prozent die Kaufimpulse der Konsumenten. Anstatt jedoch die Werbebudgets in Richtung Onlinepräsenz zu verstärken, fließen immer noch 82 Prozent in die klassischen Vermarktungskanäle. Hier listet der Index Nachholpotenzial für die Unternehmen auf.

Mündiger Käufer will mehr Informationen

Wie Professor Henning-Thurau von der Uni Münster erklärte, förderte die Analyse des Mediennutzungsverhaltens eine weitere wichtige Erkenntnis zu Tage: "Unsere Studie zeigt eine neue Generation mündiger Medienkonsumenten. Während klassische Konsumenten Kaufentscheidungen auf Basis von wenigen Informationsquellen wie Empfehlungen von Freunden oder der Beratung im Geschäft treffen, gewichten Verbraucher, die viel Social Media verwenden, stattdessen gleichmäßiger Informationen aus mehreren Quellen. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie zukünftig klar aufeinander abgestimmte Botschaften über mehrere Kanäle senden sollten".

Die Forscher nehmen anhand ihrer Untersuchungen an, dass Empfehlungen aus dem Freundeskreis oder von Verkäufern im Geschäft immer unbedeutender werden.  dhz