Ausbilden lohnt sich und ist ein Gebot der Selbsterhaltung, schreibt Ausbildungsberater Peter Braune in seiner aktuellen Kolumne. Damit die Lehrlinge von heute zum Erfolg von morgen beitragen, sollten sich Betriebe die Ausbildungsordnung zu Herzen nehmen.

Weitsicht ist für manche ein nebulöser Begriff. Sie muss aber so weit gehen, dass es zum Durchblick kommt. Es gilt heute schon an Morgen zu denken, denn der Weitblick ist für alle Bereiche im Betrieb wichtig.
Bei allem Verständnis für Wirtschaftlichkeit, aber in vielen Betrieben wird noch immer nicht erkannt, dass sich die Ausbildung der eigenen Nachwuchskräfte rechnet. Auf der Kostenseite für eine Berufsausbildung stehen etwa Personalkosten für Ausbilder und Auszubildende, Verwaltungsaufwand und die Kosten für das Material. Dem gegenüber stehen die Leistungen der Auszubildenden sowie indirekte Einsparungen bei der Beschaffung von neuem Personal – auch weil die Einarbeitung und Anpassungsqualifizierung von externem Personal in der Regel wegfällt.
Das Vertrauen nicht verspielen
Auf längere Sicht und mit dem entsprechenden Weitblick ist der Abbau von Ausbildungsplätzen bedenklich. Selbes gilt, wenn gute Lehrlinge nicht in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen werden.
Die regelmäßige und qualitativ hochwertige Ausbildung von Nachwuchskräften ist ein Gebot der Selbsterhaltung. Das haben manche Meister aus dem Blick verloren. Auch eine andere wichtige Erkenntnis sollte langsam reifen. Wer über Jahre hinweg bei der Ausbildung der Lehrlinge schludert, verliert das Vertrauen auf dem Nachwuchsmarkt.
Meisterbetriebe, die in Ausbildung investieren, gewinnen und binden nicht nur qualifizierte Fachkräfte. Dort werden auch personelle Fehlentscheidungen sowie die Kosten für die Suche nach geeignetem Personal gesenkt. Außerdem können direkt im Betrieb qualifizierte Lehrlinge in der Regel beweglicher auf kurzfristige Veränderungen reagieren. Weitsichtige Unternehmer setzen auf die duale Ausbildung ihres eigenen Fachkräftenachwuchs – und zwar auch aus Gründen, die häufig erst auf den zweiten Blick erkennbar sind.
Ziel der Berufsausbildung ist die Förderung von Eigeninitiative und Handlungsfähigkeit.
Die Weitsicht ist aber auch ein Gesichtspunkt der für Betriebe gilt, in denen mehr schlecht als recht ausgebildet wird. Die Meister sollten stets daran denken: ein Ziel der Berufsausbildung ist die Förderung von Eigeninitiative und Handlungsfähigkeit. In den Ausbildungsordnungen wird gefordert, dass Lehrlinge durch die praktische Ausbildung zur Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit befähigt werden, die selbstständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren einschließt.
Weitsichtige Lehrlingsausbildung orientiert sich an den Möglichkeiten der jungen Menschen und bereitet sie angemessen auf das Berufsleben vor. Weitsichtige Ausbilder stellen zurecht das Fachwissen in den Vordergrund. Mindestens so wichtig, wenn nicht noch wichtiger, wären die Lehrlinge.
Ihr Ausbildungsberater Peter Braune
Peter Braune hat Farbenlithograph gelernt, war Ausbilder und bestand in dieser Zeit die Ausbildungsmeisterprüfung. Er wechselte als Ausbildungsberater zur Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Dort baute er dann den gewerblich-technischen Bereich im Bildungszentrum auf und leitete die Referate gewerblich-technischen Prüfungen sowie Ausbildungsberatung, zu der auch die Geschäftsführung vom Schlichtungsausschuss gehörte. Danach war er Referent für Sonderprojekte.