Kolumne Aufgaben für Azubis: Gestaltungsmöglichkeiten für Ausbilder

Ausbilderinnen und Ausbilder müssen entscheiden, welche Aufgaben sie den Azubis übertragen. Dabei gelten auch gesetzliche Vorgaben. Ausbildungsberater Peter Braune erklärt, wie diese in der Praxis umzusetzen sind und wie man damit eine Ausbildung spannender gestaltet.

Aufgaben für Azubis - Beispiele aus dem Betonbau
Um Azubis zu motivieren, sollten Ausbilder sich immer mal wieder etwas Neues einfallen lassen und Aufgaben nicht nur nach dem Arbeitsaufwand verteilen. Beispiele aus dem Betonbau zeigen, wie das geht. - © Image'in - stock.adobe.com

Den Lehrlingen dürfen nur Aufgaben übertragen werden, die dem Ausbildungszweck dienen und ihren körperlichen Kräften angemessen sind. Mit der Größe der Aufgaben wachsen die Kenntnisse und Fertigkeiten. Aber machen wir uns nichts vor, kaum eine Ausbildung verläuft ohne solche ausbildungsfremden Tätigkeiten.

Stellen wir uns einmal einen Beton- und Stahlbetonbauer vor, der gestern an einer Brücke gearbeitet hat und demnächst in einem Hochhaus arbeitet. Er montiert, biegt und flechtet so vor sich hin, um zum Beispiel einen Betonbruch zu verhindern. Wichtige Aufgaben kann ein Ausbilder auch so verteilen, dass neben dem Lerneffekt auch das Interesse am Beruf wächst.

Aufgaben des Azubis: Ausbildungsordnung nennt nur Mindestanforderungen

Dabei muss seine Ausbilderin oder der Ausbilder immer daran denken, dass ihm nur die Arbeiten übertragen werden, die zur Ausbildungsordnung passen. Dort sind aber nur die Mindestanforderungen genannt, darüber hinaus gehende Tätigkeiten sind möglich. Sinnvoll und erlaubt sind alle Aufgaben und Tätigkeiten, die Erfahrungen im Ausbildungsberuf ermöglichen, mit der Pflege der Geräte, Maschinen und Gebrauchsgüter zu tun haben oder für die Sauberkeit am Ausbildungsplatz wichtig sind. Nicht in die Ausbildung gehören Arbeiten, die gegen ein Gesetz verstoßen oder verteilt werden, um die wieder einmal fehlenden Beschäftigten zu ersetzen.

Die Ausbilderin oder der Ausbilder sollte natürlich darauf achten, immer einmal eine interessante Aufgabe einzubauen, denn die Langeweile kann die Lehrlinge auch demotivieren. Es gilt vorab zu überlegen, welche Aufgaben und Übungen geeignet sind. Die jungen Leute sollen etwas lernen und vielleicht auch etwas Spaß dabei haben.

Jetzt werden einige denken ‚der hat gut reden‘. Denn, wie soll das zum Beispiel bei einem Beton- und Stahlbetonbauer funktionieren? Na ja, antworte ich darauf, die Ausbildung der Lehrlinge ist kein Zuckerschlecken. Es muss schon etwas Gehirnschmalz für die neuen Ideen fließen. Aber nur Mut, wer will schafft das schon.

Diese Aufgaben für Azubis machen die Ausbildung interessanter

Möglich ist zum Beispiel eine Erkundungsaufgabe. Die ist geeignet, wenn das Wissen und Können noch nicht so verbunden ist, dass die berufsbezogenen Aufgaben den Anforderungen gemäß selbstständig und eigenverantwortlich und bewältigt werden können. Hier geht es um den gefühlsmäßigen Zugang und das Kennenlernen von einer Tätigkeit, die später um die Kenntnisse ergänzt werden kann. Die Lehrlinge erarbeiten die Aufgabe selbstständig. Das geht auch auf einer Baustelle im Freien.

Die Beobachtungsaufgabe geht von einer durch die Ausbilderin oder den Ausbilder angeregten Situation aus. Den Abschluss der Aufgabe bildet die Präsentation der Ergebnisse. Und beobachten kann man auch etwas an einem Rohbau.

Nach der Bearbeitung einer Anwendungsaufgabe, erhalten die Lehrlinge die Möglichkeit, die erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten, das erste Mal, im Beisein der Ausbilderin oder des Ausbilders in die Praxis umzusetzen. Nehmen wir bei unserem Beruf als Beispiel einmal die Berufsbildposition: Herstellen von Baukörpern aus Steinen und die zwei Lernziele: Mörtelgruppe auswählen sowie Stufen, Einfassungen, Ausfachungen und Schächte herstellen. Das klappt auch bei jedem anderen Handwerksberuf und allen Lernzielen. 

Beispiele für die Ausbildungspraxis

Die Reflexionsaufgaben stehen im Zusammenhang mit einer Berufsbildposition oder einem Lernziel. Hier könnten die Lehrlinge, auch unser Beton- und Stahlbetonbauer, ihre Tätigkeiten widerspiegeln. Die Ausbilderin oder der Ausbilder prüft, ob der Azubi die Aufgaben den Anforderungen gemäß selbstständig, eigenverantwortlich und situationsgerecht bewältigen kann. Das kann nach der Bearbeitung jeder Aufgabenstellung durchgeführt werden. Die dafür erforderlichen Fragen sind besonders geeignet, um das Verständnis nachzuvollziehen. Man kann sie durch die Besonderheiten vor Ort durch die zusätzlichen Fragen ergänzen.

Mit einer Vertiefungsaufgabe kann man die vorhandenen Kenntnisse und Fertigkeiten, mit einem steigendenden Grad an Verantwortung und Selbständigkeit, ausbauen. So können die Lehrlinge ihre gesammelten Erfahrungen weiter entwickeln. Eine Vertiefungsaufgabe sollte, nach der gezielten Unterweisung der Ausbilderin oder des Ausbilders, mehrfach eigenständig wiederholt werden.

Ihr Ausbildungsberater Peter Braune

Peter Braune hat Farbenlithograph gelernt, war Ausbilder und bestand in dieser Zeit die Ausbildungsmeisterprüfung. Er wechselte als Ausbildungsberater zur Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Dort baute er dann den gewerblich-technischen Bereich im Bildungszentrum auf und leitete die Referate gewerblich-technischen Prüfungen sowie Ausbildungsberatung, zu der auch die Geschäftsführung vom Schlichtungsausschuss gehörte. Danach war er Referent für Sonderprojekte.