"Chefs und Kollegen können auf ganz unterschiedliche Art nerven", sagt Coach und Buchautor Attila Albert. "Wer ihre wahren Motive versteht, kann Konflikte früh entschärfen, aus ihnen Verbündete oder sogar Freunde machen." Er hat sieben Nervensägen-Typen und die besten Gegenstrategien identifiziert.

1. Ewige Opfer: Verantwortung bewusst zurückgeben
Diese Nervensäge deprimiert mit ihrem Jammern und ihrer hoffnungslosen Weltsicht. Ständig klagt sie über ihre Lage, an der sie aber angeblich nichts ändern könne: "Ich habe schon alles versucht." Wer Ratschläge gibt, hört nur Ausreden: "So einfach ist das nicht."
Beste Gegenstrategie: Nicht mehr trösten oder helfen. Fassen Sie wiederkehrende Klagen zusammen: "Du sagst ja sehr oft, dass..." Fragen Sie danach: "Was planst du als nächstes?" Keine Tipps, auch wenn es Sie dazu drängt! Geben Sie die Verantwortung bewusst immer wieder zurück: "Ich bin gespannt, wie du es angehst." Mehr ist nicht Ihre Aufgabe.
2. Verbissene Rechthaber: Zustimmen, dann für sich gewinnen
Mit ihrer beständigen Angriffslust und Besserwisserei erschöpfen diese Nervensägen andere. Sie sind immer im Kampfmodus, obwohl das gar nicht sein müsste. Zu allem müssen sie ihre Meinung kundtun und anderen aufdrängen: "Ich sage nur, wie es ist!"
Beste Gegenstrategie: Nicht einschüchtern oder unter Druck setzen lassen. Stimmen Sie dem anderen entspannt zu, ohne sich dessen Ansichten zu eigen zu machen oder ihre Entscheidungen davon beeinflussen zu lassen. "Eine interessante Perspektive! Toll, dass du so engagiert dafür kämpfst." Irgendwann erschöpft er sich und wird kompromissbereit.
3. Schlaffe Zögerer: Akzeptieren, dass viele so leben wollen
Mit ihrer ewigen Unentschlossenheit und Passivität frustrieren diese Nervensägen. Sie wissen zwar genau, was sie nicht wollen. Aber sie schaffen es nicht, sich selbst Ziele zu setzen und sie zu verfolgen: "Ich überlege noch, das muss reifen." Das kann Jahre dauern.
Beste Gegenstrategie: Akzeptieren, dass sie trotz ihres Nörgelns insgesamt zufrieden sind und ihr Leben zumindest vorerst so weiterführen wollen. Sie brauchen keine Informationen oder Tipps von Ihnen, um sich endlich zu bewegen. Wenn Sie das auf Dauer stört, zeigt Ihnen das, dass Sie aus Ihrem Umfeld herausgewachsen sind, sich verändern sollten.
4. Fürsorgliche Helferseelen: Ermutigen, auch an sich zu denken
Diese Nervensägen ersticken andere mit aufgedrängter Fürsorge und Hilfe. Dafür erwarten sie auch noch Lob und Dankbarkeit. Auf Zurückweisung reagieren sie verletzt: "Ich meine es doch nur gut!" Schon haben Sie ein schlechtes Gewissen und entschuldigen sich.
Beste Gegenstrategie: Bedanken Sie sich für ihr Engagement. Entscheiden Sie danach aber fallweise, welche Hilfsangebote Sie wahrnehmen und welche Sie freundlich ablehnen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben oder sich zu rechtfertigen. Ermutigen Sie den anderen stattdessen dazu, mehr an sich zu denken, um sich nicht zu überlasten.
5. Übermotivierte Problemlöser: Von ihnen lernen, aber mit Grenzen
Mit totaler Leistungsbereitschaft und Aktionismus stressen diese Nervensägen. Ständig präsentieren sie ehrgeizige Strategien, vollgepackte Aktionspläne, To-do-Listen. Wer da nicht mithalten kann oder will, hört vorwurfsvoll: "Du solltest an deiner Motivation arbeiten!"
Beste Gegenstrategie: Schauen Sie sich ab, was für Sie sinnvoll ist (z. B. bestimmte Arbeitsmethoden, Organisationstechniken, Werkzeuge). Sagen Sie gleichzeitig klar, wenn es zu viel wird: "Ich komme darauf zurück, wenn ich das verarbeiten kann." Kein schlechtes Gewissen, wenn Sie Erholung brauchen: Nur so bleiben Sie langfristig effektiv.
6. Selbstgerechte Weltverbesserer: An den eigenen Maßstäben messen
Diese Nervensägen verkünden hochfliegende Forderungen, wie die Welt sein sollte, meinen damit aber vor allem andere. Sich sehen sie davon ausgenommen, weil sie vermeintlich bereits durch ihre moralische Führung vorangehen: "Wir setzen damit ein Zeichen!"
Beste Gegenstrategie: Messen Sie sie an den selbsterklärten Ansprüchen und ziehen Sie sie in die praktischen Schwierigkeiten und Folgen ihrer Ideen hinein. Stellen Sie sich dazu notfalls dumm: "Wie soll ich das genau machen, wie fangen wir’s an?" Das zwingt sie dazu, Verantwortung für Umsetzung und Ergebnis zu übernehmen, Kompromisse einzugehen.
7. Abgehobene Welterklärer: Zu mehr Empathie ermutigen
Mit ihrer analytischen Sichtweise und inneren Distanz lassen diese Nervensägen andere frösteln. "Auf Einzelschicksale kann eben nicht immer Rücksicht genommen werden!" Sie sehen die Dinge zwar objektiv richtig, wirken aber oft unbeteiligt und rücksichtslos.
Beste Gegenstrategie: Ermutigen Sie dazu, dem Urteil eigene praktische Konsequenzen folgen zu lassen, wenn es nicht bei interessanten, aber wirkungslosen Überlegungen bleiben soll. Erinnern Sie sie zudem daran, dass nicht alle das Leben so abgeklärt sehen, sondern aus unterschiedlichsten, emotional gefärbten Perspektiven (Nervensägentypen 1 bis 6). dhz