Der offizielle Ausbildungsbeginn für 2020 ist schon vorbei. Aber auch zum Ende des Jahres können Jugendliche noch einen Ausbildungsplatz finden. Wie geht das genau?

Die Corona-Krise hat die Pläne vieler Schulabgänger auf den Kopf gestellt. Praktika und Auslandsaufenthalte fallen aus, viele Betriebe haben ihre Ausbildungsangebote eingedampft oder ganz gestrichen.
Von Januar bis September 2020 wurden nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) 123.630 neue Ausbildungsverträge im Handwerk gezählt. Das sind etwa acht Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zwar gab es in den vergangenen Monaten einen deutlichen Aufholeffekt (im Mai betrug das Minus bei den Vertragsabschlüssen noch 18 Prozent). Die Neuvertragszahlen in der Größenordnung des Vorjahres werden nach gegenwärtiger Lage aber kaum mehr zu erreichen sein, so der ZDH. Zudem hat sich die Zahl der Ausbildungsplatzbewerber, ausgehend von einem Rekordtief im Jahr 2019, im Jahr 2020 nochmals um rund acht Prozent verringert.
Auch in der Industrie haben dieses Jahr weniger Azubis einen Vertrag unterzeichnet. Die Zahl der neu geschlossenen Ausbildungsverträge bis Ende September 2020 ist laut Deutschem Industrie- und Handelskammertag (DIHK) im Vergleich zum Vorjahr um rund 14 Prozent gesunken. Viele Betriebe hätten ihren Ausbildungsplan aber auch nur um ein paar Monate nach hinten geschoben, so der DIHK.
Wo finde ich jetzt noch einen Ausbildungsplatz?
Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz haben, haben aber auch jetzt noch Chancen eine Berufsausbildung zu starten. Was dabei hilft:
1. Ausbildungsbranche prüfen: Ein Blick auf die Branche kann sich lohnen, denn manche sind von den Auswirkungen der Pandemie stärker betroffen als andere. Beispielsweise das Gastgewerbe, die Kreativ- und Tourismusbranche sowie unternehmensorientierte Dienstleister. Im Handwerk ist vor allem der Messebau von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie betroffen.
Tendenziell sind Branchen, in denen die Ansteckungsgefahr geringer ist, weniger betroffen, fasst Daniel Gimpel von der Jugendabteilung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zusammen. Aber auch der Gesundheitssektor oder Teile des Handels würden mehr oder weniger im vollen Umfang weiterarbeiten. Auch im überwiegenden Teil des Handwerks laufen die Geschäfte unter veränderten Bedingungen aber in normalem Umfang weiter. Besonders gut geht es zum Beispiel den Müllern.
Verschiedene Angebote der Arbeitsagentur wie Check-U oder berufsfeld-info.de können helfen, eine alternative, spannende Ausbildung zu finden, wenn es mit dem ursprünglichen Traumberuf gerade nichts wird. Außerdem können sich Jugendlichen auf handwerk.de über die einzelnen Berufe im Handwerk informieren.
2. Ausdauernd bleiben: Wer trotz vieler Bewerbungen noch keinen Platz bekommen hat, sollte dennoch nicht verzagen. Stattdessen gilt: Immer weiter bewerben, so der DGB Jugend auf seiner Webseite. Ausbildungen starten nicht nur zum 1. September. Gerade in oder nach der Probezeit würden immer wieder Ausbildungsplätze frei. Die Bundesagentur für Arbeit kann dann nachvermitteln.
3. Berufsberatung und Stellenbörsen nutzen: Braucht man Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche, kann man sich immer an die Beraterinnen und Beratern der örtlichen Agenturen für Arbeit wenden, erklärt das Portal abi.de .
Wer eine Lehrstelle im Handwerk sucht, kann online direkt beim Lehrstellenradar fündig werden. Daniel Gimpel empfiehlt auch einen Blick in andere Ausbildungsbörsen. Die Jobbörse der Arbeitsagentur liefert zum Beispiel unter der Rubrik «Ausbildung» weitere Ergebnisse. Wenn Betriebe aktuell Ausbildungsplätze ausschreiben, egal in welcher Branche, dann könne man davon ausgehen, dass sie die Ausbildung auch tatsächlich durchführen wollen. Das gelte gerade in Krisenzeiten, so Gimpel.
4. Messen besuchen: Auch über den Besuch von Ausbildungsmessen gibt es die Möglichkeit, einen Ausbildungsplatz zu ergattern - zur Zeit aufgrund der Corona-Beschränkungen teils auch virtuell. Einen Überblick zu kommenden Veranstaltungen bietet das Portal Planet-Beruf.de. Außerdem informieren die regionalen Handwerkskammern über Ausbildungsmessen vor Ort. Arbeitgebern sei es weiterhin wichtig, potenzielle Bewerber persönlich zu erleben und im Vorfeld kennenzulernen, erklärt Gimpel. Je nachdem, wie die Messe gestaltet ist, sei dies auch online möglich.
5. Bewerbung checken: Die Bewerbungsverfahren sind vielfach gleich geblieben und hätten sich in der Krise nicht verändert, so Gimpel. "Ein gutes Bewerbungsschreiben ist hier weiterhin das A und O", so der DGB-Experte. Wer Hilfe braucht, kann sich zum Beispiel an die Berufsberatung vor Ort wenden.
Für Video-Bewerbungsgespräche gelten dieselben Regeln wie für analoge Gespräche: Bewerber sollten je nach Beruf die passende Kleidung wählen und im Gespräch freundlich, aufgeschlossen und interessiert auftreten.
6. Alternativen prüfen: Sollte es mit dem Ausbildungsplatz trotz allem nicht klappen, könne man schauen, ob es Alternativen gibt - eine Einstiegsqualifizierung oder einen Nebenjob etwa, erklärt Gimpel. Auch einen Schulabschluss nachzuholen sei gut, denn damit lassen sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz im kommenden Jahr verbessern. jes/dpa