Prognose für 2023 Wirtschaftsweise: "Rezession ist abgewendet"

Die Rezession ist nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen abgewendet. Für 2023 rechnen sie mit einem minimalen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts. Die Inflation bleibt aber vorerst hoch. Bis die Reallöhne wieder steigen, werde es noch länger dauern.

Würfel mit der Aufschrift BIP
Die Wirtschaftsweisen erwarten für 2023 ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,2 Prozent - © Fokussiert - stock.adobe.com

Deutschland hat die Rezession noch einmal abwenden können. "Die deutsche Wirtschaft wird zwar weiter durch die hohen Energiepreise belastet, sie hat sich jedoch im Winterhalbjahr gegenüber der Energiekrise recht widerstandsfähig gezeigt", sagte die Vorsitzende des Sachverständigenrates Veronika Grimm. Allerdings würden der inflationsbedingte Kaufkraftverlust und die schlechten Finanzierungsbedingungen den Aufschwung ausbremsen. Insgesamt erwartet der Rat für 2023 ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,2 Prozent, zuvor hatten sie ein Minus von 0,2 Prozent prognostiziert.

Inflation von 6,6 Prozent für 2023 erwartet

Für 2024 rechnen die Forscher mit einem Wachstum von 1,3 Prozent. Die Inflation hat nach Einschätzung des Sachverständigenrats ihren Höhepunkt vom Herbst 2022 überschritten. Sie dürfte allerdings nur langsam zurückgehen. Grund dafür ist, dass steigende Löhne und hohe Erzeugerpreise die Teuerung vorerst stützen dürften, wie Gremiumsmitglied Martin Werding sagte. So erwarten die Wirtschaftsweisen für 2023 eine Inflationsrate von 6,6 (Vorjahr: 6,9) Prozent und erst 2024 eine Rate von 3 Prozent.

Derzeit keine Gefährdung der Finanzmarkt-Stabilität

Angesichts der nach wie vor hohen Inflationsraten rechnet der Sachverständigenrat im laufenden Jahr mit weiteren Zinssteigerungen der Europäischen Zentralbank. Mit Blick auf die aktuellen Unruhen an den Finanzmärkten sagte Ratsmitglied Ulrike Malmendier, das Gremium sehe derzeit "keine Gefährdung der Finanzmarkt-Stabilität". Auch die Versorgung der Realwirtschaft mit Krediten sei gesichert. Gleichwohl führten höhere Zinsen insgesamt zu weniger Investitionen. "Vor allem die Bauinvestitionen werden in diesem Jahr ein deutliches Minus verzeichnen", erklärte Grimm.

Energiekrise noch nicht überstanden

Die Energiekrise sieht das Gremium noch nicht überstanden. "Die Energiekrise ist noch längst nicht vorbei", sagte Ratsmitglied Veronika Grimm. Zwar habe sich die Energieversorgung durch einen milden Winter und einer geringeren Gasnachfrage aus Ostasien stabilisiert und die Großhandelspreise seien im Vergleich zum Sommer 2022 deutlich gesunken. Für den Winter 2023/2024 bleibe jedoch die Gefahr erneuter Preissprünge oder einer Gasmangellage durchaus bestehen.

Energiesparen weiter erforderlich

Wie Grimm weiter sagte, begrenzen die seit Januar geltenden Energiepreisbremsen die möglichen Kostensteigerungen für die Endkunden. Dies dürfte allerdings den Anreiz zum Sparen senken. Genau dies sei aber weiterhin erforderlich. Insgesamt werden nach Einschätzung Grimms die Kosten für die Energiepreisbremsen mit rund 13 bis 14 Milliarden Euro im Jahr geringer ausfallen als ursprünglich angenommen. Dies wird nach Einschätzung des Gremiums auch die die öffentlichen Finanzen entlasten.

Stabiler Arbeitsmarkt stützt Konjunktur

Trotz des relativ schwachen Wirtschaftswachstums entwickelt sich der Arbeitsmarkt nach Einschätzung des Sachverständigenrats stabil. "Die Erwerbstätigkeit wird weiter steigen", sagte Martin Werding. Zumindest für das Jahr 2023 sei der Lohnanstieg niedriger als die erwartete Inflation, sagte der Wirtschaftsweise Achim Truger. "Mit einem Anstieg der Reallöhne ist erst im kommenden Jahr zu rechnen." Dies dürfte dann den privaten Konsum beleben.