Wenn Lehrlinge unkonzentriert bei der Arbeit sind und Aufgaben vergessen, kann dies an einer Konzentrationsstörung liegen. Welche Ursachen dies haben kann und wie Ausbilder damit umgehen können, erklärt Ausbildungsberater Peter Braune.

Als Konzentrationsstörung wird die verminderte Fähigkeit bezeichnet, die ganze Aufmerksamkeit – über längere Zeit – auf einen Schwerpunkt zu richten. Diese Fähigkeit entwickelt sich schon in der Kindheit, wobei Dauer und Ausprägung der Zeiträume mit zunehmendem Alter ansteigen.
Letzteres traf auf eine junge Frau wohl nur bedingt zu. Schon in der Probezeit bemerkte eine Meisterin für Textilgestaltung, dass sich ihre Auszubildende nicht richtig konzentrieren konnte. Sie nahm an, diese Konzentrationsstörung ginge vorüber. Sie verzichtete darauf, die Lehre in der Probezeit zu beenden.
Als sie dann auf das erste Halbjahr der Ausbildung zurückblickte, konnte sie zusammenfassend feststellen, dass die junge Frau vergesslich ist, sich leicht ablenken lässt, eine ganze Menge Leichtsinnsfehler macht und häufig recht müde ist. Durch eine Ablenkung vergisst sie oft, was gerade zu tun ist, ihre Aufgaben bringt sie nicht zu Ende oder führt sie mehrfach aus. Bei geistigen Tätigkeiten schweift sie häufig ab.
Die Meisterin spürte regelrecht, wie das Mädchen zu träumen beginnt oder sich einem anderen Thema zuwendet. Die Belastbarkeit und Reaktionsfähigkeit sind sehr eingeschränkt, sie fühlt sich schwach, überfordert und lustlos. Sie ist aber insgesamt eine nette Persönlichkeit. Die Chefin wollte ihr helfen.
Was bedeutet die Konzentrationsstörung für die Betroffenen?
Menschen mit einer Konzentrationsstörung sind nicht in der Lage, Reize auszublenden und darüber hinweg zu sehen.
Ist die Konzentrationsfähigkeit nur vorübergehend beeinträchtigt, wird von einer Konzentrationsstörung gesprochen. Gelingt es den Betroffenen jedoch dauerhaft nicht sich zu konzentrieren, werden die Merkmale als Konzentrationsschwäche bezeichnet. Eine Konzentrationsstörung kann unterschiedlich stark und in jedem Lebensalter auftreten.
Die Ursachen für die mangelnde Konzentration reichen von einer ungesunden Lebensführung, wie zum Beispiel zu wenig Schlaf bis zu einer körperlichen Einschränkung. Es kann eine Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung oder eine andere Erkrankung sein, wie zum Beispiel eine Stoffwechselstörung und es geht hin bis zu einem Konzentrationsverlust, aufgrund von psychischen Belastungen, den Konflikten im privaten Umfeld, dem Konsum von Drogen und Alkohol oder einer Spielsucht.
Auch die betrieblichen Ausbildungsbedingungen spielen unter Umständen eine Rolle. Hierzu gehören unter anderem der Sauerstoffmangel, das lange Stehen, die körperliche Belastung oder die beziehungsbedingte Anspannung.
Wie können Ausbilder damit umgehen?
In solchen Fällen sollten nur wenige Aufträge auf einmal vergeben werden. Durch Erklären der einzelnen Schritte wird sichergestellt, dass die Aufgaben verstanden wurden. Am besten lässt man die Lehrlinge die Aufgaben notieren, die wichtigste Aufgabe zuerst und dann abstufend. Die Betroffenen werden angeregt, aktiv zuzuhören und müssen wiederholen was zu tun ist. Alle Arbeitsschritte werden ohne Unterbrechung durchgeführt. Alles findet möglichst in einer ruhigen Umgebung statt. Erfolgreich durchgeführte Aufgaben werden belohnt.
Sinnvoll ist, die Konzentrationsblockaden anzusprechen, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Ist zu vermuten, dass die Konzentrationsschwäche aus einer ungesunden Lebensführung entstand, könnte darauf verwiesen werden, wie wichtig die Arbeitskraft der Lehrlinge – nach der erfolgreich beendeten Lehrzeit – für den Betrieb ist. Unter Umständen ist es erforderlich, die Lehrlinge fachärztlich untersuchen zu lassen.
Ihr Ausbildungsberater Peter Braune
Peter Braune hat Farbenlithograph gelernt, war Ausbilder und bestand in dieser Zeit die Ausbildungsmeisterprüfung. Er wechselte als Ausbildungsberater zur Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Dort baute er dann den gewerblich-technischen Bereich im Bildungszentrum auf und leitete die Referate gewerblich-technischen Prüfungen sowie Ausbildungsberatung, zu der auch die Geschäftsführung vom Schlichtungsausschuss gehörte. Danach war er Referent für Sonderprojekte.