Neue Funktion "Status" heißt jetzt "Aktuelles": WhatsApp lässt Betriebe aufhorchen

WhatsApp krempelt seinen "Status"-Bereich um. Neben Neuigkeiten von Kontakten können Nutzer jetzt auch Updates von Kanälen sehen, denen sie folgen. Warum Handwerksbetriebe den neuen WhatsApp-Bereich "Aktuelles" im Blick behalten sollten.

Mit "WhatsApp-Kanäle" startet die Meta-Tochter einen neuen Broadcast-Dienst. Der "Status"-Bereich wurde dafür in "Aktuelles" umbenannt. - © picture alliance / NurPhoto | Jakub Porzycki

Die Meta-Tochter WhatsApp rollt in diesen Tagen Stück für Stück eine neue Funktion aus. Mit "WhatsApp-Kanäle" biete der Messengerdienst jetzt eine private Möglichkeit, Updates von Organisationen, Sportteams oder Kunstschaffenden zu erhalten, schreibt WhatsApp in einem Blogbeitrag. Aktuell werde das neue Feature in mehr als 150 Ländern eingeführt, darunter Deutschland.

WhatsApp: "Aktuelles" ersetzt "Status"

WhatsApp benennt hierfür seinen "Status"-Bereich in "Aktuelles" um. Hier bekommen Nutzer neben Status-Updates ihrer Kontakte jetzt auch Kanäle angezeigt, denen sie folgen können. Neuigkeiten von abonnierten Kanälen können in einem Chatfenster ohne Antwortmöglichkeit angesehen werden. Zur Auswahl stehen Prominente wie die US-Sängerin Olivia Rodrigo, Fußballclubs wie der FC Bayern oder Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation WHO. Auch Nachrichtenangebote wie die New York Times können abonniert werden.

Auffällig: Alle verfügbaren Kanäle tragen einen grünen Haken. Einen solchen erhalten derzeit nur ausgewählte Unternehmen, die auf die "WhatsApp Business Platform" zugreifen. Die kostenpflichtige Software richtet sich an mittlere und große Unternehmen, die ein hohes Kommunikationsaufkommen über den Messenger haben. Kleineren Unternehmen steht für die Kundenkommunikation die kostenlose WhatsApp Business App zur Verfügung.

WhatsApp: "Werden es für alle ermöglichen, einen Kanal zu erstellen"

Es ist zu erwarten, dass das Angebot an WhatsApp-Kanälen schnell wachsen wird. "In den kommenden Monaten werden wir es auch für alle ermöglichen, einen Kanal zu erstellen", kündigt der Messengerdienst in seinem Blog an. Ob und welche Voraussetzungen hierfür erfüllt sein müssen, bleibt vorerst unklar. Im Hilfebereich heißt es, Interessierte könnten sich auf eine Warteliste setzen lassen.

Digital-affine Handwerksbetriebe dürften die Entwicklung jedenfalls mit Spannung verfolgen, meint WhatsApp-Experte Michael Elbs. Der gelernte Schreinermeister unterstützt Betriebe bei der Umsetzung digitaler Strategien. "Schon vorher war der Status-Bereich ein Ort, an dem Handwerksbetriebe smart und aufmerksamkeitsstark für sich und ihre Produkte oder Dienstleistungen werben konnten", sagt er. Mit "WhatsApp-Kanäle" wächst der Spielraum weiter. Friseursalons könnten ihre Abonnenten beispielsweise auf kurzfristig frei gewordene Termine hinweisen, Metzgereien über das aktuelle Wochenangebot oder offene Jobangebote informieren.

WhatsApp Aktuelles Screenshot Status
Unter den Status-Updates von Kontakten werden in WhatsApp jetzt auch Nachrichten von Kanälen angezeigt, die zuvor abonniert wurden. - © Screenshot WhatsApp / DHZ

WhatsApp-Kanäle sollen "bestmögliche Privatsphäre" bieten

Die spannendste Frage wird sein, wie die Datenschutzbehörden diese neue Funktion bewerten werden. WhatsApp selbst gibt an, sich bei der Entwicklung des Broadcast-Dienstes zum Ziel gesetzt zu haben, die "bestmögliche Privatsphäre" zu bieten. "Mit unserem Datenschutzkonzept können Benutzer*innen Kanäle abonnieren, ohne ihre Telefonnummern mit neuen Personen teilen zu müssen, die sich nicht ihren Kontakten befinden", so der Messengerdienst. Für andere sei nicht ersichtlich, wem ein Nutzer folgt, sie können auch nicht über einen Kanal kontaktiert werden. Auch Inhaber von Kanälen müssen weder Telefonnummer noch Profilbild mit ihren Abonnenten teilen. "Damit könnte es WhatsApp gelingen, das Kernproblem aus datenschutzrechtlicher Sicht auszuräumen und eine DSGVO-konforme Nutzung für Unternehmen zu ermöglichen", sagt WhatsApp-Experte Elbs.  

Für Unternehmen bewertet er den neuen WhatsApp-Bereich "Aktuelles" als unaufdringliches, aber auffälliges Marketinginstrument. WhatsApp-Nutzer müssen sich aktiv für ein Abonnement entscheiden. Auch Benachrichtigungen erhalten sie nur, wenn sie die Voreinstellung ändern. Ein Wermutstropfen könnte sein, dass die Kommunikation in Kanälen nur einseitig möglich ist: Kanalinhaber senden, Abonnenten empfangen und haben lediglich die Möglichkeit, mit Emojis auf Nachrichten, Bilder oder Videos zu reagieren.

WhatsApp: Unangefochtene Nummer 1, aber datenschutzrechtlich heikel

In Deutschland nutzen laut ARD/ZDF-Onlinestudie 72 Prozent der Personen ab 14 Jahren täglich einen oder mehrere Messenger. Unangefochtener Spitzenreiter ist WhatsApp mit 68 Prozent täglicher Nutzung – vor Telegram und Signal mit jeweils fünf Prozent. Datenschutzrechtlich heikel ist die Nutzung von WhatsApp im nicht-privaten Bereich. Wer den Messenger installiert, willigt ein, dass WhatsApp Zugriff auf das Adressbuch erhält. Damit geben Unternehmen Daten von Mitarbeitern, Kunden oder Geschäftspartnern weiter, obwohl diese damit unter Umständen gar nicht einverstanden sind.

Um den Datenschutz zu verbessern, haben Unternehmen verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel können sie ein Gerät verwenden, auf dem nur Kontakte gespeichert sind, die WhatsApp nutzen. Als einzige vollständig DSGVO-konforme Lösung nennt "Digital.Sicher.NRW" jedoch die "WhatsApp Business Platform". Hier wird keine App auf dem Smartphone installiert, sondern es muss eine kostenpflichtige Lösung eines Drittanbieters erworben werden. "Die tatsächliche Konformität mit dem Datenschutz ist hier allerdings abhängig von der Erfüllung der Datenschutzregelungen durch die Drittanbieter sowie die Implementierung der Lösung im eigenen Unternehmen", so das vom Land Nordrhein-Westfalen eingerichtete Kompetenzzentrum für Cybersicherheit in der Wirtschaft.