Der batterie-elektrische Antrieb stößt bei weiten Strecken und schweren Lasten an seine Grenze. Die Brennstoffzelle bietet sich als Alternative an.

Immer mehr Hersteller treiben die Entwicklung von Wasserstofftransportern voran. Denn bei weiten Strecken und schweren Lasten kommt der batterie-elektrische Antrieb an seine Grenze. Auf der IAA Transportation vom 20. bis 25. September 2022 in Hannover stellen mehrere Aussteller ihre Prototypen vor.
So können die Besucher zwei Testfahrzeuge, mit denen Bosch schon fleißig Daten im realen Fahrbetrieb sammelt, in Aktion erleben. Für den Probebetrieb wurden zwei am Markt verfügbare Elektro-Transporter mit einer Brennstoffzelle, fünf Speichertanks für insgesamt zehn Kilogramm Wasserstoff und einer kleinen Batterie ausgerüstet. Sie sollen die ursprüngliche Batterie als Energiequelle für den Elektromotor ersetzen. Vorteil gegenüber dem reinen Elektroantrieb: Große Reichweite bei kurzer Tankzeit. Dieses Ziel verfolgt das Projekt, für das Bosch mit dem Kemptener Umrüster Abt e-Line kooperiert.
Volltanken in sechs Minuten
Und erste Ergebnisse aus der Testphase scheinen den Partnern Recht zu geben. Selbst im beladenen Zustand schaffen die Fahrzeuge eine Strecke von 540 Kilometern. Nach nur sechs Minuten sind sie wieder vollgetankt, wie Bosch im Vorfeld der IAA mitteilte.
Für das Brennstoffzellensystem konnten die Entwickler fast durchweg auf Bauteile von Bosch zurückgreifen, die teilweise schon in Serie sind. "Die größte Herausforderung war es, unsere Komponenten im vorhandenen Bauraum unterzubringen", sagt Uwe Gackstatter, der bei Bosch den Bereich Powertrain Solutions leitet. Nachdem Abt die Kühlung, die Fahrzeugsteuerung und das elektrische Bordnetz angepasst hatte, bekamen die beiden 3,5-Tonner schließlich die Straßenzulassung. Über eine Cloudanbindung liefern die Testtransporter nun wertvolle Daten in Echtzeit auf die Rechner der Ingenieure und ergänzen damit die Messwerte von den Prüfständen.
Iveco und Hyundai stellen eDaily FCEV vor

Mit Iveco und Hyundai verfolgen zwei weitere Unternehmen eine gemeinsame Strategie bei der Entwicklung eines Wasserstofftransporters. Das erste Ergebnis steht fahrbereit auf der IAA: der eDaily FCEV. Zu dem Prototyp steuerte Iveco das Fahrzeug bei, während die Brennstoffzelle von Hyundai stammt.
Die Technologie der Südkoreaner habe sich im Schwerlastverkehr bereits bewährt. Laut Hyundai hätten Lkws in der Schweiz damit schon mehr als 4,5 Millionen Kilometer zurückgelegt. Nun soll das System auch im Großtransporter von Iveco Einzug halten. Bei Testfahrten habe der eDaily FCEV mit 7,2 Tonnen Gesamtgewicht und einer Nutzlast von drei Tonnen eine Reichweite von 350 Kilometer geschafft, ehe ein 15-minütiger Tankstopp nötig war. Die sechs Wasserstofftanks verfügen über eine Speicherkapazität von zwölf Kilogramm.
Bis Ende 2023 planen die Partner nun eine Kleinserie von FCEV-Transportern, die zur weiteren Erprobung bei ausgewählten Kunden zum Einsatz kommen sollen.
Damit sich die Brennstoffzellentechnologie durchsetzen kann, müssen laut Uwe Gackstatter aber von Industrie und Politik noch einige Hürden aus dem Weg geräumt werden. Der Aufbau der nötigen Tank-Infrastruktur sowie die Produktion von größeren Mengen grünen Wasserstoffs könne nur gemeinsam gelöst werden, so der Bosch-Manager.