Kolumne Warum eine gute Rechtschreibung die Basis jeder Ausbildung ist

Ausbildungsberater Peter Braune hat sich umgesehen und umgehört, wie wichtig heutzutage eine gute Rechtschreibung und Grammatik sind. Er erklärt, worauf Ausbilder Wert legen sollten.

Rechtschreibung
Eine gute Rechtschreibung sollte man schon vor der Berufsausbildung gelehrt bekommen. Trotzdem sollten auch Ausbilder darauf achten. - © photophonie - stock.adobe.com

Ausbildungsberufe sind unterschiedlich und damit auch die Anforderungen, die von ihnen gestellt werden. Überall gleichermaßen gefragt ist jedoch eine Reihe von Kenntnissen und Fähigkeiten, Grundhaltungen und Einstellungen, die für Arbeit und Beruf unverzichtbar sind. Für die Unternehmen ist es wichtig, dass Elternhaus und Schule eine stabile Grundlage geschaffen haben, auf der die Ausbildung ohne größere Probleme aufbauen kann.

Eine der Erwartungen dreht sich um die sprachlichen Fähigkeiten. Einfache Sachverhalte sollen aufgenommen und in Wort und Schrift wiedergeben werden. Eine klare Sprache und verständliche Formulierungen sind gefragt. Schließlich gilt es, eigentlich ganz selbstverständlich, die einfachen Texte fehlerfrei schreiben, es geht also um die Rechtschreibung und Grammatik.

Rechtschreibung: Ein Blick in Speisekarten

Dem Thema wollte ich einmal etwas mehr Zeit widmen. Meine Zielgruppe sollte aber nicht die Meisterinnen und Meister im Handwerk sein. Ich dachte mir, dass es nichts schaden kann, einmal zu anderen Gewerken zu schauen. Daher nahm ich mir im Verlauf der letzten Monate vor, Speisekarten einmal ganz genau zu lesen. Da mischt sich mancher Rechtschreibfehler unter die angebotenen Köstlichkeiten. Wobei ich zugeben muss, selbst nicht immer fehlerfrei zu sein.

In den Speisekarten ist aufgefallen, dass Regeln bezüglich der Rechtschreibung oft ignoriert werden. Schon die Schreibweise ist ein ewiges Thema. Wird als Überschrift das Wort Speisekarte oder Speisenkarte verwendet. Es könnte die Speisekarte sein, wie der Speisesaal oder die Speisekartoffel. Da aber in der Regel mehr als eine Speise angeboten wird, deutet vieles auf die Speisenkarte hin. Der gegoogelte Duden bestätigt diesen Verdacht.

Beispiele aus der Praxis: Hier mangelt es an Rechtschreibung

In einem norddeutschen Ratskeller gibt es eine halbe Ente. In der Klammer dahinter wird der Apfelkompott extra gerreicht. Zu Ratskellermeisters Filet-Pfanne gibt es Leipziger Allerlei und Speckbohnenkartoffel. Die schlechte Ernte wirkt sich halt aus.

Im Kölner Raum hat man sich vielleicht vom Nachbarn inspirieren lassen und schrieb: Feinschmeckerspiesse, Salate und Dipp Soßen. Es ist gut gedacht, wenn die Beschreibung nicht zu knapp ausfällt, aber die Angebote: Geräucherte Seranolachsröllchen mit Zitronenpfeffer-Sauerrahm, Kraftbrühe von der Maispularde oder poschiertes Kalbsfilet, mit frischem Meerettich und Kartoffel in Petersiliebutter lassen unter Umständen auch auf die Fähigkeiten der Küchenbrigade schließen.

Eine gästeorientierte Idee sind Kindergerichte, auch wenn die oft noch nicht lesen können. Pommes mit Mayo ist aber trotzdem falsch geschrieben. In der Regionalküche spiegeln sich die Essgewohnheiten der Bevölkerung, die Einheimischen kennen aber sicher keine Schufnudeln oder keinen Labskau. Etwas übertrieben sind die Bezeichnungen Mastpoularde und Edellachs. Gerne werden die Anführungszeichen als Verzierungen verwendet, wie bei "Maria’s Calzone". Schlimm sind auch die denglischen Varianten. Da wird der Karpfen als Carpe angeboten. Carpe diem, nach dem Verzehr bleibt noch wenig Zeit.

Sofern die Kochsprache Anwendung findet, sollte das Personal in der Lage sein, die Nachfragen der Gäste direkt und zufriedenstellend zu beantworten. Denn er oder sie soll erfahren, dass es sich bei der englisch-italienischen Liaison "la salt in bocca" um einen Seeteufel handelt der Salz im Mund hat.

Rechtschreibung: Schon in der Grundschule zu wenig Bedeutung

Eine Ursache dieser Rechtschreibmängel könnte sein, dass die Kinder schon in der Grundschule nicht lernen richtig zu schreiben. Nach der inzwischen verstorbenen Ganzheitsmethode haben Reformpädagogen jetzt neue und kuriose Thesen zum Schriftspracherwerb entwickelt. Die Geschädigten lernen nach der Methode Lesen durch Schreiben. Die Lehrerinnen, Lehrer und Eltern dürfen Fehler nicht korrigieren. Bei den Kindern entsteht sonst ein seelischer Schaden und sie werden demotiviert.

Auf jeden Fall wären die gesammelten Fälle durch eine qualitativ gute Berufsausbildung zu vermeiden, denn ein guter und gästeorientierter Service besteht aus der Summe vieler Details. Dafür müssten die Ausbilderinnen und Ausbilder ihren Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr nur ganz wenige Lernziele vermitteln. Ähnliche gilt übrigens auch für alle die im Handwerk die Verantwortung für eine gute Berufsausbildung übernommen haben.

Peter Braune hat Farbenlithograph gelernt, war Ausbilder und bestand in dieser Zeit die Ausbildungsmeisterprüfung. Er wechselte als Ausbildungsberater zur Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Dort baute er dann den gewerblich-technischen Bereich im Bildungszentrum auf und leitete die Referate gewerblich-technischen Prüfungen sowie Ausbildungsberatung, zu der auch die Geschäftsführung vom Schlichtungsausschuss gehörte. Danach war er Referent für Sonderprojekte.