Bundesfreiwilligendienst Vorstoß: Freiwilliges Jahr im Handwerk für mehr Fachkräfte

Neues ausprobieren und sich dabei für das Gemeinwohl engagieren: Diese Grundidee steckt hinter dem Bundesfreiwilligendienst. Politiker und Handwerksverband fordern, den Freiwilligendienst auch auf Gewerke des Handwerks auszuweiten.

Rund 250.000 Fachkräfte fehlen im Handwerk. Zudem blieben zuletzt 19.000 Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt. - © wjarek - stock.adobe.com

Alexander Engelhard ist gelernter Müller und einer von 32 Abgeordneten im Deutschen Bundestag, die einen Bezug zum Handwerk haben. Für eines der drängendsten Probleme der Branche hat der CSU-Politiker nun einen Vorschlag. Rund 250.000 Fachkräfte fehlen im Handwerk – Tendenz steigend. Um mehr junge Menschen für eine handwerkliche Ausbildung zu begeistern, spricht sich Engelhardt für ein freiwilliges Handwerker-Jahr aus. Jugendliche und junge Erwachsene könnten direkt nach der Schulzeit ein freiwilliges soziales Jahr im Handwerk beginnen. Dieses sollte ohne Zeitverlust an eine etwaige spätere Lehre angerechnet werden können.

"Das freiwillige Jahr im Handwerk ist ein Dienst an der Gesellschaft: Der Beitrag zur Energiewende, Wohnungsbau und Lebensmittelversorgung ist immens", sagte der 49-Jährige der Bild-Zeitung. Zuspruch erhält er unter anderem von seinem Handwerkskollegen Manfred Todtenhausen, Elektromeister und Abgeordneter der FDP. "Das freiwillige Jahr im Handwerk ist eine hervorragende Idee, um junge Menschen für die Arbeit zu begeistern. Es sollte dabei dem Bundesfreiwilligendienst gleichgesetzt werden", sagte er der Bild.

Bundesfreiwilligendienst in der Denkmalpflege bereits heute möglich

Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) findet Gefallen an der Idee. Der Bundesfreiwilligendienst nehme eine wichtige Rolle bei der Interessenfindung und beruflichen Weichenstellung junger Menschen ein. "Wir als Handwerk sehen hier große Potenziale, während eines solchen Freiwilligenjahres die Berufsorientierung gemeinsam voranzubringen", so Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. Bereits jetzt gebe es beim Freiwilligendienst viele Anknüpfungspunkte für das Handwerk, so etwa in der Denkmalpflege.

Freiwillige engagieren sich sechs bis 18 Monate für das Gemeinwohl

Der Bundesfreiwilligendienst kann unabhängig von Alter und Nationalität angetreten werden. Einzige Voraussetzung: die Vollzeitschulpflicht muss erfüllt sein. Er wurde im Jahr 2011 als Reaktion auf die Aussetzung der Wehrpflicht und damit auch des Zivildienstes geschaffen. Pro Jahr leisten rund 40.000 junge Menschen ihren sechs- bis 18-monatigen Dienst in gemeinwohlorientierten anerkannten Einsatzstellen. Über die Anerkennung als solche befindet das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA). Für ihre Arbeit erhalten die Freiwilligen ein Taschengeld von maximal 423 Euro monatlich.

"Wenn es gelingen würde, junge Menschen über ein solches Freiwilligenjahr für eine handwerkliche Ausbildung zu begeistern, wäre das ein wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung, die in unser aller Interesse liegt", so Wollseifer. Denn: Die Klima-, Energie- und Verkehrswende könne nur dann gelingen, wenn es genügend qualifizierte Handwerker gibt. fre