Kai Küfner backt Nussecken – fast ausschließlich Nussecken in verschiedensten Sorten. Der Bäckermeister aus Nürnberg verkauft diese aber nicht in einem klassischen Ladengeschäft, sondern über den Großhandel an Unverpackt-Läden in ganz Deutschland. Auch bei den Zutaten, die er für die Nussecken braucht, setzt er auf Zero Waste.

Man könnte sie auch als erstes nachhaltig, handwerklich, biologisch und unverpackt gebackenes Snickers bezeichnen – die Nussecke von Bäckermeister Kai Küfner mit der alles anfing. Es war die Sorte mit Erdnüssen. Heute reiht sie sich mit dem Namen "Erdnuss-Salz-Karamell" in ein Sortiment aus 13 verschiedenen Nussecken ein. Diese verkauft Küfner hauptsächlich an Unverpackt-Läden.
Noch vor ein paar Jahren waren Nussecken allerdings nicht das, was Kai Küfner gerne backte – geschweige denn aß. "Nicht saftig genug" war ihm das Gebäck. Es hatte für ihn wenig Charme oder gar die Aussicht, sich gut zu verkaufen. Doch dann entdeckte er die Erdnüsse. Frische Erdnüsse direkt aus Tansania und direkt dort verbacken. Vier Jahre verbrachte der Bäckermeister aus Nürnberg in dem ostafrikanischen Land und arbeitet dort in einem kirchlichen Projekt mit, das jungen Menschen mit Behinderung eine Ausbildung ermöglicht. Die ersten Nussecken entstanden im Rahmen dieser Entwicklungszusammenarbeit und sie fanden reißendem Absatz.
Unverpackte Nussecken: Bäcker setzt auf Mehrwegboxen
Als Küfner dann zurück in Deutschland war, wollte er testen, ob die Nussecken auch hier gut ankommen. Wichtig war ihm dabei, dass das Handgemachte sichtbar ist, dass gute Zutaten in den Nussecken stecken und dass er mit seinem scheinbaren Nischenprodukt dennoch Käufer erreicht, die dies wertschätzen. "Ich habe ja keine Bäckerei im klassischen Sinne und ich wollte dennoch davon leben können, ausschließlich Nussecken zu backen", erzählt Küfner, der mittlerweile der Chef mehrerer Teilzeit- und einer Vollzeitkraft ist, da er alleine die Nachfrage nicht stemmen konnte.
So setzt er auch daran, Kundenbedürfnisse zu bedienen wie vegane Varianten der Nussecken anzubieten, Bio-Zutaten zu wählen und auch die Nussecken – wenn möglich – ohne Einwegverpackung zu verkaufen. Von "Trends" möchte der Bäckermeister allerdings nicht sprechen, denn 100 Prozent bio produziert er von Anfang an. Er verkauft seine Nussecken heute online und über einen Automaten vor der Backstube. Sein Hauptabsatz läuft aber über rund 150 Unverpackt-Läden in Deutschland, die Küfner mit Nussecken versorgt. Er liefert sie in Mehrwegboxen aus bzw. lässt er sie liefern.
Das übernimmt nämlich der Unverpackt-Großhändler Bananeira für ihn bzw. gehen die Nussecken mit den Speditionen auf Tour, die die Unverpacktläden sowieso anfahren. Kai Küfners Backstube befindet sich in Nürnberg, der Großhändler in Erlangen und damit gleich nebenan. Die Fahrer von Bananeira fahren die Unverpackt-Läden so oder so an und nehmen dann auch die Nussecken mit. Auf dem Rückweg kommen dann die Mehrwegboxen leer wieder zurück zu Kai Küfner. "Manche Läden sammeln sie auch und schicken sie dann in großer Zahl per Post zu uns", sagt der Bäckermeister, der für die Boxen kein Pfand verlangt. "Das machen wir auf Vertrauensbasis und bisher hat es gut geklappt."
Unverpackt-Läden
Über 70 Kilogramm Verpackungsmüll wirft jeder von uns im Schnitt pro Jahr in den gelben Sack. Das ist viel und wird immer mehr. Stoppen soll den Anstieg unter anderem das neue Verpackungsgesetz. Es verbietet bestimmte Formen der Einwegverpackung und verpflichtet Hersteller und Händler zu Mehrweg-Alternativen. In der Diskussion stehen außerdem Bio-Kunststoffe und Verpackungen aus kompostierbarem Material. Dabei ist die nachhaltigste Verpackung wohl immer noch die, die gar nicht erst in den Umlauf kommt.
Das erkennen auch immer mehr Menschen und kaufen in Unverpackt-Läden ein. Hier heißt es auswählen, abfüllen und abwiegen und das einfach in eigene, mitgebrachte Gläser, Dosen oder Mehrwegboxen. Die Behälter werden vor dem Befüllen gewogen und ihr Gewicht wird dann später abgezogen vom Gesamtgewicht. Unverpackt-Läden gibt es mittlerweile nicht mehr nur in Großstädten. Die Zahl wächst in den vergangenen Jahren stetig und die Kunden bekommen in den Läden ein breites Sortiment an Lebensmitteln – ohne Kunststoffverpackungen und oftmals sogar ganz ohne Verpackung. Organisiert ist die sogenannte Zero-Waste-Bewegung im Verband der Unverpackt-Läden, Meister Küfner ist Fördermitglied bei Unverpackt e.V. Infos zu den Unverpackt-Läden in Deutschland gibt es unter unverpackt-verband.de.
Zwar beliefern auch viele andere Bäckereien die Unverpackt-Läden mit Brot, Brötchen und anderen Backwaren und verzichten dabei auf unnötige Umverpackungen. Gerade beim Brot ist das unkompliziert umsetzbar. Doch derart Besonderes wie die Nussecken von Kai Küfner – der Firmenname seiner Nusseckenmanufaktur lautet Meister Küfner – in vielen verschiedenen Sorten und als Bio-Produkt bekommen sie nicht überall. So hat der Nürnberger Bäckermeister in der Zero-Waste-Szene mittlerweile eine Bekanntheit erreicht.
Unverpackt vom Bäcker: Der Nussecken-Automat
Der Verzicht auf Verpackung ist Küfner aber nicht nur beim Ausliefern der Nussecken wichtig. Auch beim Einkauf seiner eigenen Zutaten achtet er darauf, möglichst wenig Verpackungsmüll zu erzeugen. Er kauft selbst bei Bananeira ein. "Außerdem ist es natürlich immer sparsamer in Großpackungen zu kaufen, also Mehl in Säcken und Schokolade im 10-kg-Block", sagt er. Neben dem Vertrieb per Großhändler verkauft Küfner seine Nussecken – sowie mittlerweile auch Mozartkugeln und zu Weihnachten Lebkuchen – auch am Fenster der Backstube – "wenn aus der Nachbarschaft jemand klopft und ein paar kaufen möchte" – und in einem Automaten vor der Backstube. Auch darin liegen die Nussecken in kleinen Mehrwegboxen.
Nussecke im Test
Im Unverpacktladen "Füllstation" in Biberach an der Riss habe ich sie entdeckt – die Nussecken von Meister Küfner in der Sorte "Erdnuss-Salz-Karamell". Das Snickers unter den Nussecken macht seinem Namen alle Ehre:
Die Schokolade knackt beim Reinbeißen, dann kommen die Erdnüsse geschmacklich voll durch und es wird süß mit Karamell und Keks. Auf den ersten Blick dachte ich "die ist aber klein" wie sie da so auf einem Teller lage neben anderen Nussecken – zwischen der Brownie-Variante und einer mit weißer Schokolade. Nach dem Genuss wusste ich, warum sie genau diese Größe hat. Denn die kleine Ecke mit den vielen Nüssen hat es echt in sich. Lecker.