Vom Forstwirt zum Fleischer Spitzname "Wurscht": Mit über 30 Jahren nochmal Metzger-Azubi

Fabian Walther hatte schon immer ein Faible für Wurst. Deshalb auch der Spitzname "Wurscht". Seit August ist er Azubi in der Familienfleischerei. Die späte Entscheidung hat auch mit dem Rat seines Vaters zu tun. 

Fabian Walther in der Fleischerei
Anfang August hat Fabian Walther aus dem Bad Liebensteiner Ortsteil Steinbach eine Ausbildung zum Fleischer begonnen. - © HWK Erfurt/Susann Eberlein

So gut wie alle nennen ihn "Wurscht". Seit Kindesbeinen ist das der Spitzname von Fabian Walther. "Es heißt aber 'Der Wurscht' und nicht 'die'", betont der 32-Jährige aus Steinbach im Wartburgkreis mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Sein älterer Bruder habe ihn schon in jungen Jahren so gerufen. Weil er an keinem Bratwurststand vorbeigehen konnte.

Neuer Lebensabschnitt

Noch heute greift Fabian Walther gerne zu Fleisch und Wurst. Seit Anfang August sogar beruflich. Mit 32 Jahren hat er eine duale Berufsausbildung zum Fleischer – und damit einen neuen Lebensabschnitt – begonnen. "Ich stehe zu 100 Prozent hinter dieser Entscheidung. Ich mache es, weil ich es machen will und nicht, weil ich es muss", sagt er. Den theoretischen Teil der Ausbildung absolviert er in der Berufsschule Zella-Mehlis, die überbetrieblichen Lehrlingsunterweisungen im BTZ Rohr, den praktischen Teil in der Familienfleischerei in Steinbach, die er in einigen Jahren übernehmen möchte.

Erster Schritt zur Selbstständigkeit

Fabian Walther ist gelernter Forstwirt. Seit 2017 war er im Bauhof der Stadt Bad Liebenstein angestellt und unter anderem als Rettungsschwimmer im Einsatz. Jetzt wagt er den Schritt aus dem vermeintlich sicheren öffentlichen Dienst in die für die Zukunft angepeilte Selbstständigkeit. "Ich hatte schon nach der Schule den Plan, Fleischer zu werden. Damals hat mir mein Vater aber geraten, erst einmal etwas anderes zu machen, mir mein Geld außerhalb der Fleischerei zu verdienen und mir die Welt anzugucken."

Tradition erhalten

Nächstes Jahr feiert Vater Thomas seinen 60. Geburtstag. "Wenn er in Rente geht, möchte ich den Betrieb weiterführen. Ich möchte die Tradition erhalten, das Haus erhalten. Weil es schon immer so gewesen ist", sagt Fabian Walther. Die Fleischerei blickt auf eine lange, bewegte Geschichte. Als erster der Familie hatte sich sein Uropa Karl Walther für das traditionelle Handwerk entschieden. 1924 hielt er den Meisterbrief in den Händen und arbeitete in der damaligen Gaststätte, einem Gebäude der Vereinsbrauerei Bad Salzungen in Steinbach. Nachdem er beides 1930 kaufte, trägt die Fleischerei den Namen Walther. Nach Uropa Karl war Opa Fritz Walther am Werk, bis er den Betrieb in die Hände von Thomas Walther gab.

Verkürzte Ausbildung und Meistertitel

Weil Fabian Walther bereits eine Ausbildung absolviert und Berufsjahre gesammelt hat, kann er seine Fleischer-Lehre auf zwei Jahre verkürzen. Danach strebt er den Meistertitel an, der Pflicht ist, um den Betrieb führen und Lehrlinge ausbilden zu dürfen. Mit dem Ausbilderschein hat er einen von den vier Teilen der Meisterprüfung sogar schon in der Tasche.

Klasse statt Masse

Seit Frühjahr hat er sich in den Betrieb eingearbeitet. "Ich habe zwar schon immer im Partyservice mitgeholfen, aber nicht in der Produktion. Deswegen lerne ich gerade jeden Tag neue Dinge, um aus einem Stück Fleisch ein fertiges Produkt zu machen", sagt der 32-Jährige. In der Fleischerei Walther werden hauptsächlich Schwein und Rind verarbeitet. Vater Thomas Walther setzt auf traditionelles Handwerk, auf Klasse statt Masse. "Der Zeitgeist und auch die Politik bestimmen das Angebot", weiß er aus vielen Berufsjahren. Aktuell sei zu spüren, dass vor allem die jüngere Generation weniger Fleisch kaufe, dafür aber auf gute Qualität achte.

Offen für neue Trends

Trotz der Tradition sei Fabian Walther offen für neue Trends. Und auch offen für die fünfte Generation in der Fleischerei, wenngleich sein Sohn erst wenige Monate alt ist? Noch kann Hugo weder sprechen noch laufen noch ein Stück Wurst essen, der Blick in die Zukunft fällt also schwer. "Ich glaube, ich werde ihm irgendwann den gleichen Rat geben, wie ihn mir mein Vater gegeben hat."