Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband rechnet mit einer weniger harten Rezession als zunächst angenommen. Eine Insolvenzwelle sei derzeit nicht zu beobachten. Das Hauptproblem in diesem Jahr bleibe die hohe Inflation.

Deutschland wird nach Einschätzung der Sparkassen-Finanzgruppe die Rezession schneller durchlaufen als bisher erwartet: "Eine Rezession wird die Deutsche Wirtschaft voraussichtlich nicht so hart treffen wie noch im vergangenen Herbst befürchtet", sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes Helmut Schleweis. Insgesamt erwarte die Finanzgruppe beim Bruttoinlandsprodukt nach einem Plus von 1,9 Prozent im Vorjahr ein Minus von 0,8 Prozent in diesem Jahr. Für 2024 prognostizieren die Chefsvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe ein Plus von 1,3 Prozent.
Schleweis: Unternehmen sind robust aufgestellt
Wie Schleweis weiter sagte, sind die deutschen Unternehmen, der Mittelstand robust aufgestellt. "Wir sehen zur Zeit auch keine Insolvenzwelle", betonte er. Die Ertragslage sei im Durchschnitt gut und die Auftragsbücher gefüllt. "Viele Faktoren sprechen dafür, dass wir gut durch den Winter kommen", fügte er hinzu. Dennoch müsse man vorsichtig sein.
Teuerungsrate könnte sich erst 2024 deutlich abflachen
Eines der Hauptprobleme bleibt nach Einschätzung des Sparkassenpräsidenten die hohe Inflation: "Wir werden auch in diesem Jahr mit hohen Teuerungsraten rechnen müssen, die sich erst 2024 abflachen werden", sagte Schleweis. Für dieses Jahr rechneten die Chefvolkswirte mit einem Jahresdurchschnitt von acht Prozent und im kommenden Jahr mit 3,5 Prozent. In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres könnte die Inflationsrate sogar noch zweistellig werden bevor die Gas-und Strompreisbremse im März greift, sagte Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Dann aber könnte die Inflation sogar schneller als erwartet zurückgehen, betonte er.
Schleweis: Inflationsbekämpfung muss weiter gehen
Als Voraussetzung für den Rückgang nennt Schleweis, dass die Europäische Zentralbank ihren "begonnen Kurs der Zinswende fortführen muss". Die ganze Volkswirtschaft leide jetzt darunter, dass die Zinswende zu spät eingeleitet worden sei. Gleichwohl gebe es keine Alternative zur geldpolitischen Wende, betonte auch Kater. Eine hohe Inflation sei nicht nur unsozial, damit werde auch Geldvermögen entwertet. Auch führe eine hohe Preissteigerung zu Planungsunsicherheit, wie es zuletzt im Baubereich deutlich zu spüren gewesen sei. Und nicht zuletzt verstärke sich die Inflation durch höhere Lohnanpassungen weiter.