Fachkräftegipfel So will die Ampel den Fachkräftemangel bekämpfen

Mit vereinten Kräften will die Ampel dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Das Handwerk vermisst einen klaren Kompass.

Arbeitsminister Hubertus Heil, Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Wirtschaftsminister Robert Habeck verkünden in Berlin die Ergebnisse des Fachkräftegipfels. - © picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Die Bundesregierung will mit einem Bündel von Maßnahmen dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenwirken. "Fachkräftesicherung ist neben der Frage der Modernisierung unserer Energieversorgung und neben der Digitalisierung die entscheidende Frage für Wohlstandssicherung in diesem Land", sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nach einem gemeinsamen Fachkräftegipfel mit Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger (FDP), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und den Spitzen von Verbänden und Gewerkschaften sowie der Bundesagentur für Arbeit. Die Strategie solle noch im Herbst dem Kabinett zur Entscheidung vorgelegt werden.

Aus- und Weiterbildung soll gestärkt werden

Damit der Fachkräftemangel nicht immer mehr zur Wachstumsbremse werde, wolle die Regierung die Aus- und Weiterbildung stärken, dies gelte insbesondere für die duale Ausbildung, sagte Heil. Deshalb brauche es auch an allen Schulen eine bessere Berufsorientierung. "Kein junger Mensch sollte nach der Schule ins Nichts fallen", sagte er. Auch gebe es in Deutschland immer noch 1,3 Millionen Menschen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren ohne jegliche Ausbildung. Wie Heil weiter sagte, fordert die Transformation der Wirtschaft verstärkte Anstrengungen in der Weiterbildung. So sollen etwa ein Qualifizierungsgeld und eine Bildungszeit eingeführt werden, teilte er weiter mit. Auch sollen Berufsabschlüsse leichter nachgeholt werden können.

Modernes Einwanderungsrecht soll bald kommen

Darüber hinaus werde es nach Einschätzung Heils nicht ohne zusätzliche Zuwanderung aus dem Ausland gehen. Die Bundesregierung arbeite mit Hochdruck an einem modernen Einwanderungsrecht, das noch dieses Jahr ins Kabinett soll. Auf der Grundlage eines jährlich festzulegenden Kontingents sollen dann Arbeitssuchende aus Drittstaaten außerhalb der Europäischen Union (EU) nach Deutschland kommen können, wenn drei von vier Kriterien erfüllt seien. Als Kriterien nannte er eine Ausbildung, Berufserfahrung, Sprachkenntnisse und ein bestimmtes Alter.

Stark-Watzinger will Lernorte der beruflichen Bildung stärken

Ein wichtiger Baustein der Fachkräftestrategie ist nach den Worten von Stark-Watzinger (FDP) eine "Exzellenzinitiative Berufliche Bildung". Man wolle die berufliche Bildung ausbauen und insbesondere die Gymnasien stärker einbeziehen. Daneben wolle man die Lernorte für berufliche Bildung exzellent aufstellen. Auch wolle man mit dem Aufstiegs-Bafög die Chancen für berufliches Weiterkommen verbessern. Zudem sollen mit einer beruflichen Begabtenförderung besondere Talente stärker als bisher gefördert werden. Verbessert werden sollen außerdem die Verfahren zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse.

Bundeswirtschaftsminister Habeck verwies auf den Handlungsdruck: "Unsere Wirtschaft braucht dringend Fachkräfte", sagte er. "Wir müssen gemeinsam mit der Wirtschaft, den Gewerkschaften und der Politik daran arbeiten, dass wir alle Fachkräftepotenziale nutzen und fördern – die inländischen wie die ausländischen", fügte er hinzu.

Handwerk fordert längerfristige Strategie

Dem Handwerk genügt das vorgelegte Bündel an Maßnahmen nicht. Für eine Fachkräftestrategie reiche eine bloße Sammlung von Einzelprojekten, wie mit dem Strategiepapier jetzt vorgelegt, nicht aus. "Es fehlt der Kompass", sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer im Vorfeld des Fachkräftegipfels. Es fehle ein überzeugender gesamtstrategischer Ansatz. Vor allem fehle im bisherigen Strategiepapier ein deutliches Plädoyer für eine Förderung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung, kritisierte er. Auch müssten die Potenziale der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte – gerade für kleine und mittlere Betriebe – noch stärker betont werden. Daneben ist nach Einschätzung des ZDH das vorrangig unter sozialpolitischen Gesichtspunkten diskutierte Instrument der Ausbildungsgarantie nicht geeignet, das fundamentale Problem einer sinkenden Zahl von Ausbildungsplatzbewerbern zu beheben.