Um Nachwuchs zu gewinnen, sollten Handwerksbetriebe herausstellen, warum es sich lohnt, gerade in ihrem Unternehmen eine Ausbildung zu beginnen. Dabei hilft es, eine sogenannte Arbeitgebermarke aufzubauen – auch Employer Brand genannt. Ausbildungsberater Peter Braune erklärt, was dazu nötig ist und gibt Ausbildungsbetrieben eine Checkliste an die Hand.

Ein Meister betreibt seit vielen Jahren ein Fliesenlegergeschäft. Aufträge hat er reichlich. Was ihm fehlt sind arbeitswillige Fachkräfte. Der Versuch, den nötigen Nachwuchs selbst auszubilden, scheitert an fehlenden Bewerbungen für diesen kreativen Beruf, bei dem auch manchmal in den Dreck gegriffen werden muss. Es ist offenbar schicker, Medien zu gestalten oder angenehmer, wenn Mann oder Frau sich im Büro die Hände nicht schmutzig machen.
Der Meister informiert sich regelmäßig über aktuelle Entwicklungen. Denn er meint, in leichter Abwandlung eines Zitates von Nelson Mandela, Bildung ist die mächtigste Waffe, die man verwenden kann, um etwas zu verändern.
Was ist eine Employer Brand?
So fand er eines Tages einen Bericht zum Thema Arbeitgebermarke – oder auch Employer Brand. Das Wort musste er erst einmal lesbar machen, denn es wird ja leider so viel hinter einem englischen Begriff versteckt. Damit soll der Begriff wichtig erscheinen und kann demnach nur von entsprechend gebildeten Menschen gelesen und verstanden werden. Er wusste nun, dass es bei Employer Brand darum geht, sich auf dem Arbeitsmarkt bekannt zu machen.
Die Geschäftsführungen von Unternehmen, die sich für diese Vorgehensweise entschieden haben, arbeiten gezielt daran, wie sie und ihre Arbeitsplätze in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. So bekommen interessierte Menschen einen Eindruck, worin Unterschiede zu anderen Unternehmen bestehen. Eine gute Arbeitgebermarke will sich von der Konkurrenz abheben. Sie zeigt, warum es gut sein könnte, genau dort zu arbeiten. Natürlich müssen Ankündigung und Wirklichkeit übereinstimmen.
Welche Schritte braucht es, um eine Arbeitgebermarke zu gestalten?
Wenn das hilft, um Arbeitsplätze zu besetzen, könnte es vielleicht eine Möglichkeit sein, um Bewerberinnen oder Bewerber für die Ausbildung als Fliesen-, Platten- und Mosaikleger/-in zu gewinnen, dachte der Meister, nachdem er seine Idee mit der Ehefrau besprochen hatte.
Um eine Arbeitgebermarke als Ausbildungsbetrieb zu gestalten, braucht es nachhaltige Schritte. Sie muss glaubhaft sein und die Bedürfnisse der zukünftigen Auszubildenden berücksichtigen. Der Meister überprüfte daher zunächst ergebnisoffen, was in seinem Betrieb im Zusammenhang mit der Ausbildung geschieht. Dafür hatte er eine Checkliste mit wichtigen Fragen erarbeitet. Er suchte nach Punkten, die noch nicht umgesetzt sind oder noch verbessert werden könnten. Das Ergebnis bereitete er sachgerecht auf und nutzte es auf allen Wegen in der Öffentlichkeit.
- In Schulen Schülerinnen und Schüler ansprechen
- An Aktionen zur Berufsinformation teilnehmen
- Über Bewerberinnen und Bewerber informieren
- Passende Ausbildungsberufe auswählen
- Ein betriebliches Ausbildungskonzept erstellen
- Bei Fragen die Ausbildungsberatung der Kammer nutzen
- Alle rechtlichen Grundlagen kennen
- Berufsausbildung in allen Bereichen verankern
- Geeignete Bewerberinnen und Bewerber auswählen
- Zeitgerecht Ausbilderinnen und Ausbilder qualifizieren
- Betriebliche Lernorte angemessen ausstatten
- Außerbetriebliche Lernorte nutzen
- Ausbildungsverträge korrekt abschließen
- Berufsschulbesuch rechtzeitig anmelden
- Ausbildungsstart sach- und fachgerecht gestalten
- Probezeit im Sinn aller Beteiligten nutzen
- Alle Pflichten als Ausbildender beachten
- Dienstpläne rechtzeitig erstellen und bekannt machen
- Lernziele mit verschiedenen Methoden vermitteln
- Auszubildenden Zusatzqualifikationen anbieten
- Ausbildungsnachweise im Betrieb führen lassen und prüfen
- An Ausbilderarbeitskreisen der Kammer teilnehmen
- Übernahmemöglichkeit nach der Ausbildungszeit prüfen
- Prüfungen erfolgreich ablegen
- Ausbildungsverhältnisse fach- und sachgerecht beenden
- Weiterbildung für das Personal ermöglichen
Ihr Ausbildungsberater Peter Braune
Peter Braune hat Farbenlithograph gelernt, war Ausbilder und bestand in dieser Zeit die Ausbildungsmeisterprüfung. Er wechselte als Ausbildungsberater zur Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Dort baute er dann den gewerblich-technischen Bereich im Bildungszentrum auf und leitete die Referate gewerblich-technischen Prüfungen sowie Ausbildungsberatung, zu der auch die Geschäftsführung vom Schlichtungsausschuss gehörte. Danach war er Referent für Sonderprojekte.