Kolumne So beeinflussen Benehmen und Umgangston die Ausbildung

Wie Azubi und Ausbilder miteinander umgehen, in welchem Ton sie miteinander sprechen und wie sie Konflikte regeln, hat Folgen für eine erfolgreiche Berufsausbildung. Ausbildungsberater Peter Braune nennt Beispiele, wie Benehmen und Umgangston die Ausbildung beeinflussen.

Chef und Azubi
Der Umgangston zwischen Azubi und Ausbilder ist wichtig: Ständige Vorwürfe und Provokationen dienen weder einer erfolgreichen Ausbildung noch dem Betrieb. - © bluedesign - stock.adobe.com

Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge war ein deutscher Schriftsteller und Aufklärer. Bekannt wurde er vor allem durch seine Schrift über den Umgang mit Menschen. Und der "Knigge" ist aktueller denn.

Benimm-Bausteine im Berufsschulunterricht fehlen

Selbst das Basecap im Berufsschulunterricht abzunehmen, zeugt von guten Manieren. In den Mantel helfen zeugt von Aufmerksamkeit und Respekt und keinesfalls von Verschrobenheit. Das eigennützige Verhalten und die Missachtung anderer prägen nämlich auch den Alltag – und die Ausbildungssituation. Nicht zuletzt in gutem Benehmen und in angemessener äußerer Erscheinung drücken sich die Achtung vor den Mitmenschen aus. Daher wären, angesichts der rüden Umgangsformen, liederlichen Bekleidungsformen und Respekt- oder Rücksichtslosigkeit, Benimm-Bausteine im Berufsschulunterricht ein kleiner Beitrag zur Vermittlung von Werten, Anstand und zum persönlichen Erscheinungsbild.

Aber nicht nur das Benehmen regt manche Meisterin oder Meister auf. Es ist auch vieles, was in der heutigen Zeit offenbar zu den Selbstverständlichkeiten gehört und hingenommen wird oder hingenommen werden muss.

Gutes Benehmen hilft auch in Konfliktsituationen weiter

Häufig wird bei Konflikten übertrieben. Der Hintergrund, warum wir dies so gerne tun, ist, dass wir so versuchen, unseren Aussagen mehr Gewicht zu geben. So machen Über­treibungen und Überreaktionen aus einem Problem ein Drama und blasen auch den kleinsten Konflikt zu einer großen Sache auf. Um den Lehrlingen die eigene Position darzulegen, ist es wichtig, sachlich zu blei­ben. Ansonsten verliert die Aussage an Glaubwürdigkeit. Ungeeignet für einen kon­struktiven Umgang mit Konflikten sind somit Sätze wie: "Das ist ja die reinste Katastro­phe!", "Du ruinierst hier den ganzen Betrieb!" oder "So etwas habe ich ja noch nie erlebt!"

Die Pauschalvorwürfe sind eine Sonderform der Übertreibung. Begriffe wie immer, nie, alle oder keiner sind hierfür kennzeichnend. Werden die Aussagen wörtlich genommen, wird ihre Absurdität schnell deutlich. Pauschalvorwürfe wie "Du bist nie pünkt­lich!" oder "Du machst ständig den gleichen Mist!" wirken meist kränkend auf die Lehrlinge und sind obendrein schwer zu widerlegen. Sie erzeugen ein Gefühl zwi­schen Wut und Betroffenheit und es besteht die Gefahr, dass die Lehrlinge bockig werden und aufgeben.

Vorsicht mit Vorwürfen und Provokationen

Bissige Bemerkungen und Provokationen bringen die Kritik oder das Anliegen nicht sachlich auf den Punkt und sind in einem Konfliktgespräch daher unangebracht. Sätze wie "Das gibt's doch wohl nicht. So unge­schickt kann doch kein Mensch sein!", oder "Kein Wunder, dass du mal wieder beteiligt bist!" brin­gen ein Gespräch nicht voran, sondern blo­ckieren den Verlauf und erzeugen Missmut und Ärger. Viele Konflikte werden erst durch Provokationen ausgelöst oder verschärft. Auch nonverbale Gesten können provozierend wirken, wie ein mürrisches Murmeln, ein ironisches Lächeln, ein Grinsen oder ein demonstratives Wegschauen.

Unkontrollierte, beleidigende Äußerungen führen zu Kränkungen und provozieren impulsive Gegenschläge. Eine solche Eskalation könnte die Beziehung für lange Zeit belasten oder sogar für immer zerstören. Zurückschlagen ist deshalb keine Alternative, wenn man weiterhin miteinander auskom­men und zusammenarbeiten möchte. Zu vermeiden wären Aussagen wie: "Bin ich denn von lauter Idioten umgeben?", "Du redest ja vollkom­menen Quatsch!" oder "Du hast absolut keine Ahnung!"

Ihr Ausbildungsberater Peter Braune

Peter Braune hat Farbenlithograph gelernt, war Ausbilder und bestand in dieser Zeit die Ausbildungsmeisterprüfung. Er wechselte als Ausbildungsberater zur Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Dort baute er dann den gewerblich-technischen Bereich im Bildungszentrum auf und leitete die Referate gewerblich-technischen Prüfungen sowie Ausbildungsberatung, zu der auch die Geschäftsführung vom Schlichtungsausschuss gehörte. Danach war er Referent für Sonderprojekte.